Rehabilitation (Stuttg)
DOI: 10.1055/a-2733-7234
Originalarbeit

Akzeptanz und Inanspruchnahme eines Fallmanagements nach medizinischer Rehabilitation – Ein Vergleich von teilnehmenden und nicht teilnehmenden Versicherten unterschiedlicher Diagnosegruppen

Partipants and non-participants with different diagnoses in a post-rehabilitative case management program: a comparison

Autor*innen

  • Denise Walther

    1   Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
  • Matthias Morfeld

    2   AHW, Hochschule Magdeburg-Stendal, Stendal
  • Axel Kobelt-Poenicke

    3   Referat Rehastrategie, Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, Laatzen
    4   Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Hildesheim

Zusammenfassung

Ziel der Studie

Die Studie untersuchte Versicherte unterschiedlicher Indikationsgruppen der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover (DRV BS-H) hinsichtlich ihrer Teilnahme am Fallmanagement (FM) nach medizinischer Rehabilitation, indem Gruppenunterschiede bezüglich gesundheitlicher, beruflicher und versicherungsrechtlicher Aspekte ermittelt und Prädiktoren für die Inanspruchnahme des FM geprüft wurden. Zudem wurde verglichen, wie die vorangegangene medizinische Rehamaßnahme bewertet wurde. Es wurden weiterhin die Zufriedenheit mit dem Fallmanagement sowie Gründe für die Ablehnung der Leistung ermittelt.

Methode

Für die Querschnittstudie wurden zwischen 2021 und 2023 Versicherte der DRV BS-H mit einer Empfehlung für ein FM nach medizinischer Rehabilitation, in einer retrospektiven Befragung zu ihren gesundheitlichen Belastungen, der beruflichen Situation und ihrer Arbeitsfähigkeit sowie zur Beurteilung der medizinischen Rehabilitation und des FM befragt. Nicht-Teilnehmende am FM wurden zudem nach den Ablehnungsgründen gefragt. Zusätzlich erfolgte eine Verknüpfung mit Verwaltungs- und Behandlungsdaten der DRV BS-H sowie zum ermittelten Ergebnis des Fallmanagements. Für den Gruppenvergleich zwischen Versicherten die am FM teilgenommen haben und denen, die es abgelehnt haben, wurden t-Tests, Chi2-Tests und Mann-Whitney-U-Tests durchgeführt. Die Ermittlung von Prädiktoren erfolgte mittels binär logistischer Regression. Die Zufriedenheit mit dem FM und die Ablehnungsgründe wurden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse

Es konnten signifikante Unterschiede mit lediglich kleinen Effekten festgestellt werden. Nicht-Teilnehmende litten insgesamt häufiger unter einer psychischen Erkrankung. Sie schätzten sich gesundheitlich allgemein als belasteter ein, gingen seltener einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach und hatten eine schlechtere Prognose hinsichtlich der Erhaltung der Erwerbsfähigkeit. Die retrospektive Bewertung der Rehamaßnahme fiel bei Teilnehmenden besser aus als bei Nicht-Teilnehmenden. Die Bewertung des FM war durchweg positiv. Der häufigste Grund für die Ablehnung der Leistung war ein fehlender Bedarf nach dem ersten Beratungsgespräch, da ein eigener Lösungsversuch hinsichtlich beruflicher Schwierigkeiten bevorzugt wurde. Insbesondere eine festgestellte Leistungsfähigkeit von weniger als sechs Stunden für die letzte berufliche Tätigkeit erhöht die Chance einer Teilnahme am FM, wobei das Regressionsmodell eine sehr geringe Erklärungsgüte aufweist.

Schlussfolgerungen

Das FM der DRV BS-H ist ein von Teilnehmenden akzeptiertes Angebot und kann als geeignete Leistung für Versicherte mit komplexem Unterstützungsbedarf betrachtet werden.

Abstract

Purpose

Patients covered by the German Pension Insurance Braunschweig-Hannover (DRV BS-H) are offered participation in a case management program after completing medical rehabiliation. The aim of the present study was to compare and identify differences along several parameters between those who took up the offer of CM and those who refused participation in this program.

Methods

For this cross-sectional study, between 2021 and 2023, members of the DRV BS-H with a recommendation for CM were included in a retrospective survey, that contained items on their disease burden, professional situation and work ability as well as on the evaluation of the medical rehabilitation undergone and the CM. Non-participants were also asked about the reasons for their refusal to particpate. In addition, administrative data of the DRV BS-H were used as a supplement. Group comparison was executed with t-test, Chi2-tests and Mann-Whitney U tests. Predictors were determined using binary logistic regression. Satisfaction with the CM and the reasons for refusal were evaluated descriptively.

Results

In many aspects, significant differences were found between participants and non-participants although the effects were mainly small. Non-participants were more likely to suffer from mental illness. They generally considered themselves to be in poorer health, were less likely to be employed and had a poorer prognosis regarding work ability. Participants experienced better outcomes from the retrospective evaluation of medical rehabilitation than non-participants. The evaluation of the CM was consistently positive. The most common reason for rejecting participation in CM was a wish to find a solution themselves. A performance level of less than six hours during the last professional activity increased the probability of participation in CM; however, the regression model had a very low explanatory power.

Conclusion

The CM of DRV BS-H is an offer taken up by patients with diverse diagnoses after completing medical rehabilitation, and can be considered as a suitable service for members with complex support needs.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
16. Dezember 2025

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