Gesundheitswesen 2009; 71(5): 275-280
DOI: 10.1055/s-0028-1104600
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nahrungsbedingte Zufuhr von nicht-dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen (PCB) in Bayern. Ergebnisse von INES (Integrated Exposure Assessment Survey)

Dietary Intake of Non-Dioxin-Like Polychlorinated Biphenyls (PCB) in Bavaria, Germany. Results from the Integrated Exposure Assessment Survey (INES)H. Fromme 1 , N. Shahin 2 , S. Boehmer 1 , M. Albrecht 3 , H. Parlar 2 , B. Liebl 4 , R. Mayer 4 , G. Bolte 1
  • 1Sachgebiet Umweltmedizin, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 2Lehrstuhl für Chemisch-Technische Analyse und Chemische Lebensmitteltechnologie, Technische Universität München, Freising-Weihenstephan
  • 3Sachgebiet Spezielle Analytik, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 4Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, München
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Publication Date:
17 March 2009 (online)

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Zusammenfassung

Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind in der Vergangenheit in vielfältigen Anwendungen in großem Umfang eingesetzt worden. Aufgrund ihrer Beständigkeit in der Umwelt, der Akkumulation im menschlichen Organismus und ihren gesundheitlichen Effekten müssen sie als besonders kritische Substanzen eingeschätzt werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Zufuhr über Nahrungsmittel der wichtigste Aufnahmepfad ist. Daher wurde im Rahmen von INES (Integrated Exposure Assessment Survey) die aktuelle Exposition einer bayerischen Bevölkerungsgruppe gegenüber PCB abgeschätzt. Die Analyse wurde bei 10 Frauen und 10 Männern im Alter von 19 bis 58 Jahren durchgeführt. Die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer lebten in München und der näheren Umgebung und sammelten an sieben aufeinander folgenden Tagen täglich Duplikate aller verzehrten Nahrungsmittel. Es wurden insgesamt 6 nicht-dioxinähnliche PCB-Kongenere (ndl-PCB bzw. Indikator-Kongenere 28, 52, 101, 138, 153, 180) und das Kongener 118 gaschromatografisch in den Duplikaten bestimmt und mithilfe der Verzehrsmengen die tägliche Zufuhr berechnet. Wenn zur Berechnung der Gesamt-PCB die Summe der PCB 138, 153 und 180 multipliziert mit 4 herangezogen wird, ergibt sich eine tägliche Zufuhr von 4,0–24,1 ng/kg Körpergewicht (Median: 9,5 ng/kg KG). Wird hingegen die Summe der sechs Indikator-Kongenere gebildet und mit 2 multipliziert, ergeben sich Zufuhrwerte von 2,9 bis 20,6 ng/kg KG (Median: 11,2 ng/kg KG). Bezüglich der PCB-Aufnahme zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Im Vergleich zu älteren Studien aus Deutschland kann von einer Abnahme der Belastungssituation ausgegangen werden. Derzeit ist eine toxikologische Abschätzung der nahrungsbedingten PCB Zufuhr auf der Basis der ndl-PCB nicht möglich, da es sich immer um eine Koexposition mit dioxinähnlichen PCB handelt und nicht sicher zwischen den Wirkungen der einzelnen Gruppen unterschieden werden kann. Eine weitere Reduktion der Belastung von Nahrungsmitteln durch konsequente Quellensuche ist aber aus Sicht des Gesundheitsschutzes in jedem Fall notwendig.

Abstract

Polychlorinated biphenyls (PCB) were widely used in numerous industrial and commercial applications in high quantities in the past. Based on their persistence in the environment, their tendency to accumulate in the organism and their specific health effects, PCBs have to be assessed as critical substances. Because the dietary intake was assumed to be the main intake route, the Integrated Exposure Assessment Survey (INES) aimed to measure the recent exposure to PCBs in Germany. The study consisted of 10 female and 10 male participants living in Munich and surroundings. The participants collected dietary duplicates of all food consumed and prepared as for consumption over 7 consecutive days. Altogether the 6 non-dioxin-like PCB congeners 28, 52, 101, 138, 153 and 180 ndl-PCB or, respectively, indicator PCB and furthermore the congener 118 were detected using a gas chromatographic method. Dietary intake was calculated using the amount of food eaten daily and the results from the duplicates. Using the sum of PCB 138, 153 and 180 multiplied by 4, the daily intake ranged from 4.0 to 24.1 ng/kg b.w. (median: 9.5 ng/kg b.w.). On the contrary, the daily intake was 2.9 to 20.6 ng/kg b.w. (median: 11.2 ng/kg b.w.) if the sum of the 6 indicator PCBs multiplied by factor 2 was used for quantification. No sex-related difference of the dietary intake was observable. Overall, it can be concluded that the dietary PCB intake has further decreased in the last years in Germany. At present, the toxicological database is not suitable to assess the risks coming solely from the non-dioxin-like PCBs because it is not possible to differentiate between non dioxin-like and dioxin-like effects in toxicological studies. Nevertheless, a further reduction of PCB exposure via food by searching for possible sources is needed.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. med. H. Fromme

Sachgebiet Umweltmedizin

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Veterinärstrasse 2

85764 Oberschleißheim

Email: hermann.fromme@lgl.bayern.de