Gesundheitswesen 2010; 72(5): 259-270
DOI: 10.1055/s-0029-1220754
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ärztliche Dienstleistung: eine Zufriedenheitsbefragung bei Patienten und niedergelassenen Ärzten

Medical Services: Patients' and Physicians' PerceptionsU. Weisenfeld 1 , C. Sörensen 1 , C. Scherer 1
  • 1Leuphana Universität Lüneburg, Marketing und Technologiemanagement
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Publication Date:
23 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Untersuchung: In der Gesundheitsreform 2007 lag ein Fokus auf dem Zugang zur medizinischen Versorgung in Deutschland und auf einer Wettbewerbsorientierung in der Versorgungsstruktur der gesetzlichen Krankenkassen, die sich beispielsweise in der Einführung von Wahltarifen und Bonusmodellen zeigt. Ziel dieser Untersuchung ist, Wahrnehmungen und Präferenzen bezüglich Versorgungssituation und Gestaltungsalternativen zu erfassen und damit Hinweise auf die Effektivität der Gesundheitsreform zu erhalten.

Methodik: In zwei Befragungen im Jahr 2007 wurden 1 604 Patienten in Arztpraxen zu der ärztlichen Versorgung, dem Leistungsangebot, Innovationen und der Gesundheitsreform befragt sowie 90 Ärzte zu deren Sichtweise des Arztberufs, des Gesundheitssystems und der Rahmenbedingungen. Die Daten wurden mittels SPSS ausgewertet.

Ergebnisse: Die befragten Patienten beurteilten das Potenzial, den Prozess und das Ergebnis der ärztlichen Dienstleistung als überwiegend gut bis sehr gut. Dabei waren die Unterschiede zwischen den gesetzlich und privat Versicherten nicht signifikant. Bei der Beurteilung des Leistungsangebotes ihrer Versicherungen, den Behandlungskosten und der Einstellung zu Innovationen jedoch waren die Werte der Befragten der PKV im Mittel signifikant höher. Die befragten Ärzte hingegen waren nur mittelmäßig zufrieden mit ihrer beruflichen Situation, sehen Probleme in der Versorgung der Patienten, plädieren für ein besseres Informieren der Patienten und befürworten Anreize für gesundheitsbewusstes Verhalten. Insgesamt ist die Gesundheitsreform 2007 bei den Versicherten nur unzulänglich bekannt und wird von den Ärzten als sehr schlecht beurteilt.

Abstract

In 2007, the German health-care system was once again subject to reform. Demographic changes and a rising demand for health-care services on the one hand and technological progress with increased medical-technological possibilities on the other lead to questions about organising and financing health care. Moreover, with the German health care being a mixture of a public insurance systems and private insurances, the extent, quality and equality of access is constantly under debate. In an empirical study, 1 604 patients were asked about their satisfaction with medical services and their insurance as well as their views on the recent reform. 90 physicians were questioned about their job satisfaction and their views on the health care system and the recent reform. Patients, irrespective of their type of insurance, on average were very satisfied with the physicians’ services. Privately insured patients on average were more satisfied with their insurance than publicly insured. Patients were not well informed about the reform. Physicians’ job satisfaction was markedly lower, they anticipate problems with health-care provision and they judge the health-care reform as inappropriate. Thus, patients on average are very satisfied with medical services, physicians on average are not satisfied with their situation, and the health-care reform is not perceived as a great success.

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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. U. Weisenfeld

Lehrstuhl Marketing und Technologie-

management, Leuphana Universität Lüneburg

Scharnhorststraße 1

21335 Lüneburg

Email: mut@leuphana.de

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