Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(2): 64-71
DOI: 10.1055/s-0029-1220910
Schwerpunktthema

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wortarten und grammatische Kategorien

Parts of Speech and Grammatical CategoriesP. M. Vogel 1 , R. Thieroff 2
  • 1Universität Siegen, Fachbereich 3 – Germanistik/Linguistik
  • 2Universität Osnabrück, Fachbereich 7 – Germanistik/Linguistik
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Publication Date:
05 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Im Deutschen, wie auch in den meisten anderen europäischen Sprachen, haben viele Wörter neben ihrer Grundform flektierte oder gebeugte Formen. So gehören zur Grundform laufen unter anderem die gebeugten Formen (ich) laufe und (ich) lief. Eine Grundform wie Tisch weist unter anderem die gebeugte Form Tischen auf. In den jeweiligen Formen stecken dabei grammatische Bedeutungen, die auch als grammatische Kategorien bezeichnet werden. So sind sowohl (ich) laufe als auch (ich) lief die drei grammatischen Bedeutungen 1. Person, Singular und Aktiv gemeinsam, (ich) laufe ist jedoch zusätzlich Präsens im Gegensatz zu Präteritum bei (ich) lief. Die Form Tischen wie in auf den Tischen ist eindeutig Plural und Dativ, während Tisch zwar immer die Bedeutung Singular besitzt, aber sowohl Nominativ (der Tisch ist grün) als auch Akkusativ (ich kaufe einen Tisch) sein kann. Je nachdem, ob Wörter flektiert werden oder nicht, spricht man von flektierbaren und nicht flektierbaren Wortarten. Je nachdem, nach welchen grammatischen Kategorien Wörter flektieren, erhält man die Wortarten Verb, Substantiv, Adjektiv, Artikel und Pronomen. Nicht flektierbare Wörter werden nach ihren Eigenschaften im Satz weiter unterteilt. So erhält man die Wortarten Präposition, Konjunktion, Adverb und Partikel. Die grammatischen Kategorien werden in der Regel mithilfe von Formelementen, so genannten Flexionsmorphemen, realisiert. Die Art und Weise kann sehr unterschiedlich sein. So hat der Komparativ am Adjektiv immer ein eigenes Morphem -er (z. B. laut-er), während Person und Numerus am Verb zusammen realisiert sind (z. B. ist -t in er geh-t gleichzeitig 3. Person und Singular). Manchmal wird ein Merkmal nicht (nur) durch ein Morphem, sondern (zusätzlich) durch einen Vokalwechsel im Stamm ausgedrückt, man vergleiche den Umlaut bei der Pluralbildung von Stuhl zu Stühl-e. Andere Merkmale, wie Präsens beim Verb oder Singular beim Substantiv, sind nur implizit vorhanden und nicht durch ein Morphem repräsentiert.

Abstract

In German, as in most other European languages, many words have inflected forms in addition to their base form. For instance, (ich) laufe and (ich) lief are inflected forms of the base form laufen. A base form such as Tisch can be inflected as Tischen. The grammatical meanings, which are usually called grammatical categories, are encoded in each form. Thus, both (ich) laufe and (ich) lief contain the three grammatical meanings of the first person, singular and active; additionally, (ich) laufe shows present tense in contrast to (ich) lief, the simple past form. The form Tischen as in auf den Tischen is clearly plural and dative, whereas Tisch always implies singular, but can be either nominative (der Tisch ist grün) or accusative (ich kaufe einen Tisch). Depending on whether words are inflected or not, they are labelled inflectible and non-inflectible. In accordance with the grammatical categories in which words are inflectible, these words are divided into verbs, nouns, adjectives, articles, and pronouns. Non-inflectible words are categorised according to their characteristics in a sentence, and comprise parts of speech including prepositions, conjunctions, adverbs, and particles. As a rule, grammatical categories are realised in various ways with the help of form elements, so-called inflectional morphemes. The comparative of an adjective always has its own morpheme -er (e. g. laut-er), but person and number share one morpheme in a verb (e. g. -t in er geh-t is simultaneously 3rd person and singular). Sometimes a grammatical feature is expressed not (only) through a morpheme, but (also) through a vowel change in the stem, for example, the umlaut phenomenon in the plural form Stühl-e. Other features, such as present with a verb or singular with a noun are indicated only implicitly, not through a morpheme.

Literatur

  • 1 Duden .Die Grammatik. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Dudenverlag 2007
  • 2 Eisenberg P. Grundriss der deutschen Grammatik. Band 1: Das Wort. Stuttgart/Weimar: Metzler 2006
  • 3 Helbig G, Buscha J. Deutsche Grammatik. Berlin/München/Wien/Zürich/New York: Langenscheidt 2007
  • 4 Hentschel E, Weydt H. Handbuch der deutschen Grammatik. Berlin/New York: de Gruyter 2003
  • 5 Thieroff R, Vogel PM. Flexion. Heidelberg: Winter 2009

Korrespondenzadresse

Univ.-Prof. Dr. P. M. Vogel

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