Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(2): 51
DOI: 10.1055/s-0029-1225578
Der kleine Repetitor

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Endoskopische Untersuchung des Schluckens

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Publication Date:
16 June 2009 (online)

Schluckstörungen können in ganz verschiedenen Formen auftreten: So z.B. bei einer 20-jährigen Patientin, die "immer so einen Kloß im Hals beim Schlucken hat", einem 60-jährigen Patienten, der angibt, "ihm würden die Tabletten im Hals stecken bleiben", oder einer 80-jährigen dementen Patientin, die überhaupt nicht mehr allein aktiv schluckt. Gerade wegen der Vielfalt der klinischen Bilder ist bei den meisten Patienten mit Dysphagie eine standardisierte Diagnostik (Anamnese, Inspektion, Funktions-Palpation, Laryngoskopie, Videostroboskopie, Palatografie, videofluoroskopische bzw. radiologische Schluckuntersuchung, Schluckszintigrafie, dynamische Magnetresonanztomografie, Elektromyografie) notwendig. Als sehr wertvoll hat sich die endoskopische Evaluation des Schluckaktes erwiesen. Mittlerweile gibt es sie in verschiedenen Variationen.

In ihrer einfachsten Form FEES = "fiberoptische endoskopische Evaluation des Schluckaktes“ (FEES® nach S. Langmore) wird ein flexibles Endoskop transnasal eingeführt und der Schluckakt bei flüssiger, halbfester und fester Konsistenz beurteilt, oft nach einem weitgehend standardisierten Schema.

Modifikationen der FEES sind

die DFEES = "digital FEES" (A. Fourcin), bei der simultan eine digitale Aufzeichnung der FEES mit den langsamen Elektroglottografiesignalen zur Dokumentation und Bewertung der Larynxelevation erfolgt, die FEESST ="FEES with sensory testing" (Aviv) mit Überprüfung der laryngealen Sensibilität durch applizierte Luftimpulse (sehenswerte Videos s. http://www.feesst.com/video.html), sowie die MDAS ="multidimensionale Analyse des Schluckens", bei der neben der FEES simultan und synchron weitere relevante Biosignale (z.B. Oberflächen-EMG vom Mundboden, Druckmessung am Zungengrund, Pharynx und oberen Ösophagusshinkter, Respirationsphasen) aufgezeichnet und ausgewertet werden.

Mit der MDAS kann z.B., für die Therapie essentiell wichtig, zwischen einer Hypotonie der Pharynxmuskulatur und einer Hypertonie des oberen Ösophagussphinkters differenziert werden (Abb. [1]). Dies gelingt mit der FEES allein nicht.

Abb.1 28-jährige Patientin, Z.n. Hirntumor-OP, zunächst PEG, jetzt wieder oraler Kostaufbau, noch Schwierigkeiten mit der Einnahme von Tabletten. In der Funktionsendoskopie sieht man, dass eine geschluckte Tablette nur verzögert in den Ösophagus transportiert wird. Mit der MDAS gelang dann der Nachweis einer Störung der Relaxation des oberen Ösophagusshinkters (grüner Kurve = Pues). Zusätzlich sind dargestellt: Zungengrund- (Ptb) und Pharynxdruckkurven (Ppha), Mundbodenoberflächen-EMG (Swallow1) und die In- und Exspirationsphasen (Resp1).

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