Zusammenfassung
Um Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderung zu
ermöglichen, werden von den Rehabilitationsträgern Leistungen zur Teilhabe erbracht.
Um diese zielgerichtet zu initiieren und individuell durchzuführen, ist es notwendig,
potenziellen Bedarf frühzeitig trägerübergreifend zu erkennen bzw. festzustellen.
Dieser Anspruch wird insbesondere durch die UN-Behindertenrechtskonvention weiter
verstärkt. Der Beitrag stellt rechtliche Hintergründe und praktische Rahmenbedingungen
für die bestehende Prüfpflicht dar und verweist auf Beispiele für vorliegende Verfahren
zur Bedarfserfassung, die in der Regel noch zu leistungsspezifisch ausgerichtet sind.
Hier besteht Handlungsbedarf, um gesetzliche Forderungen in Bezug auf trägerübergreifende
Bedarfsfeststellung umzusetzen und bereits bestehende Ansätze weiterzuentwickeln.
Abstract
To enable self-determination and participation equal with others for persons with
disabilities, the social insurance agencies involved in rehabilitation provide benefits
for rehabilitation and participation. In order to initiate and perform those benefits
individually and purposively, it is necessary to detect and assess a potential need
early across social insurance agencies. This requirement was strengthened by the UN
Convention on the Rights of Persons with Disabilities. The article outlines the legal
background and practical framework conditions for the present assessment duty and
refers to examples of existing methods for needs assessment, which in general are
still too much aligned to specific benefits. In light of these circumstances, a need
for action exists in order to implement legal demands relative to needs assessments
across social insurance agencies and to advance approaches already in place.
Schlüsselwörter
Rehabilitationsbedarf - Bedarfsfeststellung - Leistungen zur Teilhabe - Kooperation
- Koordination
Key words
rehabilitation need - needs assessment - benefits for participation - cooperation
- coordination
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1 Die Formulierung in Art. 26 UN-BRK geht damit über § 1 Satz 1 SGB IX hinaus.
Korrespondenzadresse
Dr. LarissaBeck
Bundesarbeitsgemeinschaft für
Rehabilitation e. V. (BAR)
Solmsstraße 18
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eMail: Larissa.Beck@BAR-Frankfurt.de
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