Gesundheitswesen 2011; 73(08/09): 477-482
DOI: 10.1055/s-0031-1285900
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Universelles Neugeborenen-Hörscreening (UNHS) – Ist eine erfolgreiche Umsetzung flächendeckend möglich?

Universal Newborn Hearing Screening (UNHS) – Is it Possible to Successfully Implement it Nationwide?
I. Brockow
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
,
P. Kummer
2   Phoniatrie und Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Klinikum der Universität Regensburg
,
B. Liebl
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
,
U. Nennstiel-Ratzel
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
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Publication Date:
02 September 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund:

Durch die Aufnahme in die Kinder-Richtlinien hat seit dem 01.01.2009 jedes Neugeborene einen Anspruch auf ein Hörscreening (UNHS). Anhand der Erfahrungen in Bayern soll nach 2 Jahren untersucht werden, ob das universelle NHS erfolgreich durchgeführt wird und die Qualitätskriterien der Kinder-Richtlinien erreicht werden können.

Methodik:

In den Kinder-Richtlinien sind detaillierte Vorgaben zur Durchführung und Qualität des UNHS gemacht worden. Anhand der übermittelten UNHS-Daten der screenenden Einrichtungen in Bayern wurden Zielparameter der Prozessqualität wie Screeningrate, Testmethode, Referrate (Anteil auffälliger Screeninguntersuchungen) und Diagnosealter evaluiert.

Ergebnisse:

Bei über 96% aller Neugeborenen konnte ein Screening dokumentiert werden. Die Referrate lag 2010 bei 4,5%. Nur 18% der ersten Kontrolluntersuchung wurden bei einem Pädaudiologen durchgeführt. Zur Abklärung eines beidseitig auffälligen Erstscreenings war in 38,5% eine Intervention des Screeningzentrums notwendig. Der Median des Diagnosealters einer beidseitigen Hörstörung lag 2009 bei 5,5 Monaten, des Therapiebeginns bei 6,2 Monaten. Bei 49% der Betroffenen war die frühzeitige Diagnosestellung nur durch das Tracking des Screeningzentrums möglich.

Schlussfolgerung:

Das universelle Neugeborenen-Hörscreening wird erfolgreich durchgeführt. Um die Qualitätsanforderungen der Kinder-Richtlinien flächendeckend zu erreichen, müssen weitere Anstrengungen unternommen werden. Ohne ein Screeningprogramm mit einem effektiven Tracking unter Einbindung eines Screeningzentrums liegt der mittlere Zeitpunkt des Therapiebeginns erheblich zu spät.

Abstract

Background:

Since 01.01.2009 in Germany a newborn hearing screening (UNHS) is obligatory for every child. The UNHS is part of the guidelines for the prevention of diseases for children up to 6 years of age (Kinder-Richtlinien). 2 years after its introduction in Bavaria, we now evaluate whether the UNHS has been implemented successfully, and if the quality criteria of the guidelines have been met.

Methods:

In the guidelines details for the procedure and screening quality are given. The UNHS data from the screening facilities in Bavaria were evaluated for process quality criteria like screening coverage, screening method, REFER rate (rate of failed tests) and child age at diagnosis.

Results:

More than 96% of all newborns were screened. The REFER rate for 2010 was 4.5%. Only 18% of the controls were done by a paediatric audiologist. In 38.5% of the newborns an intervention of the screening centre was necessary to assure controlling of a failed screening test. In 2009 the median age at diagnosis for a bilateral hearing loss was 5.5 months, and the start of therapy was 6.2 months.

Conclusion:

In Bavaria the UNHS was implemented successfully. A tracking system for all children who failed the hearing screening test is pivotal for the early diagnosis of children with bilateral hearing deficiency.