Sprache · Stimme · Gehör 2012; 36(01): 3
DOI: 10.1055/s-0032-1307040
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tagungsbericht – Stimme und Emotion – Therapie und Unterricht im Gegenstandsfeld Stimme

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Publication Date:
21 March 2012 (online)

 

Mit Prof. Johan Sundberg, Stockholm, Prof. Bernhard-Richter, Freiburg, und Wolfgang Saus, Aachen, referierten zum 16. Bad Nenndorfer Therapietag des CJD Instituts Schlaffhorst-Andersen 3 Fachleute vor knapp 400 Atem-, Sprech- und Stimmlehrern, akademischen Sprachtherapeuten, Logopäden und Gesangspädagogen.
16. Bad Nenndorfer Therapietag, 12.11.2011

In seinem Einführungs-Vortrag gab Prof. Sundberg einen Überblick über die Physiologie der Atmung und Untersuchungen der Atmung beim Singen. Beim Sprechen gilt es hauptsächlich, den subglottischen Druck für Sprechlautstärke zu erzeugen, vielleicht mit kleinen Variationen in der Prosodie (und Dynamik). Beim Singen müssen hingegen subglottische Druckvariationen produziert werden sowohl für die Variationen in der Stimmstärke als auch in Anpassung an die Tonhöhe.

In der anschließenden Seminarphase waren in 1. Linie Atem-, Sprech- und Stimmlehrerinnen nach dem Konzept Schlaffhorst-Andersen aktiv. Dorothea Gädeke setzte sich mit der Bedeutung von Stimme und Emotion in Bezug auf die Arbeit an Texten auseinander. Dietlind Jacobi beschäftigte sich mit dem (Wieder)herstellen einer funktionstüchtigen und klangreichen Stimme. Beate Josten stellte dar, wie sich über den Stimmklang die Stimmung oft schneller ausdrückt, als einem bewusst ist. Julia Toubekis-Baumgardt thematisierte das Konzept Schlaffhorst-Andersen als hilfreich für die Arbeit im Rock- und Pop-Gesang. Die Therapie kindlicher Stimmstörungen stand im Mittelpunkt des Seminars von Prof. Ulla Beushausen vom HAWK Hildesheim. Aus medizinischer Sicht führte Dr. Antoni Lang von der CJD Schule Schlaffhorst-Andersen das Thema Emotion und Stimme aus.

Der Obertonsänger Wolfgang Saus aus Aachen stellte in seinem Vortrag dar, wie sich mit Hilfe von bildgebenden Computerprogrammen einzelne Töne bzw. Teiltonbereiche der gesungenen Stimme darstellen lassen. Richtig verstanden verhelfen die sogenannten Formanten der Opernstimme zu Tragfähigkeit und Brillanz, dem Chorklang zu Homogenität und zu reiner Intonation, dem Instrument zu einem guten Klang.

Prof. Richter vom Freiburger Institut für Musikermedizin stellte im abschließenden Vortrag "Diagnostik bei Stimmstörungen – Was ist möglich, was ist sinnvoll?" aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich vor. In den letzten Jahren ist es möglich geworden, eine Vielzahl von stimmlichen Parametern zu messen. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, welche der Parameter die für eine Stimmbeurteilung entscheidenden Größen sind.

Einige Interviews mit den Referenten, ein Tagungsvideo und einen Tagungsrückblick können Sie auf www.stimmprofis.de ansehen.

Dipl. Päd. Jens Kramer, Bad Nenndorf