Zusammenfassung
Hintergrund: Über die Anwendung von Fadenoperationen außerhalb der Indikation Innenschielen liegt
vergleichsweise wenig Literatur vor. Patienten und Methoden: Retrospektive Auswertung der verfügbaren Daten der Patienten, bei denen eine andere
Indikation als Innenschielen zur Fadenoperation geführt hatte, bei denen zwischen
2000 und 2011 eine oder mehrere Fadenoperationen ausgeführt wurden und bei denen eine
Nachkontrolle mindestens 3–6 Monate postoperativ erfolgt war. Insgesamt konnten 23
Patienten identifiziert werden, davon 9 mit endokriner Orbitopathie (EO), 9 mit Okulomotoriusparesen
sowie 3 Patienten mit Abduzensparese und Diplopie im Seitblick, 1 Patient mit okulopharyngealer
Muskeldystrophie und je 1 Patient mit Senkungsdefizit respektive Hebungsdefizit nach
Orbitatrauma. Ergebnisse: Von 7 horizontal betroffenen Patienten (4 mit EO, 3 mit Abduzensparese) wurden 5
Patienten einseitig und 2 Patienten beidseitig operiert. Das horizontale Ausmaß des
BES-Feldes lag präoperativ zwischen 15° und 70° (Mittel 44,3°) und konnte bei den
einseitigen Operationen um minimal 10° bis maximal 25° (Mittel 16,9°) und bei den
beiden beidseitigen Operationen um 20° bzw. 35° auf 30–80° (Mittel 55,6°) vergrößert
werden. Von 16 vertikal betroffenen Patienten (alle 8 mit Okulomotoriusparese, 5 mit
EO, 2 nach Orbitatrauma, 1 mit Muskeldystrophie) wurde nur 1 Patientin gleichzeitig
am Rectus superior und inferior operiert, bei allen anderen wurde nur eine Fadenfixation
vorgenommen. Das vertikale Ausmaß des BES-Feldes lag präoperativ zwischen 5° und 55°
(Mittel 31,2°) und konnte bei den einseitigen Operationen um minimal 5° bis maximal
45° (Mittel 19,7°) und bei der einen gleichzeitig am Rectus superior und inferior
durchgeführten Operation um 20° auf 10–80° (Mittel 49,2°) gesteigert werden. Schlussfolgerungen: Fadenoperationen können wirkungsvoll zu einer Entfaltung des Feldes binokularen Einfachsehens
beitragen. Das potenzielle Risiko einer Verschlechterung der Situation mit Verstärkung
der Diplopiewahrnehmung erscheint gering; es bleibt aber in jedem Fall zu bedenken,
und der Patient ist darüber aufzuklären. Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung anzugeben erscheint
nicht möglich.
Abstract
Background: Faden operations is a well-known surgical option for the treatment of esotropia.
To the best of our knowledge there are only a few reports available dealing with this
particular topic. Patients and Method: Retrospective series of patients in whom between 2000 and 2011 a faden operation
was performed under all indications except esotropia. 23 patients (9 Gravesʼ disease,
9 third nerve palsy, 3 sixth nerve palsy, 1 muscle dystrophy, 2 orbital trauma) were
included. Results: 5 out of 7 horizontally disturbed patients were operated unilaterally and the remaining
2 bilaterally. The field of binocular single vision increased from 15–70° preoperatively
by 10–25° (unilateral) and 20–35° (bilateral) to 30–80° postoperatively. Out of the
16 vertically disturbed patients only one was operated on superior and inferior rectus
simultaneously and all the other on only one muscle. The field of binocular single
vision increased from 5–55° preoperatively by 5–45° to 10–80° postoperatively. There
were no complications so far and none of the patients worsened with the surgery. Conclusion: A faden operation might help to increase the field of binocular single vision in
cases of restrictive squint like Gravesʼ disease or in paralytic strabismus.
Schlüsselwörter
Strabologie - Fadenoperation - Diplopie
Key words
strabisms - faden operation - diplopia