Zentralbl Chir 2013; 138(5): 530-535
DOI: 10.1055/s-0032-1328624
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arterielle Homografts in der Gefäßchirurgie – idealer Gefäßersatz bei aortalen Gefäßprotheseninfektionen?!

Arterial Allografts in Vascular Surgery – Best Choice in Cases of Aortic Graft Infection?!
P. T. Fellmer
Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
I. Matia
Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
S. Jonas
Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juli 2013 (online)

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Zusammenfassung

Infektionen von aortalen Gefäßprothesen und endovaskulären Grafts stellen eine zunehmende Herausforderung in der Gefäßchirurgie dar. Neben der Versorgung mit extraanatomischen prothetischen Bypässen kommt der anatomischen Rekonstruktion mit infektresistenten Materialien eine besondere Bedeutung zu. Die Verwendung von arteriellen Homografts ist eine an vielen Zentren etablierte Methode zur In-situ-Rekonstruktion bei Gefäßprotheseninfektion. Historisch zum elektiven Gefäßersatz genutzt, geriet die Bedeutung der arteriellen Homografts mit der Entwicklung von synthetischen Gefäßprothesen in den Hintergrund. In den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts fand die Verwendung als Gefäßersatz bei Infektionen eine erneute, rasche klinische Akzeptanz. Diskussionen über den Einsatz von sogenannten „frischen“ Homografts ohne Konservierung wurden durch europäische Richtlinien in 2003 beendet, obwohl Vorteile im Langzeitverlauf absehbar waren. Gegenwärtig können aufgrund des deutschen Gewebegesetzes ausschließlich sogenannte „kryokonservierte“ Homografts verwendet werden. Größere, teilweise kontrollierte Studien zeigten jedoch hiermit vergleichbare Ergebnisse zur Anwendung von Silberprothesen bei deutlich geringeren Re-Infektions-Raten. Offen bei der Verwendung von arteriellen Homografts bleibt weiterhin die Frage nach einer nötigen Immunsuppression. Veränderungen aufgrund immunologischer Prozesse können zu Veränderungen der Transplantate führen. Die im Langzeitverlauf beobachteten aneurysmatischen Veränderungen lassen sich jedoch mit modernen endovaskulären Verfahren behandeln und haben damit wenig Einfluss auf die Langzeitergebnisse. Die Verfügbarkeit von arteriellen Homografts ist in Europa eher eingeschränkt, doch ermöglichen internationale Unternehmen gegenwärtig eine akzeptable Versorgungslage. Der Einsatz von Homografts auch in nicht universitären Institutionen zeigt die breite Akzeptanz des Materials und die Eignung zum Routineeinsatz in der Gefäßchirurgie, wenn auch die Behandlung der zentralen Gefäßprothesen weiterhin mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden ist.

Abstract

Infection of vascular prostheses, particularly in the central aortic position, is a growing challenge in vascular surgery. Beside the use of extra-anatomic prosthetic bypasses the need for anatomic reconstruction with infection-resistant materials is growing. The use of arterial allografts is an established method in many centres for in situ reconstruction. Used historically as the only option for vessel replacement, allografts were seldom used once the development of synthetic prostheses started. Use as a vascular graft in infected regions began in the 1990s. Discussions about the use of “fresh” allografts without preservation were terminated by order of the European Union in 2003 (although the long-term benefits have been foreseen). Currently, because of the German Tissue Act, only “cryopreserved” allografts can be used. Larger, partially controlled studies about the outcome after cryopreserved allograft transplantation have shown similar results to the use of silver prostheses, with a significantly lower prevalence of re-infection. Questions remain about the use of immunosuppression after human allograft transplantation. Immunological interactions are mainly involved in allograft degeneration. Aneurysmal changes (most commonly late degeneration of allografts) can be treated with endovascular procedures and therefore have no direct impact on long-term results. The availability of allografts in Europe tends to be restricted, but companies based outside the EU permit a good supply. The use of allografts in non-university institutions shows the wide acceptance of the material and its suitability for routine use in vascular surgery, even if the treatment of infected vascular prostheses in the central position remains associated with high morbidity and mortality.