Zusammenfassung
Einleitung:
Patientenbefragungen sind ein verbreitetes Instrument im Rahmen des Qualitätsmanagements
in der ambulanten und stationären Versorgung. Häufig ermöglichen derartige Befragungen
den Vergleich von Leistungserbringern mit der Konsequenz, dass einzelne sichtbar besser
oder schlechter abschneiden als andere. Dieses Vorgehen wiederum macht es erforderlich
zu prüfen, ob die bei der Auswertung der Befragungen gefundenen Unterschiede nicht
lediglich Resultat der unterschiedlichen Zusammensetzung der Befragten sind. Obgleich
häufig gefordert, wird eine derartige Adjustierung zumeist nicht vorgenommen. Dieser
Beitrag beschreibt die Auswahl von Variablen zur Adjustierung und das statistische
Vorgehen bei einer relativ homogenen Stichprobe von Mammakarzinompatientinnen. Außerdem
werden Nutzen und Grenzen der Adjustierung diskutiert.
Methodik:
Anhand der Befragungsdaten von 3 840 Brustkrebspatientinnen aus 52 nordrhein-westfälischen
Brustzentren aus dem Jahre 2010 wird untersucht, welche Patientinnenmerkmale zur Adjustierung
von Zufriedenheitsratings herangezogen werden können und inwieweit sich die erwarteten
von den beobachteten Werte der Zentren unterscheiden. Als unabhängige Variablen werden
Alter, Bildungsabschluss, Muttersprache, Stadium, Grading, ASA-Klassifikation, die
betroffene Brust, Art der Operation, Versichertenstatus, Partnerschaftsstatus sowie
die Zeit zwischen Operationsdatum und Eingang des ausgefüllten Fragebogens berücksichtigt.
Ergebnisse:
Die durch die unabhängigen Variablen erklärte Varianz ist gering. Die erwarteten Werte
unterscheiden sich kaum, was auf die große Homogenität der Patientinnen in den verschiedenen
Zentren zurückzuführen ist.
Schlussfolgerung:
Der Nutzen der Adjustierung bleibt in der Studienpopulationen begrenzt. Die durch
die Adjustoren erklärte Varianz der abhängigen Variablen ist klein. Letztlich kann
aus unserer Sicht keine klare Empfehlung für oder gegen eine Casemix-Adjustierung
bei Patientenpopulationen wie der hier untersuchten ausgesprochen werden. Den – wenn
auch kleinen – Effekten für eine gerechtere Berichterstattung von Patientenbefragungen
stehen bislang ungelöste methodische Herausforderungen gegenüber. Ebenfalls von Bedeutung
und in der Diskussion bislang nur selten Gegenstand ist die inhaltliche Interpretation
der Assoziation von Patientenmerkmalen mit besserer oder schlechterer Bewertung in
Befragungen. Eine Adjustierung für die betreffenden Merkmale würde diese Befunde verschwinden
lassen und keinen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung leisten können.
Abstract
Introduction:
Patient questionnaires are a frequently used instrument within the framework of quality
management in in- and outpatient care. Often such questionnaires enable a comparison
of care suppliers with the consequence that one turns out to be visibly better or
poorer than another. This process, in turn, makes it necessary to check whether differences
found upon evaluation of the questionnaires are not merely the result of different
compositions of the questioned populations. Although frequently demanded, such adjustments
are not usually made. The present article describes the choice of variables for adjustments
and the statistical procedures for a relatively homogeneous sample of breast cancer
patients. In addition, the utility and limitations of adjustments are discussed.
Methods:
On the basis of questionnaire data from 3 840 breast cancer patients of 52 breast
cancer centres in North Rhine-Westphalia collected during 2010, we examined which
patient characteristics can be employed for the adjustment of satisfaction ratings
and to what extent the observed values for the centres differed from the expected
results. Independent variables taken into consideration were age, educational level,
native language, stage, grading, ASA classification, afffected breast, type of operation,
insurance status, partnership status as well as time between operation and receipt
of the filled out questionnaire.
Results:
The variance revealed by the independent variables is low. The expected values showed
minimal differences which can be attributed to the high homogeneity of the patients
collectives and the centres.
Conclusion:
The use of adjustments remains limited in the study population. The variance of the
independent variables revealed by the adjustors is small. Finally, in our opinion,
no clear recommmendation for or against case-mix adjustments can be made in patient
populations such as the one examined here. Thus, even when small, effects for a more
correct reporting of patient questionnaires are faced with unresolvable methodological
challenges. Also of importance but an as yet only rarely discussed factor is the factual
intepretation of the association of patient characteristics with a better or poorer
evaluation of questionnaires. An adjustment for the respective characteristics would
eliminate these findings and not make any contribution to an improvement in health
care.
Schlüsselwörter Casemix Adjustierung - Brustkrebs - Versorgungsqualität - Patientenzufriedenheit
Key words casemix adjustment - breast cancer - quality of care - patient satisfaction