Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(3): 144-149
DOI: 10.1055/s-0033-1342897
Fachwissen
Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kasuistik: Die purulente Candida-Perikarditis – Ein seltenes, aber lebensbedrohliches Krankheitsbild in der Intensivmedizin

Case report: Purulent pericarditis caused by candida species – A rare but life-threatening disease in intensive care medicine
Mario Hensel
,
Remco Reinartz
,
Christina Koch
,
Irit Nachtigall
,
Rudolf Marnitz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. April 2013 (online)

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Zusammenfassung

Ein männlicher Patient mit Drogenanamnese wird aufgrund einer ambulant erworbenen Pneumonie ins Krankenhaus eingeliefert. In der Folge entwickelt sich rasch ein akutes Lungenversagen (ARDS) sowie eine purulente Candida-Perikarditis mit Perikarderguss, die zu einer schweren kardialen Funktionsstörung führt. Durch schnelle Diagnosestellung und umgehende Einleitung adäquater Therapiemaßnahmen wie Antimykotikabehandlung, Perikardiozentese, perkutane Perikarddrainage und spätere chirurgische Intervention kann der Patient gerettet werden. Der Beitrag beschreibt die Ätiologie, Pathophysiologie und Symptomatik der purulenten Candia-Perikarditis, bietet eine Literaturübersicht zu diesem seltenen Krankheitsbild und diskutiert die Behandlungsoptionen.

Abstract

We report a case of a male patient with drug abuse in his medical history who was hospitalized because of a community acquired pneumonia. Subsequently the patient developed an acute lung injury (ARDS) and a fulminant purulent pericarditis accompanied by a pericardial effusion. Caused by the pericardial tamponade cardiac function was severely restricted. Due to fast diagnosis and immediate adequate therapy such as systemic anti-fungal treatment, pericardiocentesis, percutaneous drainage, and later surgical intervention the patient was treated successfully. This article describes etiology, pathophysiology and symptoms of purulent Candida-pericarditis and gives a review of existing literature regarding this extremely rare disease. In addition therapeutic options are discussed.

Kernaussagen

  • Die purulente Candida-Perikarditis ist ein seltenes, aber lebensbedrohliches Krankheitsbild, das unbehandelt zu 100 % tödlich verläuft.

  • Eine schnelle Diagnosestellung und adäquate Therapiemaßnahmen können zu einer vollständigen Genesung führen.

  • Prädisponierende Faktoren sind Immunsuppression, herzchirurgische Eingriffe und Antibiotikatherapie.

  • Klinisch ist die Candida-Perikarditis durch eher unspezifische Zeichen gekennzeichnet wie Fieber, Dyspnoe und erhöhte Entzündungsparameter.

  • Diagnoseweisend sind generalisierte ST-Strecken-Hebungen im EKG, ein verbreiterter Herzschatten in der Röntgen-Thorax-Aufnahme, die Darstellung eines Perikardergusses im Herzecho sowie der mikrobiologische Erregernachweis.

  • Die häufigsten Komplikationen der purulenten Candida-Perikarditis sind die Perikardtamponade und die Pericarditis constrictiva.

  • Kausale Therapiemaßnahme ist die gezielte antimykotische Behandlung. Empfohlen werden Polyene, ggf. in Kombination mit Flucytosin, oder hoch dosierte Echinocandine.

  • Darüber hinaus muss der Perikarderguss wirkungsvoll perkutan drainiert werden.

  • Gegebenenfalls ist eine chirurgische Intervention mit Perikardfensterung, Saug-Spül-Drainage oder Perikardektomie notwendig.

Ergänzendes Material