Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230(11): 1094
DOI: 10.1055/s-0033-1351064
150 Jahre KliMo – gestern und heute
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Highlights heute Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde

G. K. Lang
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 November 2013 (online)

zur Arbeit „Endophthalmitis als schwere Komplikation der intravitrealen Medikamenteneingabe“ A.-O. Lommatzsch1, S. Bartels, B. Heimes1, G. Spital1, M. Dietzel1, M. Freistühler2, N. Bornfeld2, D. Pauleikoff2 1 Retinologie, Augenabteilung am St. Franziskus Hospital Münster 2 Retinologie, Universitäts-Augenklinik Essen
Klin Monatsbl 2013; 230: 1130–1134

Die Autoren und Fachgesellschaften beschäftigen sich mit dem sehr wichtigen Thema der schwerwiegenden okulären Komplikation Endophthalmitis nach intravitrealer operativer Medikamenteneingabe (IVOM).

Die IVOM-Zahlen steigen und werden mit zunehmender Ausweitung der Indikationen (altersbedingte Makuladegeneration, Venenverschlüsse, diabetisches Makulaödem, pathologische Myopie usw.) trotz standardisierter Vorgehensweise und Prophylaxemaßnahmen weiter ansteigen.

Es ist insofern wichtig, da die Resultate der vorliegenden Stellungnahme demonstrieren, dass es auch unter hohen und standardisierten Qualitätsstandards zu schwersten Endophthalmitiden kommen kann. Dies ist besonders für die Aufklärung der Patienten von besonderer Bedeutung.

Die Daten zeigen auch, dass sich bei Diagnose und dem Verdacht auf eine Endophthalmitis nach IVOM in den meisten Fällen schon ein erheblicher Schaden im Bereich der zentralen Netzhaut zeigt und auch bei schneller operativer Versorgung die Prognose sehr schlecht ist. In diesem Punkt liegt ein Unterschied zu den postoperativen Endophthalmitiden nach Kataraktchirurgie vor, wo die frühen Stadien einer Infektion im vorderen Augensegment erkennbar sind. Die Ursache für diesen Unterschied liegt vermutlich im direkten Einbringen des Keimes in den „Brutkasten des Auges“, den Glaskörperraum.

In der vorliegenden Studie konnte in immerhin 81 % der Endophthalmitisfälle ein Keim nachgewiesen werden, und es handelte sich fast ausschließlich um grampositive Staphylokokken.

Die mittlere Zeit bis zur klinischen Diagnose einer Endophthalmitis lag bei 5,8 Tagen und deckt sich mit den Angaben anderer Autoren. Das bedeutet, dass zeitnahe frühe Kontrolle nach IVOM mit einer Untersuchung in Mydriasis extrem wichtig ist, um im Zeitraum der ersten 6 Tage frühe Anzeichen einer Infektion zu erkennen. Die Endophthalmitis nach IVOM ist eine schwere Komplikation mit meist katastrophalen Folgen für den Patienten, insbesondere wenn sie zu spät diagnostiziert wird.

Ein Patient, der sich in den ersten 6 Tagen nach einer IVOM mit Problemen telefonisch bei einem Augenarzt meldet, muss sofort und notfallmäßig untersucht werden. Dies muss ins Bewusstsein eines jeden Facharztes oder Assistenzarztes für Augenheilkunde gerückt werden!

Bei der steigenden Zahlen von IVOM und Wiederbehandlungen nimmt auch das individuelle Risiko einer Infektion zu. Dies gilt es, wie die Autoren in ihrer Zusammenfassung richtig schreiben, bei allen zukünftigen Qualitätsvereinbarungen zur IVOM dringend zu berücksichtigen.


Prof. Dr. Gerhard K. Lang, Ulm