Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231(7): 690-696
DOI: 10.1055/s-0034-1368608
Experimentelle Studie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ultrastrukturelle Analyse von Hornhautlentikeln nach fs-Lentikelextraktion gibt es einen Zusammenhang mit den refraktiven Ergebnissen?

Morphological Analysis of Corneal Refractive Lenticules – Is there a Correlation with Refractive Results?
T. Lapp
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
,
C. Auw-Hädrich
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
,
F. Sadler
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
,
D. Böhringer
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
,
M. Blum
2   Augenklinik, Helios Klinikum Erfurt
,
T. Reinhard
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
,
J. Heichel
3   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinik Halle
,
K. S. Kunert
2   Augenklinik, Helios Klinikum Erfurt
› Author Affiliations
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Publication History

eingereicht 20 January 2014

akzeptiert 20 May 2014

Publication Date:
18 July 2014 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Ein wichtiger Erfolgsparameter bei der refraktiven Hornhautchirurgie zur Myopiekorrektur ist die Langzeitstabilität der Korrektur. Gewebeparameter, welche die Stabilität und damit die Regression beeinflussen, lassen sich nur schwer untersuchen. Durch das ReLEx®flex-Verfahren, bei dem Hornhautlentikel mit einem Femtosekunden-Laser (fs-Laser) geschnitten und dann chirurgisch entfernt werden, besteht erstmals die Möglichkeit, gesundes humanes Hornhautgewebe für eine weitere Untersuchung zu gewinnen. Unter Einsatz der Elektronenmikroskopie wurden die Gewebeparameter der entnommenen Lentikel analysiert, um mögliche Beziehungen zwischen der Hornhautbeschaffenheit und der Stabilität refraktiver Ergebnisse zu untersuchen. Zusätzlich wurden die Auswirkungen von vorherigem Kontaktlinseneinsatz (CL) auf die Stabilität der refraktiven Ergebnisse untersucht. Patienten und Methoden: 19 Lentikel von 11 Patienten (Alter 24–56 Jahre; 8 w, 3 m) wurden für die Elektronenmikroskopie präpariert. Die zentralen Bereiche der Präparate wurden fotografiert und der Abstand zwischen den Kollagenfasern sowie ihr Durchmesser digital erfasst. Mittels ANOVA-Analyse wurde die prä- und postoperative Brechwertstabilität mit der Tragezeit von Kontaktlinsen, dem Faserdurchmesser und dem Variationskoeffizienten des Faserabstands korreliert. Ergebnisse: 14 von 19 Lentikeln stammten von Patienten, die präoperativ Kontaktlinsen getragen hatten. Präoperatives Tragen von Kontaktlinsen beeinflusste die postoperative Regression deutlich: Je länger die Patienten Kontaktlinsen trugen, desto größer war die Regression in Richtung Myopie (p = 0,01). Auch die morphologischen Parameter Faserdurchmesser (p = 0,09) und Variationskoeffizienten des Faserabstands (p = 0,07) hatten einen Einfluss auf die Regression. Schlussfolgerung: Verlängertes Tragen von Kontaktlinsen und Veränderungen in den morphologischen Parametern beeinflussen die Stabilität der Ergebnisse nach refraktiver Hornhautchirurgie. Obwohl die pathophysiologischen Beziehungen zwischen dem Tragen von Kontaktlinsen, den morphologischen Parametern der Kornea und der Brechwertstabilität bisher kaum bekannt sind, könnten diese Ergebnisse möglicherweise als Prognosemarker für die postoperative Refraktion nach ReLExflex genutzt werden.

Abstract

Background: ReLEx®flex is a corneal refractive procedure performed by removing corneal lenticules with a femtosecond (fs) laser system. Using electron microscopy, tissue parameters of extracted lenticules were analysed for potential correlations to the refractive results. Furthermore, the effect of previous contact lens (CL) wear on refractive stability (regression) was tested. Patients and Methods: 19 lenticules from 11 patients (age 24–56 years, 8 f, 3 m) were prepared for EM. The central areas of the samples were photographed and the distance between the collagen fibres and their diameters were digitally measured. ANOVA analysis was used to correlate postoperative refractional stability with time of preoperative CL use, fibre diameter and the coefficient of variation (CV) of fibre distance. Results: 14 of 19 lenticules were from patients who had worn CL preoperatively. The cumulative duration of CL wear averaged around 31.2 ± 35.5 thousand hours. Preoperative CL use significantly influenced the postoperative regression: the longer time patients had worn CL, the greater was the regression towards myopia (p = 0.01). Additionally, the morphological parameters collagen fibre diameter (p = 0.09) and CV of fibre distance (p = 0.07) had an impact on regression. Conclusions: Prolonged CL use and alterations in ultrastructural patterns affected the refractive stability after ReLExflex. Although the pathophysiological relationships between CL use, corneal morphological parameters, and refractive stability are still poorly understood, these findings could potentially be used as prognostic markers for postoperative refraction after ReLExflex.