Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(47): 2390-2394
DOI: 10.1055/s-0034-1387391
Übersicht | Review article
Kardiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronische Herzinsuffizienz: Teufelskreis aus geringer Einnahmetreue von Medikamenten und kardialer Dekompensation

Poor medication adherence and worsening of heart failure – a vicious circle
K. Fikenzer
3   Abteilung für Rhythmologie, Herzzentrum Leipzig – Universitätsklinik
,
A. Knoll
1   Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
D. Lenski
1   Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
M. Schulz
2   Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) und Geschäftsbereich Arzneimittel der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Berlin
,
M. Böhm
1   Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
U. Laufs
1   Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
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Publikationsverlauf

13. Januar 2014

22. Mai 2014

Publikationsdatum:
12. November 2014 (online)

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Zusammenfassung

Die chronische Herzinsuffizienz geht trotz optimierter und innovativer Behandlungsstrategien mit wiederkehrenden kardialen Dekompensationen einher. Deren Auftreten und Verlauf wird durch eine geringe Einnahmetreue von Medikamenten (Medikamentenadhärenz) negativ beeinflusst. Hierbei spielen drei Gruppen von spezifischen Problemen eine wichtige Rolle, die sich gegenseitig verstärken können:

Ein Problem ist die veränderte Pharmakokinetik bei kardialer Dekompensation. Mit zunehmender Schwere der chronischen Herzinsuffizienz sind ein intestinales Schleimhautödem und eine Änderung der Darmflora nachweisbar, welche die Resorption und damit die Wirksamkeit von Medikamenten reduzieren können.

Weiterhin geht eine chronische Herzinsuffizienz mit kognitiven Defiziten und depressiven Störungen einher. Eine Depression ist prädiktiv für Hospitalisierungen und Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz, ist aber auch ein negativer Prädiktor für Medikamentenadhärenz. Die kognitive Funktion verschlechtert sich signifikant im Stadium der akuten Dekompensation und führt zu Problemen mit der Medikamenteneinnahme.

Drittens verschlechtert ein kardiovaskuläres Ereignis an sich die Einnahmetreue und beeinflusst diese negativ. Eine schlechte Einnahmetreue von Medikamenten ist nicht nur bei der chronischen Herzinsuffizienz, sondern bei allen kardiovaskulären Erkrankungen mit einer erhöhten kardiovaskulären Ereignisrate assoziiert. Frühzeitige spezifische und langfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Einnahmetreue müssen daher entwickelt und prospektiv geprüft werden.

Abstract

Despite of markedly improved options for treatment, chronic heart failure is associated with recurrent worsening of symptoms. Poor medication adherence has adverse effects on frequency and progression of congestive heart failure. There are three relevant areas of problems that could be aggravated by each other:

There is the problem of changes in pharmacokinetics in worsening heart failure. Proportional to the severity of heart failure, there is an existing intestinal edema and changes of intestinal bacterial colonization that may affect a drug’s absorption and, hence, its efficacy.

Depression and impaired cognitive function is quite common in patients with chronic heart failure. Depression both predicts hospitalization and mortality rate as well as poor medication adherence in CHF. Compared to stable CHF patients, cognitive function deteriorates significantly while decompensation leading to impaired medication adherence.

Shown by recent studies, there is a higher risk for poor medication adherence after a cardiovascular event.

Poor medication adherence is associated with an increased rate of cardiovascular events not only in heart failure, but also in all cardiovascular diseases. Hence, there is a need for specific and long term interventions to improve medication adherence at an early stage.