Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2015; 20(05): 187
DOI: 10.1055/s-0034-1398128
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Karl Broich
,
Herbert Rusche
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Publication Date:
22 December 2015 (online)

Die Arzneimitteltherapie gewinnt bei Patienten im fortgeschrittenen Alter zunehmend an Bedeutung: Gerade ältere Menschen mit chronischen oder multiplen Erkrankungsbildern sind häufig auf Medikamente angewiesen und nehmen mitunter eine Vielzahl an verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ein. Da eine kurative Therapie bei chronischen und letalen Erkrankungen kaum mehr möglich ist, besteht das wichtigste Therapieziel vor allem darin, Beschwerden und Schmerzen zu lindern und ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität der Patienten zu erhalten. Eine Steigerung der Anzahl und Dosierung der Arzneimittel nach der Formel „viel hilft viel“ ist jedoch weder wirtschaftlich und effizient, noch für den Erhalt der Lebensqualität ein probates Mittel. Infolge der Polypharmazie, also der unkontrollierten Verschreibung und Einnahme von Medikamenten, kann es gerade bei geschwächten Patienten vermehrt zu Wechselwirkungen und unerwünschten Nebenwirkungen kommen.

Der Hausarzt mit dem Auftrag, die Versorgung der Patienten als Vertrauensperson, als Gatekeeper und Lotse zu steuern, nimmt deshalb auch bei der Prüfung des Medikamentenplans einen wichtigen Stellenwert ein. Als „Generalist und Spezialist“ ist es eine besonders wichtige Aufgabe des Hausarztes, Chancen und Risiken der Einnahme verschiedener Arzneien und Wirkstoffe abzuschätzen, ein „careful choosing“ der Arzneimittel zu betreiben und somit den Patienten vor „zu viel Medizin“ zu schützen. Dieser Aufgabe des Hausarztes kommt aufgrund des demographischen Wandels, einer steigenden Lebenserwartung und der zunehmenden Komplexität (chronischer) Erkrankungsbilder in Zukunft eine wachsende Bedeutung zu.

Um sich dem Themenkomplex der „Arzneimittelversorgung im Alter“ eingehender zu widmen, ist in Kooperation der Abteilung für Allgemeinmedizin an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) das vorliegende Schwerpunktheft entstanden.

Wie sich der Ressourcen- und Arzneimittelgebrauch in den letzten Lebensjahren entwickelt, ist Thema eines Beitrags in diesem Schwerpunktheft, der auf einer Auswertung von Patientendaten der DAK basiert. Darüber hinaus widmen sich zwei Beiträge der Versorgung mit Betäubungsmitteln - einer Arzneimittelgruppe, die insbesondere für Schmerzpatienten sowie Patienten in der Palliativtherapie einen besonderen Stellenwert einnimmt. Ein Beitrag thematisiert die betäubungsmittelrechtlichen Regelungen in der Palliativversorgung, während ein weiterer Beitrag einen Überblick über elektronische Abgabebelegverfahren für Betäubungsmittel darstellt, welches mit einem erheblichen jährlichen Einsparvolumen einhergeht.

Wir wünschen Ihnen eine spannende und aufschlussreiche Lektüre!

Die Gastherausgeber