Zusammenfassung
Das Betäubungsmittelgesetz und seine Verordnungen dienen dem Zweck, die notwendige
medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, gleichzeitig aber den Missbrauch
von Betäubungsmitteln so weit wie möglich auszuschließen. Um letzteres Ziel zu erreichen
sind umfassende Überwachungsmaßnahmen im Betäubungsmittelverkehr notwendig. Diese
betreffen den Weg der Betäubungsmittel von der Herstellung oder dem Import bis hin
zur Abgabe an die Patienten in Apotheken oder stationären Einrichtungen. Eine lückenlose
Überwachung ist dabei nur möglich, wenn jegliche Bewegung von Betäubungsmitteln dokumentiert
wird. Infolgedessen entsteht ein hoher bürokratischer Aufwand bei allen Beteiligten.
Die Palliativversorgung ist auf eine schnelle und umfassende Versorgung von schwerkranken
und sterbenden Patienten ausgerichtet. Eines der wesentlichen Ziele ist dabei die
Linderung von belastenden Symptomen wie Schmerzen, Luftnot oder Angst. Diese Ziele
sind in vielen Einzelfällen nur erreichbar, wenn Betäubungsmittel bei Bedarf umgehend
zur Verfügung gestellt werden können. Anders als in der gewohnten ambulanten Krankenversorgung
besteht dieser Versorgungsanspruch zu jeder Tages- und Nachtzeit, an sieben Tagen
in der Woche.
Die Herausforderung in der Palliativversorgung mit Betäubungsmitteln liegt darin,
die bestehenden, notwendigen betäubungsmittelrechtlichen Regelungen einzuhalten und
dennoch dem Anspruch einer umgehenden Versorgung nachzukommen. Nachdem die rechtlichen
Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse der Patienten angepasst wurden, ist es bei pragmatischer
und mutiger Anwendung der bestehenden Regelungen möglich, beiden Ansprüchen gerecht
zu werden.
Abstract
The Narcotic Drugs Act and its ordinances aim at ensuring that the population is provided
with the necessary medical care. At the same time it is essential to prevent the abuse
of narcotic drugs as far as possible. In order to reach this goal, comprehensive monitoring
measures are necessary. These measures concern the path the narcotic drug takes from
its production or import to its dispensing to patients in pharmacies or in-patient
facilities. Continuous monitoring is only possible if records are kept of any movement
of the narcotic drug which creates a high bureaucratic burden for all parties involved.
Palliative care is directed at the prompt and comprehensive treatment of critically
ill and dying patients. One of the main goals in this connection is the mitigation
of afflictions e. g. due to pain, dyspnea, or anxiety. This can frequently only be
achieved if narcotic drugs are provided immediately and as needed. In contrast to
normal ambulatory care, palliative care is required at any time – around the clock,
day or night.
The challenge posed by palliative care with narcotic drugs is adhering to existing
regulations while meeting the patients’ needs for availability of the narcotic drug
at the same time. After the regulatory framework has been adapted to patient requirements
it is now possible to fulfill both objectives, provided these regulations are followed
pragmatically and courageously.
Schlüsselwörter Palliativmedizin - Betäubungsmittel - Betäubungsmittelgesetz - Palliativversorgung
Key words palliative care - narcotic drugs - narcotic drugs act - palliative care