Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605622
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

(Psychosoziale) Versorgung von Brustkrebspatienten mit Behinderung

SE Groß
1   IMVR, Universität zu Köln, Köln
,
C Kowalski
2   Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin
,
L Ansmann
1   IMVR, Universität zu Köln, Köln
,
H Pfaff
1   IMVR, Universität zu Köln, Köln
,
A Groß-Kunkel
3   Universität zu Köln, Lehrstuhl Pädagogik und Rehabilitation bei Menschen mit geistiger und schwerer Behinderung, Köln
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Durch die hohe Prävalenz von Brustkrebs in Deutschland und die wachsende Lebenserwartung von Menschen mit Behinderung sind diese beiden Bereiche in Kombination ein Thema, welches es differenzierter zu untersuchen gilt.

    Methoden:

    Im Rahmen einer zur Zeit laufenden multizentrischen Querschnittsstudie werden im Jahr 2017 Patienten mit primärem Mammakarzinom (N = 575, Stand 12.04.17), die in einem von der Ärztekammer Westfalen-Lippe zertifizierten nordrhein-westfälischen Brustzentrum operiert worden sind, mit dem Kölner Patientenfragebogen für Brustkrebs (KPF-BK 3.0) befragt. Hierbei werden auch Daten zur Behinderung der Patienten erhoben.

    Ergebnisse:

    Von den bisher N = 575 befragten Patienten geben n = 119 an eine Behinderung zu haben. Erste deskriptive Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit Behinderung im Durchschnitt 6 Jahre älter sind als Patienten ohne Behinderung (Median 66 Jahre vs. 60 Jahre). Der Großteil der Behinderungen geht auf körperliche Einschränkungen zurück (65%) und ist durch eine Erkrankung im Laufe des Lebens erworben (74%). Die Brustkrebserkrankung bei Patienten mit Behinderung wird seltener innerhalb des Mammografie-Screenings diagnostiziert als bei Patienten ohne Behinderung (25% vs. 34,5%). Brustkrebspatienten mit Behinderung erhalten häufiger eine Mastektomie ohne Rekonstruktion (16,1% vs. 26,7%) und seltener eine brusterhaltende Therapie (74,9% vs. 66,4%). Vergleicht man die psychosoziale Situation der Patienten mit und ohne Behinderung, wird ersichtlich, dass Patienten mit Behinderung im Mittel eine signifikant höhere Progredienzangst aufweisen.

    Schlussfolgerungen:

    Wissenschaftliche Untersuchungen zur Thematik sind national und international rar. Die hier vorgelegten ersten Ergebnisse zeigen, dass sich Krebspatienten mit und ohne Behinderungen in vielfacher Hinsicht unterscheiden und unterschiedliche medizinische und psychosoziale Bedarfe haben.


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