Gegenstand:
Psychosoziale Lebens- und Problemlagen als auch gesundheitliche Störungen werden auf
der interpersonalen, familialen und sozialen Ebene ausgetragen. Wie sich insbesondere
im ländlichen Raum die diversen Probleme äußern, wie hoch ihre subjektive Belastung
ist und welche Ressourcen sie zu welchem Zeitpunkt beanspruchen, ist noch nicht hinreichend
untersucht.
Methode:
Mithilfe eines Mixed-Mode-Panels (Online- und Paper-Pencil-Befragung) wurden in einem
ländlichen Raum von Mecklenburg-Vorpommern quantitativ epidemiologische Daten zu psychosozialen
Problem-und Krisenzuständen, deren Belastungen sowie Strategien der Belastungsbewältigung
bei der Bevölkerung (n = 399) erhoben.
Ergebnisse:
Die Mehrheit der Befragten schrieb der Gesundheit und dem Familienleben eine hohe
Relevanz zu, wenige waren damit aber zufrieden. Die Hälfte der Probanden (50,1%) war
mit körperlichen und knapp ein Drittel (33,5%) mit seelischen Krankheitssymptomen
konfrontiert; gefolgt von Familienproblemen (45,7%) und Ehe/Partnerschaftsproblemen
(39,7%). Frauen gaben einen höheren Belastungsgrad als Männer an. Die Befragten haben
Hilfe von Freunden (64,4%), Ehe-/Lebenspartnern (59,4%), Kindern bzw. Eltern (46,1%),
aus dem Internet (10,2%), Hausärzten (9,7%) bzw. Psychotherapeuten (5,8%) oder Beratungsstellen
(3,1%) in Anspruch genommen.
Diskussion:
Unabhängig der psychosozialen Problemlagen wünschten sich die Probanden eine Versorgung,
die Vertrauen, Interesse, Empathie, Verpflichtung und Beziehungsarbeit leisten kann.
Obwohl in der Region Beratungsstellen vorhanden sind, wurden diese selten genutzt.
Diese defizitäre Inanspruchnahme zeigt, dass das Wissen um die Existenz und die Akzeptanz
der Kompetenz psychosozialer Berufsgruppen sowie allgemein zum regionalen psychosozialen
Selbsthilfe- und Versorgungssystem in der Bevölkerung immer noch relativ gering ist.
Fazit:
Eine interdisziplinäre Vernetzung in der Region könnte die Nutzung psychosozialer
Versorgungsangebote in der Bevölkerung forcieren.