Fragestellung:
Das Syndrom Demenz ist eine chronisch-progressive Erkrankung ohne kurative Therapiemöglichkeiten.
Pflegende Angehörige sind maßgeblich in die Versorgung von Menschen mit Demenz involviert
und dabei vielfältig gefordert. Sie im Bewältigungsprozess zu unterstützen ist ein
wichtiger Ansatz in der medizinischen Betreuung demenzkranker Menschen. Ziel der Arbeit
war, Alltagsbewältigungsmechanismen pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz
verständlich darzulegen.
Methoden:
Zehn narrative Angehörigeninterviews wurden geführt und inhaltsanalytisch nach Mayring
ausgewertet. Angelehnt an die Grounded Theory wurden Bedingungen und Strategien der
Alltagsbewältigung herausgearbeitet.
Ergebnisse:
Entscheidende Bedingungen für die Alltagsbewältigung der pflegenden Angehörigen waren
Demenzcharakter, Erkrankungs- und Betreuungsalter, Gesundheitszustand, Beziehungsgestaltung,
häusliche Aufgabenteilung, Wohnort, persönliche Netzwerke, finanzielle Situation und
biografisch bedingte Erfahrungsschätze. Die Einbeziehung von Unterstützungsstrukturen
erwies sich als wichtige Strategie der Alltagsbewältigung. Analytisch konnten Laiennetzwerk
und medizinprofessionelles Netzwerk unterschieden werden. Der Informationsfluss über
Unterstützungsangebote verlief unkoordiniert und uneinheitlich. Sozialer Hintergrund
und Persönlichkeitsstruktur waren entscheidende Faktoren für die Inanspruchnahme von
Unterstützungsangeboten. Ärztliche Betreuung wurde als hilfreich empfunden, wobei
die Art der Gesprächsführung bedeutendes Kriterium für die Behandlungszufriedenheit
war.
Schlussfolgerungen:
Wirkungsvolle Unterstützung pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz muss Herausforderungen
und Ressourcen der individuellen Betreuungssituation beachten. Hausarztpraxen und
Krankenhäuser können mit strukturiertem Informationsangebot über Unterstützungsmöglichkeiten
als wichtige Drehscheiben innerhalb des Versorgungssystems fungieren.