Fragestellung:
Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Forschungsprojekt „SHILD“ untersucht
Entwicklungen, Wirkungen und Perspektiven gesundheitsbezogener Selbsthilfe in Deutschland.
Die Wirkung von Selbsthilfe wird anhand ausgewählter Indikationen (Diabetes mellitus
Typ 2, Prostatakarzinom, Multiple Sklerose, Angehörige Demenzerkrankter, Tinnitus)
untersucht. Einbezogen werden Personen, die Teilnehmende einer Selbsthilfegruppe sind
bzw. waren, und solche ohne Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen.
Methoden:
Für die Indikationsgruppe Demenz konnten 351 pflegende Angehörige für die Studie gewonnen
werden (ca. 58% aktuell oder früher selbsthilfeaktiv, ca. 42% nicht selbsthilfeaktiv).
Dazu wurden Alzheimer-Gesellschaften, Pflegestützpunkte, Seniorenberatungsstellen,
Selbsthilfekontaktstellen und weitere Akteure kontaktiert. Das Erhebungsinstrument
konnte schriftlich oder als Online-Version beantwortet werden. Befragt wurden die
Angehörigen u.a. zum Umgang mit der Erkrankung, zur Gesundheitskompetenz und zum Wissen
über Demenz und ihre Behandlung. Neben Soziodemografie wurden als Kontrollvariablen
auch krankheitsspezifische Daten erhoben.
Ergebnisse:
Beide Gruppen unterscheiden sich nur wenig in sozidemografischen und krankheitsspezifischen
Merkmalen (z.B. Verwandtschaftsbeziehung, Geschlecht). Insgesamt weist die Gruppe
der Selbsthilfe-Aktiven positivere Werte in Dimensionen der Gesundheitskompetenz (z.B.
aktive Beteiligung am Leben, gesundheitsförderndes Verhalten, sozialrechtliche Kompetenz,
Wissen über Demenz und ihre Behandlung) als die Gruppe der Nichtaktiven auf. Hinsichtlich
der häuslichen Pflegebelastung und dem spezifischen Wissen über Patientenrechte ergeben
sich dagegen kaum Unterschiede.
Schlussfolgerungen:
Hinsichtlich der Frage nach der Nützlichkeit von Angehörigengruppen erlaubt das Querschnitt-Design
streng genommen keine kausale Interpretation von Ursachen und Wirkungen der Selbsthilfe.
Dennoch erscheint es plausibel, dass Betroffene mehr über Gesundheit und Krankheit
wissen, nachdem sie einer Angehörigengruppe beigetreten sind, als umgekehrt.