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DOI: 10.1055/s-0037-1606028
Abseits der Schulmedizin: Die Nutzung komplementärmedizinischer Verfahren unter jungen Frauen mit Mammakarzinom
Publication History
Publication Date:
01 September 2017 (online)
Einleitung:
Komplementärmedizinische Verfahren (koV) werden von Brustkrebspatientinnen genutzt, obwohl für viele Verfahren keine oder nur unzureichende Evidenz bezüglich der Wirksamkeit vorliegt. Frauen, die im jungen Alter an Brustkrebs erkranken, stellen ein spezifisches und bislang wenig erforschtes Patientenkollektiv dar. Ziel der Studie war, die Nutzung von koV unter jungen, an Brustkrebs erkrankten Frauen (jB) zu untersuchen und mit einem altersgemischten Kollektiv (aK) zu vergleichen.
Methodik:
Die Kohortenstudie umfasste 831 an einer Mutter-Kind-spezifischen Reha-Maßnahme teilnehmende Mütter, bei denen erstmals zwischen 2009 und 2014 Brustkrebs diagnostiziert wurde. Die Befragungsdaten wurden mit einem altersgemischten, norddeutschen Kollektiv (n = 1,440) verglichen.
Ergebnisse:
62,5% der jB (mittleres Alter zum Zeitpunkt der Diagnose 40 Jahre) hatten koV in den letzten 12 Monaten genutzt. Als häufigstes Verfahren wurden Nahrungsergänzungsmittel genannt (74,0%). Für jB waren die Hauptgründe für koV die Stärkung des Immunsystems (70,3%), Vermeidung/Linderung von Nebenwirkungen und Unterstützung der Schulmedizin zur Erhöhung der Heilungsrate (je 58,1%). In der Mehrheit der Fälle war der behandelnde Arzt über die Nutzung der koV informiert (79%). Die Ausgaben für koV betrugen im Median 50 €/Monat, mit max. 1.000 €. Im aK (mittleres Alter 59 Jahre) wurden koV seltener genutzt (35,7%). Die Typen genutzter Verfahren unterschieden sich ebenso wie die Gründe. Die aufgewandten Kosten waren im aK niedriger.
Schlussfolgerung:
KoV spielen sowohl hinsichtlich des Nutzungsumfangs als auch der aufgewandten Kosten besonders unter jB eine wichtige Rolle. Ca. jede 5. Frau wendet sie ohne Kenntnis des Arztes an, was als kritisch hinsichtlich möglicher pharmakologischer Interaktion einzustufen ist. Zukünftig sollte untersucht werden, ob sich durch koV erhoffte Effekte (z.B. auf Lebensqualität oder Krankheitsprogression) einstellen.