Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1606030
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Unterschiede im Rauchverhalten beim Übergang vom Jugend- ins junge Erwachsenenalter: Ergebnisse der KiGGS-Kohorte

B Kuntz
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, 12101
,
F Richter
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, 12101
,
E Mauz
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, 12101
,
J Zeiher
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, 12101
,
T Lampert
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, 12101
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    Studien belegen, dass in sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen häufiger geraucht wird als in sozial bessergestellten Gruppen. Entsprechende Unterschiede im Rauchverhalten zeichnen sich bereits im Jugendalter ab. Basierend auf Längsschnittdaten wird untersucht, wie sich soziale Unterschiede im Rauchverhalten beim Übergang vom Jugend- ins junge Erwachsenenalter entwickeln.

    Methodik:

    Die Auswertungen basieren auf Daten der KiGGS-Kohorte des Robert Koch-Instituts. Analysiert werden die Selbstangaben zum aktuellen Rauchverhalten der 14- bis 17-Jährigen aus der Basiserhebung (t0: 2003 – 2006; n = 3.736), die im Alter von 19 – 24 Jahren erneut an KiGGS Welle 1 teilgenommen haben (t1: 2009 – 2012; n = 2.175; Wiederteilnahmequote: 58,2%). Selektive Wiederteilnahme wurde durch Gewichtung ausgeglichen. Der soziale Status (SES) wurde anhand von Elternangaben zu Bildung, Beruf und Einkommen zum Zeitpunkt t0 erfasst.

    Ergebnisse:

    Zwischen t0 und t1 stieg die Raucherquote in der Studienpopulation von 29,8% auf 41,7% an. Zu beiden Untersuchungszeitpunkten rauchten Personen mit niedrigem SES häufiger als Personen mit hohem SES (t0: 32,8% vs. 21,2%; t1: 48,6% vs. 32,8%). Jugendliche Nichtraucher mit niedrigem SES haben als junge Erwachsene etwas häufiger mit dem Rauchen angefangen (30,3% vs. 20,4%) und jugendliche Raucher mit niedrigem SES etwas seltener aufgehört als jene mit hohem SES (13,9% vs. 20,7%); die Unterschiede waren allerdings nicht statistisch signifikant.

    Schlussfolgerungen:

    Die Ergebnisse belegen, dass sich soziale Unterschiede im Rauchverhalten, die langfristig zur Entstehung gesundheitlicher Ungleichheiten beitragen, bereits im Jugend- und jungen Erwachsenalter verfestigen. Bei der Interpretation der Befunde ist zu berücksichtigen, dass rauchende Jugendliche und jene aus sozial benachteiligten Familien überdurchschnittlich häufig nicht an KiGGS Welle 1 teilgenommen haben; dieser Dropout kann nur zum Teil durch Gewichtung ausgeglichen werden.