Einleitung:
Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Für
eine Beeinflussung durch Ernährungsfaktoren gibt es in Metaanalysen insgesamt nur
schwache Evidenz. Ursache dafür sind methodisch heterogene bzw. wenig aussagekräftige
Einzelstudien. Häufig werden daher Patientinnen keine konkreten Ernährungsempfehlungen
gegeben. Dennoch greifen viele Betroffene im Wunsch nach Selbstwirksamkeit auf sog.
Anti-Krebsdiäten mit z.T. erheblichem Schadenspotenzial zurück. Durch die Berücksichtigung
von Ernährungsfaktoren lässt sich die Patientenautonomie sinnvoll stärken. Die wissenschaftliche
Evidenz von Ernährungsempfehlungen sollte dabei durch eine kritische Nutzen-Risiko-Beurteilung
ergänzt werden. Die vorliegende Arbeit analysiert die aktuelle Datenlage zu risikorelevanten
Ernährungsfaktoren beim Mammakarzinom, um konkrete Ernährungsempfehlungen zur Primär-
und Rezidivprophylaxe abzuleiten.
Methodik:
Von Dezember 2017 bis Februar 2018 wurde unter Anwendung definierter Ein- und Ausschluss-kriterien
eine systematische Literaturrecherche zu brustkrebsassoziierten Ernährungsfaktoren
in PubMed und The Cochrane Library durchgeführt. Eingeschlossen wurden Metaanalysen
sowie Beobachtungs- und Interventionsstudien der letzten fünf Jahre. Die Studienqualität
wurde anhand von STROBE-, CONSORT- und PRISMA-Statement beurteilt.
Ergebnisse:
15 risikorelevante Ernährungsfaktoren bzw. -muster wurden identifiziert und anhand
ihrer Evidenz sowie hinsichtlich des Nutzen-Risiko-Verhältnisses beurteilt. Empfehlungen
wurden möglichst spezifisch für das prä-/postmenopausale Mammakarzinom bzw. zur Rezidivprophylaxe
formuliert.
Risikosenkend wirken sich der Verzehr von Gemüse, Ballaststoffen sowie die mediterrane
Diät aus. Bei postmenopausalem Mammakarzinom geht die Reduktion von Fett- und Fleischkonsum
bzw. des BMI mit einem reduzierten Rezidivrisiko einher. Die Datenlage zu Effekten
durch phytoöstrogenhaltige Lebensmittel sowie die Assoziation zwischen Ernährungsfaktoren
und Rezeptorsubtypen ist widersprüchlich. Die dosisunabhängige Risikoerhöhung durch
Alkohol ist belegt; phytoöstrogenhaltige Supplemente und ketogene Diäten sollten zur
Rezidivprophylaxe nicht empfohlen werden.
Schlussfolgerung:
Gezielte Ernährungsempfehlungen mit günstigem Nutzen-Risiko-Verhältnis zur Primär-
und Rezidivprophylaxe des Mammakarzinoms sind möglich; ihre Integration in die Ernährungsberatung
von Brustkrebspatientinnen scheint sinnvoll.