Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 133
DOI: 10.1055/s-0039-1684891
2) Screening, Assessment, Prozesse und Qualitätssicherung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwere kognitive Einschränkungen und Immobilität erhöhen das Risiko einer Mangelernährung bei deutschen Pflegeheimbewohnern – Ergebnisse des nutritionDay Projektes

P Pangeni
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Nürnberg, Germany
,
J Weber
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Nürnberg, Germany
,
E Kiesswetter
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Nürnberg, Germany
,
CC Sieber
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Nürnberg, Germany
,
M Hiesmayr
2   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
D Volkert
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Nürnberg, Germany
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Publication History

Publication Date:
26 April 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Pflegeheimbewohner haben aufgrund kognitiver und funktioneller Einschränkungen ein erhöhtes Risiko für Mangelernährung. Diesbezügliche Daten für Deutschland fehlen bisher. Ziel der Analyse ist es Pflegeheimbewohner in Deutschland, die sowohl kognitive (CI) und als auch Mobilitätseinschränkungen (MI) haben, im Hinblick auf Mangelernährung (MN) zu charakterisieren.

    Methodik:

    In die Analyse eingeschlossen wurden ≥65-jährige Pflegeheimbewohner mit vollständigen Daten zu Kognition und Mobilität, die am nutritionDay zwischen 2007 und 2017 in Deutschland teilgenommen haben. Daten wurden mittels standardisierter Fragebögen erhoben. Bewohner mit schweren (CI++), leichten (CI+) bzw. keinen kognitiven Einschränkungen (CI-) und schweren (MI++), partiellen (MI+) bzw. keinen Mobilitätseinschränkungen (MI-) wurden in 4 Gruppen zusammengefasst (s. Tabelle). Das Risiko für MN (BMI < 22 kg/m2) wurde in einer multivariablen logistischen Regressionsanalyse in Abhängigkeit von Kognition und Mobilität für die 4 Gruppen untersucht.

    Ergebnisse:

    Von 3706 Pflegeheimbewohnern (85,4 ± 7,8 Jahre, 75,8% Frauen) hatten 13,0% beide schweren Einschränkungen (CI++MI++), 24,1% mindestens eine schwere, 46,8% leichte und 16,1% keine der beiden (CI-MI-). Die Prävalenz von MN war bei Bewohnern mit sowohl schweren kognitiven als auch schweren Mobilitätseinschränkungen am höchsten, bei CI-MI- am niedrigsten (s. Tabelle). Im Vergleich zu Bewohner ohne Einschränkungen hatten Bewohner mit schweren Einschränkungen ein 3,5-fach höheres Risiko für MN, Bewohner mit mäßigen Einschränkungen ein 1,7-fach höheres Risiko.

    Tab. 1:

    Assoziation zwischen Mangelemährung und Einschränkungen der Kognition und Mobilität

    Kognitive und

    Mobilitäts-

    einschränkungen

    Schwer

    (CI++MT++)

    Mäßig

    (CI++MI+, CI+MI-,

    CI+MI++, CI-MI++)

    Leicht

    (CI+MI+-,

    CI+MI-, CI-MI+)

    Keine

    (CI-MI-)

    n

    480

    893

    1736

    597

    BMI < 22 kg/m2

    41,4%

    28,6%

    22,0%

    19,4%

    Odds Ratio [95%-

    Konfidenzintervall]

    3,49 [2,57 – 4,74]

    p < 0,001

    1,71 [1.30 – 2,25]

    p < 0,001

    1,24 [0,97 – 1,59]

    p = 0,084

    1

    Schlussfolgerung:

    Schwere kognitive Einschränkungen und Immobilität erhöhen das Risiko einer Mangelernährung bei deutschen Pflegeheimbewohnern deutlich. Bewohner mit sowohl kognitiven als auch Mobilitätseinschränkungen sollten daher besondere Aufmerksamkeit bei der Ernährungsversorgung erhalten.


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