Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 151-152
DOI: 10.1055/s-0039-1684929
10) Klinische Ernährungsmedizin V: Geriatrie, chronische Erkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährungssituation bei älteren Patienten mit Wundheilungsstörung bei Krankenhausaufnahme

K Franz
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Deutschland
,
L Otten
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Deutschland
,
C Herpich
2   Abteilung Ernährung und Gerontologie, Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam – Rehbrücke, Nuthetal, Deutschland
,
U Haß
2   Abteilung Ernährung und Gerontologie, Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam – Rehbrücke, Nuthetal, Deutschland
,
V Aykac
3   Evangelisches Geriatriezentrum Berlin (EGZB), Berlin, Deutschland
,
U Müller-Werdan
3   Evangelisches Geriatriezentrum Berlin (EGZB), Berlin, Deutschland
,
K Norman
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Deutschland
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Publication Date:
26 April 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Wundheilungsstörungen (WHS) sind ein häufiges Phänomen bei älteren Menschen, die zu negativen klinischen Folgen und erhöhter Mortalität führen (1). Ziel dieser Querschnittsuntersuchung war die Erfassung von WHS und die Ernährungssituation bei älteren Patienten mit einer WHS bei Aufnahme in ein akut geriatrisches Krankenhaus.

    Methode:

    Jeder Studienteilnehmer wurde auf das Vorhandensein von WHS, wie etwa Dekubitus, Ulcus cruris venosum, Ulcus cruris arteriosum, diabetisches Fußsyndrom sowie sekundär heilende Operationswunden bei Krankenhausaufnahme untersucht. Der ungewollte Gewichtsverlust in den letzten 3 bzw. 6 Monaten wurde erfasst. Es wurden BMI-Kategorien nach WHO gebildet (< 18,5 kg/m2, 18,5 – 24,9 kg/m2, 25 – 29,9 kg/m2, ≥30 kg/m2). Die Anorexie wurde mithilfe des standardisierten CNAQ-Fragebogens evaluiert.

    Ergebnisse:

    Es wurden bislang 215 ältere Patienten (78,2 ± 7,1 Jahre, 60% Frauen) untersucht. WHS lagen bei 45 (20,9%) der Patienten vor, mit einer durchschnittlichen Anzahl pro Person von 2,4 ± 2,2 WHS (Min – Max: 1 – 10). Dekubitus (n = 21) trat dabei am häufigsten auf (sekundär heilende Operationswunde: n = 18, Ulcus cruris arteriosum: n = 5, Ulcus cruris venosum: n = 3, diabetisches Fußsyndrom: n = 1, sonstige WHS: n = 5). Patienten mit einer WHS zeigten einen höheren ungewollten Gewichtsverlust in den letzten 3 (6,2 ± 6,8% vs. 2,7 ± 4,4%, p = 0,002) und 6 Monaten (8,6 ± 9,5% vs. 3,4 ± 4,8%, p = 0,001). WHS traten am häufigsten bei adipösen Patienten auf (< 18,5 kg/2; 18,5 – 24,9 kg/m2; 25 – 29,9 kg/m2; ≥30 kg/m2: 6,7%; 33,3%; 20%; 40%, Chi2 p = 0,028). Einer ANOVA zufolge, unterschied sich auch die Anzahl der WHS/Person zwischen den BMI-Kategorien signifikant (globaler p = 0,031). Im Post-hoc Test zeigte sich, dass Patienten in der höchsten BMI-Kategorie (Adipositas; BMI ≥30 kg/m2) eine signifikant höhere Anzahl an WHS im Vergleich zu Übergewichtigen Patienten (BMI 25 – 29,9 kg/m2) hatten (0,9 ± 1,9 Anzahl der WHS/Person vs. 0,3 ± 0,9 Anzahl der WHS/Person, p = 0,040) (Abbildung 1). Eine Anorexie trat nicht häufiger bei Patienten mit einer WHS auf (48,9% vs. 56,4%, p = 0,367).

    Schlussfolgerung:

    Diese Untersuchung zeigt, dass obwohl der ungewollte Gewichtsverlust bei Patienten mit WHS höher ist, ein adipöser BMI mit der höchsten Anzahl von WHS/Person einhergeht. Dafür könnten erhöhte inflammatorische Prozesse, die häufig bei einer Adipositas vorliegen, eine Erklärung liefern.

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    Abb. 1: Scatter Plot mit Mittelwert ± Standardabweichung zur Anzahl der WHS pro Person nach BMI-Kategorien bei älteren Patienten bei Krankenhausaufnahme. Nur die signifikanten P-Werte (p < 0,05) sind angegeben.

    Literatur:

    [1] Zarchi et al. Wound Rep Reg, 2015.


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    Abb. 1: Scatter Plot mit Mittelwert ± Standardabweichung zur Anzahl der WHS pro Person nach BMI-Kategorien bei älteren Patienten bei Krankenhausaufnahme. Nur die signifikanten P-Werte (p < 0,05) sind angegeben.