neuroreha 2017; 09(01): 45
DOI: 10.1055/s-0041-110097
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchbesprechung: Norman im Wunderland (Führung durch die Welt der Neuroplastizität)

Contributor(s):
Martin Huber
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Publication Date:
13 March 2017 (online)

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Norman Doidge, der sich schon durch das Buch „Neustart im Kopf“ einen Namen als Experte zum Thema Neuroplastizität gemacht hat, legt in seinem aktuellen Buch nach. Er erweist sich darin als inspirierender Begleiter durch die Wunderwelt der Neuroplastizität. Dieses Buch ist kein Fachbuch im strengen Sinne, sondern ein populärwissenschaftliches Sachbuch, das sich in erster Linie an Laien, aber auch an „Anwender“ (sprich Therapeuten), richtet.

Neuroplastizität ist die physiologische Grundlage der Therapie (zentral-)neurologischer Patienten (und auch anderer). Das ist kein Geheimnis mehr. Das Verdienst von Doidge besteht darin, dass er auf sehr anschauliche und leicht zu lesende Art dieses Thema präsentiert. Dabei gelingt es ihm, auch dem Leser mit Vorwissen inspirierende Anregungen zu geben.

Häufig beschreibt Doidge Einzelfälle von außergewöhnlicher Neuroplastizität. Dabei handelt es sich um Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen, wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfall, chronische Rückenschmerzen und weiteren. Doidge besuchte die Patienten, um sich persönlich ein Bild von ihrer Geschichte machen zu können. Anschließend verknüpft er seine Beobachtungen mit wissenschaftlicher Evidenz und leitet Wirkmechanismen der Neuroplastizität ab. Durch die Beschreibungen von konkreten Fällen wird das Buch sehr lebendig.

Wie funktioniert „neuroplastisches Heilen“? Ein ganzes Kapitel mit anregenden Gedanken ist dieser Frage gewidmet. Der Autor entwickelt darin einen Rahmen für neuroplastisches Therapieren.

In einem Interview sagte Doidge über seine Veröffentlichungen, dass sie an der „Schnittkante“ zwischen Empirie und Evidenz seien. Darin liegt das Innovative seiner Schriften. Er liefert viele plausible Anregungen, die zukünftig durch qualitativ hochstehende klinische Forschung untermauert werden sollten. Bei allem Optimismus, der seinen Ausführungen zugrunde liegt, möchte er jedoch keine falschen Hoffnungen wecken, aber genauso wenig möchte er „falschem Pessimismus“ verfallen.

Fazit. Das Buch fesselt vor allem den Leser, der im Bereich der Neurorehabilitation tätig ist. Man ist angeregt zu fragen, welcher Mechanismus der Neuroplastizität bei den eigenen Patienten wirkt und wie deren vorhandene Neuroplastizität verstärkt werden kann. Es ist eine Einladung, auch im eigenen klinischen Alltag in das neuroplastische Wunderland einzutreten.