Einleitung E-Mental-Health-Ansätze stellen eine neue Behandlungskomponente im Bereich der Versorgung
psychischer Erkrankungen dar. Bisher gibt es nur sehr wenige Informationen über das
Nutzungsverhalten und die Wirksamkeit solcher Programme in der Patientengruppe über
60 Jahren.
Methoden Präsentiert werden Sekundäranalysen einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie
mit N = 647 Hausarztpatienten mit leichter bis mittelgradiger Depression. Die Interventionsgruppe
(IG) erhielt Zugang zur internet-basierten Intervention + die hausärztliche Standardbehandlung
(TAU), die Kontrollgruppe (KG) nur TAU. Der Schweregrad der Depression wurde mit dem
Beck-Depressions-Inventars (BDI-II) zur Baseline, nach 6 Wochen und 6 Monaten gemessen.
Es wurde eine Intention-to-treat-Analyse durchgeführt. Die Wirksamkeit wurde mit Hierarchischen
Linearen Modellen geprüft. Die Analysen wurden nach Alter in drei Gruppen stratifiziert:
18-39 Jahre, 40-59 Jahre und 60+ Jahre.
Ergebnisse Es wurden keine Altersunterschiede in der Wirksamkeit der Intervention gefunden.
IG Patienten zeigten in allen Altersgruppen und zu beiden Follow-ups eine signifikant
stärkere Verbesserung der depressiven Symptomatik im Vergleich zur KG. Die Effektgrößen
reichten von d = 0,31 (40-59 Jahre, 6 Wochen) bis d = 1,71 (60+ Jahre, 6 Monate).
Die Nutzungsaufnahme der Intervention lag bei 70 %, ohne Unterschiede zwischen den
Altersgruppen (χ2 = 0,18, p =,915). Die durchschnittliche Anzahl abgeschlossener Programmbausteine
nahm mit dem Alter zu (χ2 = 18,99, p =,040).
Fazit E-Mental-Health-Ansätze stellen auch für ältere Menschen eine geeignete Behandlungsoption
dar. Sowohl Betroffene als auch Behandler sollten im stärkeren Maße für die Möglichkeit
eines Einsatzes von internetbasierten Interventionen in der Altersgruppe 60+ sensibilisiert
werden.