Zusammenfassung
Hereditäre Makuladystrophien gehören zur großen Gruppe der erblichen Netzhauterkrankungen,
die durch Mutationen in spezifischen Genen bedingt sind. Sie stellen oft eine diagnostische
Herausforderung dar aufgrund der relativen Seltenheit der einzelnen Krankheitsbilder,
der ausgeprägten klinischen und genetischen Heterogenität, der eher unspezifischen
Sehstörungen und der anfangs oft nur dezenten Fundusveränderungen. Makuladystrophien
können sich in jedem Lebensalter manifestieren und beschränken sich im Krankheitsverlauf
vorwiegend auf die Makularegion, wobei Fundusveränderungen bis in die mittlere Peripherie
möglich sind. Je nach Schwere der zugrunde liegenden Mutation kann es in einigen Fällen
zu einem Übergang in eine generalisierte Netzhautdystrophie kommen. Die alleinige
Ophthalmoskopie ist zur Diagnosestellung in den meisten Fällen nicht ausreichend.
Eine rasche und korrekte Diagnosestellung ist für den Patienten aber von wesentlicher
Bedeutung, da er nur dann gezielt beraten, möglichen Hilfsmitteln, Förderungen und
ggf. therapeutischen Optionen zugeführt werden kann. Von wesentlicher Bedeutung ist
die retinale Bildgebung mit Fundusautofluoreszenz, Nah-Infrarot-Autofluoreszenz und
optischer Kohärenztomografie, da diese Verfahren für die einzelnen Makuladystrophien
oft charakteristische Veränderungen aufzeigen können, die funduskopisch nicht erkennbar
sind. In Fällen von fehlenden morphologischen Veränderungen ist die elektrophysiologische
Diagnostik essenziell und erlaubt den Nachweis einer makulären oder generalisierten
Netzhautfunktionsstörung. In der molekulargenetischen Diagnostik hat es in den letzten
Jahren deutliche Fortschritte gegeben. Durch die Entwicklung der Next-Generation-Sequencing-Technik
können nun alle bekannten Gene für Netzhautdystrophien untersucht werden. Somit kann
nun in wesentlich mehr Fällen die genetische Ursache identifiziert werden, als es
früher der Fall war, wobei eine möglichst korrekte klinische Diagnose jedoch weiterhin
von tragender Bedeutung und Voraussetzung für eine gezielte und erfolgreiche genetische
Analyse ist. Die Bedeutung einer molekulargenetisch gesicherten Diagnose nimmt stetig
zu, denn diese ist Voraussetzung für Betroffene, in Zukunft eventuell an therapeutischen
Studien teilnehmen zu können.
Abstract
Hereditary macular dystrophies are part of the group of inherited retinopathies caused
by mutations of specific genes. Challenging features are their rarity, enormous clinical
and genetic heterogeneity, unspecific visual disturbances, and often only mild initial
fundus changes. The onset of macular dystrophies may occur at any age. They manifest
in the macular region, whereas fundus changes can reach the mid periphery as well.
In some cases, macular dystrophy can progress into generalised retinal dystrophy,
depending on the severity of the causative mutations. Funduscopy alone is often insufficient
for diagnosis. However, correct diagnosis is essential for the patient for counseling,
low vision aids, support, and therapeutic options. Retinal imaging, with fundus autofluorescence,
near-infrared autofluorescence and optical coherence tomography, is very important,
as it can show typical changes not visible on funduscopy. In cases where morphological
changes are absent, retinal dysfunction must be detected by electrophysiological testing.
There has been technical progress in molecular genetic testing in recent years. With
the development of modern sequencing, an analysis for all known genes of hereditary
retinal dystrophies has been established. The genetic defect can now be identified
in more cases than before. However, a correct initial clinical diagnosis is still
required for successful genetic analysis. The importance of a genetically confirmed
diagnosis is increasing, as this is needed for patients who could have the chance
in the near future to participate in therapeutic trials.
Schlüsselwörter
hereditäre Makuladystrophie - Fundusautofluoreszenz - Nah-Infrarot-Autofluoreszenz
- optische Kohärenztomografie - Elektrophysiologie - Genetik
Key words
hereditary macular dystrophy - fundus autofluorescence - near-infrared autofluorescence
- optical coherence tomography - electrophysiology - genetics