Fragestellungen
BGF/BGM gelten in Deutschland als sehr erfolgreiche Ansätze lebensweltbezogener Gesundheitsförderung.
Allein der aktuelle Präventionsbericht des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes
Bund der Krankenkassen bescheinigt dem Setting Betrieb 68% aller Ausgaben im nicht-individualpräventiven
Bereich [1]. Zudem hat die gesundheitsökonomische Forschung der BGF bzw. dem BGM in den letzten
Jahren deutliche Nutzeneffekte und Effizienzgewinne zugesprochen [2]
[3]
[4]. Daher erscheint es naheliegend, wenn Unternehmer aus ökonomischen Erwägungen ebenso
wie aus Gründen einer gelebten Unternehmerverantwortung und eines zeitgemäßen Arbeits-
und Gesundheitsschutzes gesundheitsfördernde Programme implementieren [5]. Ob dem so ist, wurde in der Vergangenheit im Rahmen von diversen Verbreitungsstudien
ermittelt. Ziel der vorliegenden Analyse ist es, aus einer vergleichenden Gegenüberstellung
dieser Arbeiten zu ermitteln
-
welche Aussagen zu potenziell begünstigenden bzw. behindernden Einflussgrößen auf
die Umsetzung von BGF/BGM abgeleitet werden können
-
auf welche methodischen Faktoren die unterschiedlichen Aussagen zur prozentualen Verbreitung
von BGF/BGM in Deutschland zurückzuführen sind
Aus den Ergebnissen werden Anforderungen an Konzeption und Design künftiger Verbreitungsstudien
abgeleitet sowie weitergehende Überlegungen zur Erfassung der Wirkungen der Umsetzung
von BGF angestellt.
Zum Begriffsverständnis von BGF und BGM
Das European Network for Workplace Health Promotion (ENWHP) versteht unter Betrieblicher
Gesundheitsförderung (BGF) „alle gemeinsamen Maßnahmen von Arbeitgebern, Arbeitnehmern
und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz“
[6]. Als konkrete Interventionen nennt die hier zitierte Luxemburger Deklaration „Verbesserung
der Arbeitsorganisation und der Arbeitsbedingungen“, „Förderung einer aktiven Mitarbeiterbeteiligung“
und die „Stärkung persönlicher Kompetenzen“. BGF versteht sich als ein Gesamtkonzept,
das gesundheitsfördernde Unternehmensgrundsätze, Unternehmenskulturen und Führungsleitlinien
enthält, Wert auf die Beteiligung und Förderung der Beschäftigten legt und dabei den
Arbeitsschutz integriert. Badura et al. [7] definieren Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) als „die Entwicklung integrierter
betrieblicher Strukturen und Prozesse, die die gesundheitsförderliche Gestaltung von
Arbeit, Organisation und dem Verhalten am Arbeitsplatz zum Ziel haben und den Beschäftigten
wie dem Unternehmen gleichermaßen zugute kommen“ (S. 17). In beiden Quellen wird die
Relevanz der Gestaltung der betrieblichen Rahmenbedingungen betont, die Notwendigkeit
eines systematischen Vorgehens, die Verantwortung des Managements und die Bedeutung
der Einbeziehung der Beschäftigten. Aufgrund der in der Praxis verbreiteten oft synonymen
Verwendung und, um ein breites Spektrum von Aktivitäten zu erfassen, liegt diesem
Beitrag eine parallele Nutzung der Begriffe ‚Betriebliche Gesundheitsförderung‘ (BGF)
wie auch ‚Betriebliches Gesundheitsmanagement‘ (BGM) zugrunde.
Methodik
Zunächst wurde eine systematische Datenbankrecherche von einschlägigen empirischen
Arbeiten mit Veröffentlichungsdatum seit dem Jahr 2000 durchgeführt. Die Recherche
wurde in deutscher und englischer Sprache realisiert. Als Suchbegriffe wurde folgende
Kombination verwendet: ((Betriebliche* AND Gesundheits*) OR „Workplace Health Promotion“
OR BGF OR BGM) AND (implement* OR survey OR dissemination OR spread* OR Deutschland
OR Germany OR Verbreitung OR frequency OR Häufigkeit). Herangezogen wurden die Datenbanken
PubMed, PubPsych inklusive PPSYNDEX, PASCAL, ISOC-Psicologia, MEDLINE, ERIC, NARCIS,
NORART, PsychOpen und PsychData, weiter PPSYNDEX, PsychINFO und SocINDEX über Cinahl.
Von den aufgrund der Titelformulierungen in Frage kommenden Auswahlen wurden zunächst
die deutsch- bzw. englischsprachigen Abstracts, in Zweifelsfällen die Volltexte gesichtet.
Nach Aussonderung nicht geeigneter Treffer und Streichung von Doppelungen fanden insgesamt
10 Literaturquellen im Rahmen der Datenbankrecherche Berücksichtigung. Als ergänzende
Quellen wurden die in den einschlägigen Treffern enthaltenen Verweise auf verwandte
Studien berücksichtigt, sowie das im Rahmen der langjährigen fachlichen Beschäftigung
mit der Thematik angelegte Facharchiv der Autorin. Auf diese Weise konnte die Auswahl
um weitere 6 Quellen erweitert werden. Abschließend fanden insgesamt 16 Literaturquellen
im Rahmen der Datenbankrecherche Berücksichtigung, diese beziehen sich auf 13 Analysen.
Als Auswahlkriterien dienten folgende Anforderungen an die Studien:
-
Unternehmensbezug: Es wurden nur Studien einbezogen, welche Unternehmer bzw. betriebliche Experten als
Adressaten ansprachen. Arbeiten, die eine Verbreitung von Gesundheitsförderung aus
der Perspektive der Beschäftigten darstellen, oder bei denen der Unternehmensbezug
aus anderen Gründen nicht deutlich wurde, waren dagegen ausgeschlossen.
-
Umfassendes Verständnis von Gesundheitsförderung: Exkludiert wurden Untersuchungen, die sich auf spezifische Themen konzentrierten
(z. B. ausschließlich Maßnahmen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer
Belastungen, der Suchtprävention, der betrieblichen Wiedereingliederung usw.).
-
Angaben zur prozentualen Verbreitung: Keine Berücksichtigung fanden Analysen, die zwar betriebliche Gesundheitsmaßnahmen
erhoben, diese in ihren Ergebnisdarstellungen jedoch nicht als %-Werte sondern ausschließlich
in Form von Indexwerten auswiesen.
Ergebnisse
[Tab. 1] zeigt die im Ergebnis ermittelten Studien seit dem Jahr 2000. Publikationen, die
dieselbe Studie beschreiben, sind jeweils in einer Zeile aufgeführt.
Tab. 1 Profile der ausgewerteten Studien.
Quelle
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Nettostichprobe
|
Fragestellung
|
Erhebungs-jahr
|
Rücklauf
|
Quote
|
Aussagekraft (Potenziale und Grenzen)
|
Ansmann et al. 2012
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522 Informations- und Kommunikationsunternehmen mit mind. 10 MA
|
„Unser Unternehmen hat ein Betriebliches Gesundheitsmanagement“ (der Frage ging eine
Definition von BGM voraus)
|
2008
|
21%
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gewichtet nach Unternehmensgröße=18%
|
[+] Repräsentative Gewichtung der Antworten nach Unternehmensgröße; [-] potenzielle
Schweigeverzerrung
|
Bechmann et al. 2010
|
500 Produktionsbetriebe (50 – 499 Beschäftigte)
|
Die Betriebe wurden gefragt, ob sie BGM gegenwärtig durchführen, als Projekt abgeschlossen
haben oder planen, im nächsten Jahr einzuführen
|
2009
|
k.A.
|
36% BGM+13% Einzel-maßnahmen=49%
|
[+] Repräsentative Gewichtung der Antworten nach Betriebsgrößenklasse, Branche, Existenz
Betriebsrat; [-] potenzielle Schweigeverzerrung
|
Beck et al. 2015
|
975 Unternehmen aller Branchen ab 1 MA (n=eigene Berechnung)
|
Die Betriebe wurden nach dem Vorhandensein spezifischer Maßnahmentypen in ihrem Unternehmen
befragt
|
2011
|
15%
|
56% (gewichtet) KKU 49%, KU 70%, MU 89%, GB 97%
|
[+] Repräsentative Gewichtung der Antworten nach Größe, Sektor und Region [-] geringer Rücklauf, dadurch hohe Gefahr einer potenziellen Schweigeverzerrung
|
Gröben 2000; Gröben und Ulmer 2004; Ulmer und Groeben 2005
|
Kohortenstudie an 447 (T1) bzw. 150 (T2) hessischen und thüringischen Dienstleistungs-
(Handel, Banken, Versicherungen) und metallverarbeitenden Betrieben mit mind. 50 MA
|
T1: In welchem Umfang werden betriebliche Programme zur Gesundheitsförderung in den
Unternehmen angeboten? Um welche Angebote handelt es sich? T2: Sind in den vergangenen
6 Jahren Fortschritte in der Verbreitung von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung
zu verzeichnen oder ist eine Stagnation bzw. ein Rückgang der Angebote eingetreten?
Hat sich die Ausrichtung der Angebote in den Betrieben verändert?
|
1997 und 2003
|
T1: 68% T2: 62%
|
T1: 89% T2: 83%
|
[+] bzgl. Standort, Frauenanteil, Schicht- und Teilzeitarbeit sind beide Stichproben
repräsentativ T1-Stichprobe ist zudem repräsentativ für Unternehmensgröße. [-] höherer Anteil an Großbetrieben zu T2 [-] höhere drop-out-Quote von Unternehmen ohne BGF/BGM zu T2 [-] Schweigeverzerrung zu T2
|
Gröben 2002; Gröben und Wenninger 2006
|
Kohortenstudie an 356 (T1) bzw. 153 (T2) Dienststellen des ÖD in Hessen und Thüringen
mit mehr als 50 MA
|
Den Befragungsteilnehmern wurde eine Liste mit über 30 Einzelmaßnahmen vorgelegt.
Sie sollten angeben, ob entsprechende Angebote in ihrer Einrichtung durchgeführt werden
oder wurden
|
1999 und 2004
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T1: 63% T2: 51%
|
T1: 93% T2: 93%
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[+] Repräsentativität für wichtigste Faktoren zu beiden Zeitpunkten [-] Gefahr der Schweigeverzerrung
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Hollederer 2007
|
15 407 (T1) Betriebe bzw. 15 689 (T2) Betriebe ab 1 MA des IAB Panels
|
„Welche Maßnahmen zum Schutz oder zur Förderung der Gesundheit der Beschäftigten,
die über die gesetzlichen Regelungen hinausgehen, werden in Ihrem Betrieb/Ihrer Dienststelle
durchgeführt oder finanziell unterstützt? Sagen Sie mir bitte, was von dieser Liste
zutrifft“
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2002 und 2004
|
T1: 62% T2: 67%
|
T1: 19% T2: 20%
|
[+] repräsentative Gewichtung nach Branche, Größe, Bundesland [+] verpflichtende Teilnahme, daher geringe Gefahr der Schweigeverzerrung
|
Hollederer und Wießner 2014
|
15 556 Betriebe ab 1 MA des IAB Panels
|
„Welche Maßnahmen zum Schutz oder zur Förderung der Gesundheit der Beschäftigten,
die über die gesetzlichen Regelungen hinausgehen, werden in Ihrem Betrieb/Ihrer Dienststelle
durchgeführt oder finanziell unterstützt? Sagen Sie mir bitte, was von dieser Liste
zutrifft“
|
2012
|
k.A.
|
27%
|
[+] repräsentative Gewichtung nach Branche, Größe, Bundesland [+] verpflichtende Teilnahme, daher geringe Gefahr der Schweigeverzerrung
|
Jung et al. 2012
|
522 Unternehmen der IT-Branche ab 10 MA
|
Anhand von 4 Fragen wurde nach spezifischen Einstellungen gegenüber BGF/BGM gefragt
|
2008
|
21%
|
44%
|
[+] repräsentative Gewichtung nach Größenklassen [-] Gefahr der Schweigeverzerrung
|
Köhler et al. 2009
|
258 Unternehmen aus den Sparten Kranken-, Lebens-, Sach- und Rückversicherungen
|
Nach Vorlage einer entsprechenden Definition wurden die Teilnehmer gefragt, ob bzw.
welche Maßnahmen der BGF durchgeführt wurden.
|
2006
|
48% aus einer Auswahl von Betrieben mit BGM
|
26% der Grundgesamtheit
|
[+] Grunderfassung aller Betriebe, die die Einschlusskriterien erfüllen [-] Gefahr der Schweigeverzerrung
|
Plath et al. 2008
|
367 zufällig ausgewählte Banken
|
Nach Vorlage einer entsprechenden Definition wurden die Teilnehmer gefragt, ob bzw.
welche Maßnahmen der BGF durchgeführt wurden.
|
2006
|
57%
|
54% (eigene Berechnung)
|
[+] Zufallsauswahl aus allen Betrieben, die die Einschlusskriterien erfüllen [-] Gefahr der Schweigeverzerrung
|
Schäfer et al. 2015
|
80 Unternehmen aus Gesundheitswirtschaft und Gesundheitswesen
|
Telefoninterview auf Basis eines standardisierten Fragebogens. „Wurden bereits Maßnahmen,
oder eine Maßnahme zum Zweck der betrieblichen Gesundheitsförderung durchgeführt?“
|
2012
|
76%
|
69%
|
[-] keine Angaben zum Zustandekommen/Repräsentativität der Grundgesamtheit
|
Wartmann and Reinheckel 2006
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22 Kleinbetriebe aus dem Handwerk
|
Versand eines schriftlichen Fragebogens zu konkreten Einzelmaßnahmen
|
2004
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48%
|
55%
|
[-] Bruttostichprobe nicht repräsentativ, keine Gewichtung der Nettostichprobe
|
Zelfel et al. 2011
|
1 441 Unternehmen zwischen 1 und 250 Beschäftigten in 7 Regionen in Deutschland
|
Telefoninterviews auf Basis eines Fragebogens, inwieweit Hilfen zum Erhalt oder zur
Verbesserung der Gesundheit angeboten werden
|
2008
|
k.A.
|
33%
|
[-] Bruttostichprobe nicht repräsentativ, keine Gewichtung der Nettostichprobe
|
Abkürzungen: k.A.=keine Angaben; KU=Kleinunternehmen; KKU=Klein- und Kleinstunternehmen;
MA=Mitarbeitende; MU=mittleres Unternehmen; GB=Großbetrieb; ÖD = Öffentlicher Dienst:
o.J.=ohne Jahresangabe; T=Zeitpunkt
A) Einflussfaktoren auf die Umsetzung von BGF/BGM
Die berücksichtigten Studien setzen sich in unterschiedlichem Umfang mit der Frage
auseinander, welche Merkmale in einem kausalen Zusammenhang mit der Realisierungsbereitschaft
zu BGF/BGM stehen. Dabei werden verschiedene Faktoren im Hinblick auf mögliche Korrelationen
untersucht.
Die größte Einigkeit besteht für den Faktor „Betriebsgröße“. Hier lässt sich zusammenfassend
konstatieren, dass je größer der Betrieb ist, umso eher Maßnahmen der/des BGF/BGM
umgesetzt werden. Diesen Zusammenhang bestätigen 11 der insgesamt 13 einbezogenen
Studien. Ansmann et al. [8] benennen für die von ihnen analysierten IT-Unternehmen ein adjustiertes Odds Ratio
(OR) von 1,5 (nicht signifikant) für Mittelbetriebe (50–249 Beschäftigte) und von
2,8 (signifikant) für Betriebe ab 250 Mitarbeitenden im Vergleich zu Betrieben unter
50 Personen. Hollederer und Wießner [9] beschreiben bei Kontrolle aller identifizierten, anderen signifikanten Einflussfaktoren
eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit mindestens eine Maßnahme zu realisieren von 15%
für Kleinbetriebe (20–49 Mitarbeitende), von 31% für mittlere Betriebe (50–499 MA)
und von 35% für Großbetriebe (ab 500 MA) – jeweils im Vergleich zu Kleinstbetrieben
(5–19 MA).
Heterogener sind die Ergebnisse dagegen für das Merkmal „Branche“. Zwar führen mehrere
Arbeiten sektorenbezogene Vergleiche auf, z. B. [9]
[10]
[11]
[12]; wegen unterschiedlicher Selektionen und Zuordnungen sind übereinstimmende Aussagen
jedoch schwer zu treffen. Aufgrund der großen Stichprobe und des hohen Rücklaufs dürfte
den IAB-Paneldatenauswertungen dabei eine prominente Bedeutung zukommen [9]
[12]. Diese Daten weisen eine überdurchschnittliche Verwirklichungsquote für den Öffentlichen
Dienst aus, während etwa das Gastgewerbe eine Schlussposition einnimmt. Innerhalb
des produzierenden Gewerbes beschreiben Bechmann et al. [10] Differenzen für Betriebe mittlerer Größe, wobei die Produktionsgüterindustrie einige
Prozentpunkte vor der Nahrungs- und Genussmittelproduktion rangiert. Der Effekt der
Branche zeigte sich in der von Hollederer and Wießner [9] modellierten Regression insbesondere für den Öffentlichen Dienst, selbst bei Kontrolle
anderer Einflussgrößen. Der Dienstleistungssektor weist im Vergleich zum Produktionssektor
eine um 2% erhöhte Umsetzungswahrscheinlichkeit mindestens einer Maßnahme auf.
Einen mit relativ hoher Übereinstimmung abgesicherten Einfluss übt das Vorhandensein
einer Beschäftigtenvertretung aus. Insgesamt 5 Studien untersuchen diesen Zusammenhang
und bestätigen ihn [8]
[9]
[10]
[11]
[12]. Bechmann et al. [10] bemerken, dass dieser Effekt auch innerhalb der 3 Betriebsgrößengruppen auftritt.
Ansmann et al. [8] dagegen konnten in ihrer Erhebung einen signifikanten Effekt nur für Kleinbetriebe
ausmachen, und bei Jung et al. [13] verschwand der Effekt nach Kontrolle der anderen Einflussfaktoren. Ansmann et al.
[8] berechnen für Kleinbetriebe ein OR von 2,5 im Vergleich zu Betrieben ohne Beschäftigtenvertretung.
Im Regressionsmodell von Hollederer and Wießner [9], das mehrere relevante Einflussgrößen kontrolliert, zeigen gewerbliche Betriebe
mit einer Beschäftigtenvertretung eine nahezu 21%ig höhere Umsetzungswahrscheinlichkeit.
Ob der regionale Standort für die Umsetzung von BGF eine Rolle spielt, dazu gehen
die Resultate auseinander. Während Zelfel et al. [14] für ihre – allerdings nicht repräsentative – Stichprobe keinen Einfluss ermitteln
konnten, finden andere Studien übereinstimmend eine höhere Umsetzungsquote in den
neuen Bundesländern [10]
[12] bzw. ein höheres Qualitätsniveau der BGF [15]. Letzeres wurde nach Gröben und Ulmer jedoch nur für den öffentlichen Dienst gefunden,
nicht für gewerbliche Betriebe [16]. Für die aktuelle Wiederholungsbefragung im Rahmen des IAB-Panels räumen Hollederer
and Wießner [9] eine Annäherung zwischen Ost und West, und bei Kontrolle aller anderen Faktoren
nur noch eine gering erhöhte Verbreitungswahrscheinlichkeit von 3% ein.
Als weitere korrelierende Größen wurden das Vorhandensein einer Fachkraft für Arbeitssicherheit
[11], eines Gesundheitskoordinators [11] und die Präsenz eines Betriebsarztes [8] gefunden, wobei der Effekt in letzterem Fall bei einer Korrektur durch die Unternehmensgröße
verschwindet. Des Weiteren ließen sich erwartete Probleme bei der Personalrekrutierung
[9] als fördernde Faktoren verifizieren. Für den Einfluss des wirtschaftlichen Drucks
liegen unterschiedliche Ergebnisse vor: Während Köhler et al. [17] diesen als fördernden Faktor bestätigen konnten, sprechen Hollederer und Wießner
[9] dem wirtschaftlichen Druck keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung
von BGF/BGM zu. Im Gegensatz dazu konnten einige Autoren [11], [13] eine bevorzugte Marktposition als positiven Einflussfaktor ausmachen. Jung et al.
[13] identifizierten die Zahl der Hierarchieebenen, die Anzahl der akademisch qualifizierten
Beschäftigten und den Anteil an unbefristeten Arbeitsverhältnissen als eigenständige
positive Einflussfaktoren. Wenig überraschend ist die Beobachtung, dass Unternehmen
mit systematischen Konzepten in anderen Bereichen der Personal- und Organisationsentwicklung
[17] bzw. mit einem hohen Qualitätsbewusstsein [18], einer ausgeprägten Wertschätzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes [16]
[19] und umfassender Inanspruchnahme von Beratung durch externe Stellen [19] gleichzeitig eine stärkere Performance im Bereich BGF/BGM aufweisen. An den Untersuchungen
der Arbeitsgruppe um Gröben fällt auf, dass einzelne Einflussfaktoren auf die Qualität
von BGF nur für den öffentlichen Dienst bestätigt werden konnten, nicht aber für die
gewerbliche Wirtschaft. Dazu zählen die Kenntnis der Fehlzeitenquote, das Ausmaß der
Belastungen bei den Beschäftigten, vorliegende Berufskrankheitenanzeigen und das Ausmaß
der Belastungen in der Belegschaft [16]
[19]. Demnach sind bestimmte Einflussfaktoren nur in spezifischen Bereichen oder Sektoren
wirksam. Die hier in Einzelstudien untersuchten Faktoren sollten durch die weitere
Forschung näher analysiert und auf Wechselwirkungen hin überprüft werden.
B) Einflüsse der Erhebungsmethodik auf die ermittelte Umsetzungsquote
Im Hinblick auf die Umsetzungsquoten fällt die breite Varianz von 18% bis zu 93% auf.
Aus der tiefergehenden Auseinandersetzung ergaben sich folgende, dem Untersuchungsdesign
geschuldete Ursachen:
Stichprobenzusammensetzung
Von den 12 in die Auswertung einbezogenen Untersuchungen bemühten sich insgesamt 9
um die Anforderungen an Vergleichbarkeit mit der jeweiligen Grundgesamtheit – teilweise
durch eine repräsentative Auswahl der Befragungsteilnehmer und/oder teils durch die
nachträgliche Gewichtung der Ergebnisse. Dabei wurde meistens der Faktor Betriebsgröße
berücksichtigt, in den Fällen fanden noch weitere Strukturmerkmale Eingang in die
Gewichtung ([Tab. 1]). Einschränkend gilt jedoch, dass selbst bei den nachträglich nach Betriebsgröße
gewichtenden Arbeiten oftmals Kleinst- und/oder Kleinbetriebe ausgenommen waren. Aufgrund
des oben beschriebenen Einflusses der Unternehmensgröße ist davon auszugehen, dass
die tatsächliche Umsetzungsquote in diesen Fällen geringer sein dürfte, als die in
den Studien ermittelte. Von den als repräsentativ geltenden Arbeiten beziehen sich
nur 3 [9]
[11]
[12] auf die gesamte deutsche Wirtschaft, während die übrigen spezifische Branchen fokussieren
und damit schwer zu vergleichen sind [8]
[10]
[13]
[15]
[16]
[17]
[18]
[19]
[20]
[21]. Allerdings fällt auch bei einem ausschließlichen Vergleich der branchenunabhängigen
Studien die Spannweite von 19 bis 56% ins Auge. Erklären lässt sich diese mit dem
unterschiedlich hohen Rücklauf, der bspw. in der Untersuchung von Beck et al. [11] nur 15% beträgt. Die Vermutung liegt nahe, dass insbesondere Betriebe ohne BGF/BGM
zu den Verweigerern zählen (Schweigeverzerrung) – ein Problem, mit dem die überwiegende
Anzahl der Studien konfrontiert war. Verringern ließe sich dieser Bias nur durch verpflichtende
Untersuchungen (z. B. im Rahmen von repräsentativen Erhebungen, etwa im Rahmen bestehender
Überwachungsaufträge staatlicher oder berufsgenossenschaftlicher Arbeitsschutzinstitutionen).
Verständnis von BGF/BGM
Wie die jeweilige Formulierung der Fragestellung in den einzelnen Erhebungen zeigt,
sind sich Wissenschaft und Praxis der Betrieblichen Gesundheitsförderung in Deutschland
nicht darüber einig, welche konkreten betrieblichen Bemühungen im Detail unter die
Begriffe Betriebliche Gesundheitsförderung bzw. Betriebliches Gesundheitsmanagement
fallen. Ein Teil der Untersuchungen, z. B. [9]
[12]
[15]
[22] arbeitet mit Auswahllisten, die meist Struktur- und Prozesselemente sowie Verhaltensangebote
enthalten und ja/nein/weiß-nicht-Antworten vorsehen. Ein weiterer praktizierter Zugang
besteht darin, den Adressaten eine Definition vorzulegen und sie dazu aufzufordern,
die Antworten auf diese zu beziehen z. B. [8]
[13]
[17]
[20]. Ein Problem stellt in diesem Zusammenhang die Frage dar, inwieweit eine Abgrenzung
zwischen Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz möglich und sinnvoll ist. Angesichts
der, durch die europäische Arbeitsschutzgesetzgebung erreichte Annäherung zwischen
beiden Bereichen und infolge der durchaus wünschenswerten Integration partizipativer
Elemente und psychosozialer Themen in den Arbeitsschutz [5] erscheinen Abgrenzungen in dem Sinne, dass nur Maßnahmen eruiert werden, die über
den gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutz hinausgehen z. B. [9]
[12]
[17] ebenso problematisch wie der Versuch, arbeitsschutzbezogene Aktivitäten in die Untersuchung
generell einzubeziehen z. B. [15]
[16]
[21]
[22]. Der letztere, in einigen Studien verfolgte Ansatz dürfte für die ermittelten, hohen
Umsetzungsgrade mitverantwortlich sein. Während die meisten anderen Studien nach der
konkreten Umsetzung von BGF/BGM-Elementen fragen, interessierte sich die Studie von
Jung et al. [13] für positive Einstellungen im Management zugunsten von BGF/BGM. Die aus diesen Beobachtungen
abzuleitende Forderung mündet in das Postulat, in künftigen Untersuchungen eine einheitliche
und operationale Definition dessen anzustreben, was im Einzelnen in Zusammenhang mit
BGF/BGM erfasst werden soll.
Untersuchungszeitraum
Die meisten Studien benennen keinen eindeutigen Zeitpunkt oder Zeitraum, auf den sich
die Recherche bezieht, sondern fragen generell, ob BGF/BGM bzw. bestimmte Maßnahmen
im Unternehmen realisiert werden. Inwieweit sich die Antworten daher im Sinne einer
Punktprävalenz auf den konkreten Erhebungszeitpunkt beziehen oder einen längeren Zeitraum
im Auge haben, bleibt dabei oft der Interpretation der jeweiligen Respondenten überlassen.
Eine Ausnahme hiervon bildet die Untersuchung von Bechmann et al. [10], die ihre Fragestellung explizit auf den aktuellen Zeitpunkt des Interviews beziehen.
In ihrer Längsschnittbetrachtung fragen Groeben et al. nach Veränderungen in der Verbreitung
von Maßnahmen der BGF in den letzten 5 bzw. 6 Jahren [15]
[16], während im Querschnitt danach differenziert wurde, ob die Maßnahme „abgeschlossen“,
„derzeit erprobt“, „ab und zu durchgeführt“ „Routine“ oder „geplant“ ist [15]. Inwieweit der erfasste Zeitraum in den übrigen Studien einen Einfluss auf die Antworten
hatte, kann letztlich nicht geklärt werden. Abgeleitet werden sollte für künftige
Analysen jedoch die Forderung nach einer möglichst konkreten Definition des interessierenden
Prävalenzzeitraums.
Erhebungszeitpunkt
Angesichts der seit 2007 bestehenden Verpflichtung der Krankenkassen zugunsten der
Realisierung von BGF/BGM und einer zunehmenden allgemeinen Informationsdichte zum
Thema lässt sich erwarten, dass die betriebliche Akzeptanz entsprechender Aktivitäten
in den letzten Jahren gestiegen ist. Ältere Studien müssten nach dieser Annahme geringere
Prävalenzen aufweisen als jüngere. Da es sich bei den meisten Arbeiten um Querschnittanalysen
handelt, und sich ein studienübergreifender Vergleich als problematisch erweist, lässt
sich diese Vermutung lediglich anhand der wenigen vorliegenden Kohorten- bzw. Langzeitstudien
prüfen. Entgegen dieser Hypothese verzeichnet die Arbeitsgruppe um Gröben im Zeitraum
von 1997 bis 2003 in der Dienstleistungs- und Metallverarbeitungsindustrie einen Rückgang
bei der quantitativen Verbreitung [16]
[18]
[21]; die Autoren betonen aber den parallel dazu erfolgten, leichten Anstieg in der Qualität
der Maßnahmen. Eine erhöhte quantitative Akzeptanz stellen dagegen Hollederer et al.
auf Basis der wiederholten Auswertungen der IAB-Paneldaten fest. So ist in den Jahren
von 2002 über 2004 bis 2012 der Anteil der Betriebe mit BGF von 19% über 20% auf 27%
angestiegen [9]
[12]. Um die Annahme einer zunehmenden Akzeptanz von BGF/BGM zu bestätigen, wären weitere
Langzeit-, insbesondere Kohortenstudien mit einem einheitlichen Design und der Kontrolle
von Drop-Out-Fällen vonnöten.
Erfasste Interventionen
Die Auseinandersetzung mit den in den Studien erfassten Einzelmaßnahmen zeigt eine
erhebliche Heterogenität bei der Erfassung und Zuordnung von Aktivitäten. Während
einige Arbeiten bspw. eher strukturelle und strategische Elemente von BGF/BGM wie
Steuerkreise und Bedarfsanalysen erheben, konzentrieren sich andere stärker auf konkrete
Aktionen und Programme, die unmittelbar auf Beschäftigte ausgerichtet sind. Bestimmte
Maßnahmen wurden nur in einzelnen Studien erfasst und entziehen sich damit einer Vergleichbarkeit,
z. B. Arbeitszeitgestaltung [20]. Besonders erschwert die unterschiedliche Zuordnung konkreter Maßnahmen zu Themenkomplexen
einen allgemeingültigen Überblick. So erfassen Bechmann et al. [10] eine „regelmäßige Analyse der betrieblichen Situation“ ohne diese näher zu bestimmen,
während sich andere Erhebungen speziell nach Mitarbeiterbefragungen oder der Auswertung
von Arbeitsunfähigkeitsdaten erkundigen. Noch unübersichtlicher ist der Status Quo
im Hinblick auf verhaltensbezogene Programme, die in sehr unterschiedlicher Weise
kategorisiert werden. Während Hollederer [12] z. B. Mitarbeiterfortbildungen, Seminare, Lehrgänge, Schulungen, Erste-Hilfe-Kurse
u. ä. als Einheit erfasst und mit 5% beziffert, differenzieren Ulmer and Groeben [21] nach Kommunikationstrainings (28%), Managementseminaren (27%), Konfliktmanagement-Seminaren
(27%), Seminaren zur Teamzusammenarbeit (21%). Andere Angaben wie „Verbesserung der
sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz“ [17] lassen offen, um welche Art von Intervention es sich konkret handelt. Aufgrund dieser
Divergenzen war ein Rangsummenvergleich nicht möglich, sodass die Frage, welche Maßnahmen
generell am häufigsten umgesetzt werden, auf Basis der gegebenen Datenlage nicht zu
beantworten ist. Eine Prioritätensetzung zugunsten verhaltenspräventiver Aktivitäten
lässt sich auf Grundlage der vorliegenden Studien für die betrieblicherseits beschriebenen
Programme nicht bestätigen. Wichtig für die künftige Forschung wäre eine Einigung
auf ein gemeinsames Erfassungs- und Kategorisierungsschema, anhand dessen valide und
vergleichbare Angaben möglich sind.
Ergebnisdiskussion
Die hier zusammengestellten Erhebungen basieren zum Teil auf umfangreichen und aufwändigen
Untersuchungen und liefern wertvolle Beiträge zur Erhöhung der Transparenz über den
Zustand von BGF/BGM in Deutschland. Allerdings fußen die Arbeiten auf divergierenden
Designs, Stichprobenauswahlen und Fragestellungen und kommen demzufolge zu heterogenen
Ergebnissen. Zudem erweist es sich immer wieder als schwierig, Aktivitäten der BGF/des
BGM adäquat zu erfassen: Neben der Komplexität des Konzepts und der Vielfalt der darunter
subsumierten Interventionen erschweren mehrdeutige Begriffsverständnisse und Zugänge
eindeutige Aussagen über die Verbreitung von BGF/BGM.
Einen weiteren kritischen Punkt stellt die Identifikation möglicher Einflussfaktoren
auf die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung von BGF dar. Angesichts des Umstandes, dass
es sich bei den meisten der vorgestellten Arbeiten um Querschnittanalysen handelt,
ist die Frage nach der Kausalität an einigen Stellen nicht eindeutig zu beantworten.
Ob bspw. das Vorhandensein eines Gesundheitskoordinators [11], die Zahl der Hierarchieebenen und der Dauerarbeitsverhältnisse [13] Ursache oder Folge für die Umsetzung von BGF/BGM darstellen, oder welches die faktischen
Ursachen einer höheren Verbreitung in den neuen Bundesländern sind, müsste im Rahmen
weiterer Analysen geklärt werden. Auch für weitere Merkmale besteht Unklarheit hinsichtlich
der Kausalität der Zusammenhänge, die im Rahmen weiterer Studien geklärt werden sollten.
So identifizieren Köhler et al. [17] sowie Beck et al. [11] wirtschaftlichen Druck als begünstigenden Einflussfaktor, während Jung et al. [13] dem wirtschaftlichen Erfolg eine positive Wirkung zuschreiben. Unter welchen Bedingungen
sich die wirtschaftliche Situation in welcher Weise auf die Akzeptanz von BGF/BGM
auswirkt, dürfte von weiteren, intervenierenden Größen abhängen, die in künftigen
Studien zu ermitteln wären.
Weitergehende Überlegungen zur Erfassbarkeit der Wirkung von BGF
In der vorliegenden Analyse wurden quantitativ angelegte Arbeiten ausgewertet, die
sich typischerweise auf eine Kategorisierung und Digitalisierung bzw. Quantifizierung
der erfassten Phänomene stützen. Was diese Analysen kaum zu erfassen vermögen, ist
die Qualität des betrieblichen Miteinanders und der Organisationskultur, der Arbeitsbedingungen,
des Führungsverhaltens und der erlebten Gratifikation und Wertschätzung. Wie die arbeitswissenschaftliche
Forschung der letzten Jahre sehr valide nachweisen konnte, sind es vor allem diese
Merkmale, die über Wohlbefinden und Gesundheit von Beschäftigten entscheiden [23]
[24]
[25]
[26]. Gesundheitsfördernde betriebliche Aktivitäten müssen sich deshalb daran messen
lassen, inwieweit sie in der Lage sind, diese Bedingungen herzustellen oder zumindest
eine Annäherung herbeizuführen. Betriebliche Bedarfsanalysen bspw. können nur dann
eine positive Wirkung entfalten, wenn sie dazu dienen, Veränderungsnotwendigkeiten
aus Sicht der Beschäftigten zu identifizieren, und wenn ernsthaft und ehrlich an den
daraus resultierenden Themen gearbeitet wird. Selbst partizipative Maßnahmen wie Gesundheitszirkel
sind nur so wertvoll, wie die seitens der Beschäftigten ausgearbeiteten Anregungen
von den Entscheidungsverantwortlichen aufgegriffen und umgesetzt werden. Gleichfalls
sind die vonseiten managementorientierter Ansätze besonders hervorgehobenen Struktur-
und Prozesselemente – etwa die Formulierung strategischer Ziele und Planungen, die
Einrichtung von Steuerungskreisen u. a. m. z. B. [27]
[28] kein Selbstzweck. Vielmehr haben sie die Aufgabe, Bedingungen herzustellen, die
„Arbeit zu einer Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit“ machen [29]. Die Qualität von BGF/BGM besteht demnach nicht nur im schematischen Vollzug von
Prozessen, sondern zeigt sich darin, wie die ermittelten Strukturen, Prozesse und Maßnahmen im Einzelnen ausgestaltet werden
– etwa in der Glaubwürdigkeit ihrer Versprechungen, im Ausmaß wertschätzender betrieblicher
Kommunikation oder darin, wie Mitarbeiter als Subjekte wahrgenommen, gefördert, unterstützt
und gefordert werden. Wenn es gelingt, den Fokus der Forschung nicht nur auf das „Was“
zu richten, sondern auf das „Wie“ kommen wir der Frage näher, ob BGF/BGM einen Beitrag
zu mehr Gesundheit bei der Arbeit leisten kann. Die quantitative Erfassung von Maßnahmen
ist nur ein erster Schritt innerhalb eines solchen Forschungsportfolios.
Fazit
Bezüglich der Umsetzung von Betrieblicher Gesundheitsförderung in der deutschen Wirtschaft
liegen heute diverse Untersuchungen vor, die allerdings hinsichtlich Fragestellung,
Repräsentativität und Erhebungsdesign – und damit auch im Ergebnis wesentlich unterscheiden.
Generelle Aussagen hinsichtlich der Umsetzung von BGF/BGM sind daher schwierig zu
treffen. Dennoch lassen sich spezifische Merkmale benennen, die in einem Großteil
der Studien übereinstimmend als begünstigende Einflussfaktoren identifiziert wurden.
Dazu scheinen vor allem die Betriebsgröße und das Vorhandensein einer Beschäftigtenvertretung
zu gehören. Für die in Einzelstudien gefundenen, zahlreichen weiteren Merkmale sind
weitergehende Einzelstudien ebenso wie Metaanalysen nötig. Um den Erfolg der BGF/BGM-Aktivitäten
adäquat erfassen zu können, empfehlen sich neben quantitativen Analysen Triangulationen
aus quantitativen und qualitativen Designs.