Gesundheitswesen 2016; 78(06): 353
DOI: 10.1055/s-0042-108967
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Methodenworkshop der AGENS 2016: Routinedatenforscher tagen in München

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Publication Date:
20 June 2016 (online)

Am 3. und 4. März 2016 fand in den Räumen der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) der 8. Methodenworkshop der AGENS (Arbeitsgruppe Erhebung und Nutzung von Sekundärdaten) statt. Die AGENS – repräsentiert durch ihre Sprecher, Dr. Enno Swart, Peter Ihle und Dr. Holger Gothe – ist sowohl in der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) als auch in der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi) etabliert.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit den Instituten für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen des Helmholtz Zentrums München (IGM) sowie der LMU (Leitung jeweils Prof. Dr. Reiner Leidl) und dem Münchener Zentrum für Gesundheitswissenschaften (MC-Health) ausgerichtet. Sie hatte das Ziel, den Austausch zu methodischen und inhaltlichen Aspekten der Analyse von Sekundärdaten im Gesundheitswesen zu fördern (wie beispielsweise Daten der Sozial­versicherungsträger, Daten aus Krankenhausinformationssystemen, Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen, Registerdaten etc.). Verantwortlich für die Organisation des Workshops vor Ort waren Dr. Larissa Schwarzkopf und Dr. Werner Maier (beide IGM), die im Vorfeld auch das Tagungsprogramm erstellt hatten.

In 28 Vorträgen und auf 16 Postern wurden aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt. Hierbei standen die Anwendung von Routinedaten in wichtigen Bereichen der Versorgungsforschung und der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen im Vordergrund; zusätzlich wurden Möglichkeiten der Datenvalidierung und die Vorstellung spezifischer Methoden zur statistischen Auswertung diskutiert. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Da über 85% der deutschen Wohnbevölkerung gesetzlich krankenversichert sind, ermöglichen Abrechnungsdaten der Krankenkassen einen umfassenden Einblick in die Versorgungspraxis und die damit verbundenen Kosten. Kassendaten haben ein großes Potential, aktuelle Probleme in der Versorgung zu erkennen, und ermöglichen es, frühzeitig erste Schritte für eine Verbesserung der Versorgungssituation einzuleiten. Vor dem Hintergrund steigender Gesundheitsausgaben spielt die Erfassung, Analyse und Bewertung von ökonomischen Aspekten eine immer wichtigere Rolle im Gesundheitswesen. In diesem Zusammenhang wurden die Möglichkeiten und Grenzen einer routinedatenbasierten Versorgungsforschung besonders rege diskutiert.

Neben GKV-Routinedaten standen weitere Routinedatenquellen im Fokus. Eine eigene Session war der Registerdatenanalyse gewidmet, in der z. B. die Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Tumor­registerdaten für gesundheitswissenschaftliche Analysen diskutiert wurden. Es wurden weitere Register wie das KORA-­Herzinfarktregister in Augsburg und das Patientenregister des Deutschen Schwindel- und Gleichgewichtszentrums in Großhadern vorgestellt.

Seit dem 1. AGENS-Methodenworkshop 2009 in Magdeburg ist die Zahl der Interessierten kontinuierlich gestiegen und erreichte in München mit über 150 Teilnehmenden einen neuen Rekord. Dies unterstreicht den hohen aktuellen Stellenwert der gesundheitsbezogenen Routinedatenforschung. Die Bedeutung dieses Forschungszweiges wird auch in Zukunft weiter steigen, zumal auch der 2016 eingerichtete Innovationsfonds eine intensivere Routinedatenforschung begünstigen wird.

Der 9. AGENS-Methodenworkshop wird am 13. und 14 März 2017 in Oldenburg stattfinden.

Dr. Werner Maier und Dr. Larissa
Schwarzkopf, Institut für Gesundheits-ökonomie und Management im ­Gesund- heitswesen, Helmholtz Zentrum München