Zeitschrift für Komplementärmedizin 2016; 08(6): 14-20
DOI: 10.1055/s-0042-120454
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Prostatakrebs
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Prostatakrebs – eine Zivilisationskrankheit?

Ludwig Manfred Jacob

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Publication Date:
23 December 2016 (online)

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Anabole Hormone und Wachstumsfaktoren wie Insulin und IGF-1 sowie ein erhöhter Körperfettgehalt sind laut dem Bericht des WCRF International vom November 2014 wichtige Risikofaktoren für Prostatakrebs. Für beide Faktoren spielt die Ernährung eine bedeutende Rolle. Hohe Insulin- und IGF-1-Spiegel entstehen v.a. durch den Verzehr schnell verfügbarer Kohlenhydrate, von tierischem Protein und Milchprodukten. Sie begünstigen das Wachstum von Krebszellen, indem sie die Zellteilung fördern und die Apoptose hemmen.

Unsere moderne Zivilisationskost löst eine anabole Mast aus und begünstigt durch ein wachstumsförderndes, proentzündliches und oxidatives Milieu sowohl eine Prostatahyperplasie (BPH) als auch ein Prostatakarzinom (PCa). Immer mehr Studien zeigen, dass das metabolische Syndrom an der Pathogenese und dem Fortschreiten von BPH und PCa kausal beteiligt ist.

Die traditionelle asiatische Ernährung mit großen Mengen protektiver pflanzlicher Kost geht laut altersstandardisierten WHO-Daten mit einer bis zu 96 % niedrigeren Prostatakrebssterblichkeit einher als die Ernährung in westlichen Ländern, die auf Fleisch, Milchprodukten, Weißmehl und Zucker basiert. Eine Umstellung der Ernährungs- und Lebensweise bei Prostatakrebs hatte in klinischen Studien beeindruckende Erfolge. Sie kann die Expression kanzerogener Gene, von Hormonen und Wachstumsfaktoren beeinflussen und das Fortschreiten der Erkrankung hemmen – bei positiven Nebeneffekten auf das Herz-Kreislauf-System.

Eine vielseitige, pflanzenbetonte, fettarme Kost und Normalgewicht sind evidenzbasierte Empfehlungen zur Prävention als auch bei Vorliegen eines Prostatakarzinoms.