Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(03): 383-384
DOI: 10.1055/s-0042-124532
Statement
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Transorbitale Wechselstromstimulation bei Optikusatrophie Dezember 2016[*]

Stellungnahme von DOG und BVA zu „Gall C et al. Alternating Current Stimulation for Vision Restoration after Optic Nerve Damage: A Randomized Clinical Trial. PLoS One 2016“ Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA)
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Publication Date:
29 March 2017 (online)

Seit einiger Zeit wird eine transorbital-transkutane Elektrostimulationstherapie zur Verbesserung des Sehvermögens bei neurodegenerativen Sehbahnerkrankungen einschließlich Glaukom und altersbedingter Makuladegeneration angeboten (www.savir-center.com). Im Juni 2016 erschien eine Publikation zur Wirksamkeit dieser Therapie bei Optikusatrophie in der Zeitschrift PLoS One [1], der eine multizentrische, prospektive, randomisierte und plazebokontrollierte Studie zugrundeliegt. Die Therapie bestand aus einer Serie von täglich 50 Minuten dauernder transorbitaler Wechselstromstimulation über 10 Wochen, knapp über der Phosphen-Wahrnehmungsschwelle. Als Plazebo wurde mit reduzierter Frequenz stimuliert („Sham“-Gruppe). Mittels einer sogenannten „high resolution perimetry“ wurde eine Gesichtsfeldverbesserung von 24,0 % gegenüber 2,5 % in der Sham-Gruppe angegeben. Die Behandlung hat nach Angaben der Autoren keine relevanten Nebenwirkungen. Sie kommen zu dem Schluss: „This class 1 evidence suggests that visual fields can be improved in a meaningful way.“

Zahlreiche Anfragen sowohl von Kollegen als auch von der Presse waren Anlass für eine Prüfung dieser Publikation. Aus folgenden Gründen können sich die DOG und der BVA den o. a. Schlussfolgerungen nicht anschließen:

* Dieser Beitrag wird ebenfalls in der Zeitschrift Der Ophthalmologe, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2017, veröffentlicht.


 
  • Literatur

  • 1 Gall C, Schmidt S, Schittkowski MP. et al. Alternating current stimulation for vision restoration after optic nerve damage: a randomized clinical trial. PLoS One 2016; 11: e0156134
  • 2 Weinreb RN, Kaufman PL. The glaucoma research community and FDA look to the future: a report from the NEI/FDA CDER glaucoma clinical trial design and endpoints symposium. Invest Ophthalmol Vis Sci 2009; 50: 1497-1505
  • 3 Neuhäuser M. How to deal with multiple endpoints in clinical trials. Fundam Clin Pharmacol 2006; 20: 515-523
  • 4 Stone EM, Newman NJ, Miller NR. et al. Visual recovery in patients with Leberʼs hereditary optic neuropathy and the 11778 mutation. J Clin Neuroophthalmol 1992; 12: 10-14