Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 826
DOI: 10.1055/s-0042-1753866
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen Position der Familie und Adipositas bei Jugendlichen in Deutschland – welche Rolle hat die Familie?

M Blume
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
P Rattay
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
S Hoffmann
2   Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Gesundheitswissenschaften, Cottbus-Senftenberg, Deutschland
,
J Spallek
2   Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Gesundheitswissenschaften, Cottbus-Senftenberg, Deutschland
,
L Sander
2   Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Gesundheitswissenschaften, Cottbus-Senftenberg, Deutschland
,
R Herr
3   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Deutschland
,
I Moor
4   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Halle, Deutschland
,
CR Pischke
5   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Düsseldorf, Deutschland
,
I Iashchenko
6   Technische Universität München, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, München, Deutschland
,
C Hövener
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Die gesundheitlichen Folgen von Adipositas für junge Menschen können schwerwiegend sein. Bei der Entwicklung verschiedener Gesundheitsoutcomes wie Adipositas spielt für junge Menschen die Familie als auch ihre sozioökonomische Position (SEP) eine große Rolle. In dieser Analyse wird untersucht, welche familiäre Determinanten den Zusammenhang zwischen SEP der Familie und Adipositas bei Jugendlichen erklären.

    Methoden Die vorliegende Analyse wurde mit Daten der "Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland" (KiGGS) (Basiserhebung, Welle 1 und 2) durchgeführt (1301 weibliche und 1232 männliche 11- bis 17-Jährige). Mittels logistischer Regressionsmodelle (KHB-Methode) wurden für den Zusammenhang zwischen der SEP der Familie (Einkommen, berufliche Stellung, Bildung, SES-Index) und Adipositas (Ja/Nein) bei Jugendlichen die mediierenden Effekte von familiären Determinanten (elterliches Rauchen, elterliche sportliche Aktivitäten, elterliches Übergewicht, familiärer Stress und familiärer Zusammenhalt) analysiert.

    Ergebnisse Die Prävalenz von Adipositas betrug 7,9 % bei den weiblichen und 8,4 % bei den männlichen Jugendlichen. Es zeigen sich signifikante Zusammenhänge zwischen Adipositas und SEP zu Ungunsten von jenen mit niedriger sozioökonomischer Position. Familiäre Determinanten erklären teilweise oder vollständig den Zusammenhang zwischen SEP und Adipositas bei Jugendlichen. Es wurden geschlechtsspezifische Unterschiede im Ausmaß der Mediation der Familie gefunden. Bei Jungen erklären familiäre Determinanten vollständig den Zusammenhang zwischen Adipositas und Einkommen sowie zwischen Adipositas und der beruflichen Stellung der Eltern. Bei männlichen Jugendlichen lässt sich der indirekte Effekt abhängig von der jeweiligen SEP-Variable zu 20,8 – 27,9 % auf das elterliche Rauchen, zu 14,8 – 26,3 % auf die elterliche sportliche Aktivität und zu 42,6 – 63,6 % auf das elterliche Übergewicht zurückführen. Bei Mädchen wurde der Zusammenhang zwischen der SEP und Adipositas teilweise durch familiäre Determinanten erklärt. Bei weiblichen Jugendlichen lässt sich der indirekte Effekt abhängig von der jeweiligen SEP-Variable zu 26,0 – 52,2 % auf das elterliche Rauchen und zu 41,6 – 67,6 % auf das elterliche Übergewicht zurückführen.

    Schlussfolgerung Die Adipositas-Prävalenz von Jugendlichen variiert nach dem SEP. Familiäre Determinanten sind wichtige mediierende Faktoren für gesundheitliche Ungleichheiten bei Adipositas von Jugendlichen. Es zeigt sich, dass sich Unterschiede in der Adipositas nach SEP insbesondere durch das elterliche Gesundheitsverhalten (v.a. elterliches Rauchen, elterliches Übergewicht und elterliche sportliche Aktivität) erklären lassen. Die Berücksichtigung und Einbindung der Familie bei der Planung und Umsetzung von Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogrammen für gesundheitliche Chancengleichheit bei Jugendlichen ist essentiell.


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    Publication History

    Article published online:
    22 August 2022

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