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DOI: 10.1055/s-0043-1762760
Frühe Gesundheitshilfen – der ÖGD als wichtiger Partner im Netzwerk Frühe Hilfen
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Hintergrund Frühe Hilfen sind Angebote für Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern bis drei Jahre. Dabei gilt es Unterstützungsbedarfe von Eltern und Kindern frühzeitig wahrzunehmen und ihnen systematisch, niedrigschwellig Zugänge zu passgenauen Angeboten zu eröffnen. Ziel ist es, das gesunde Aufwachsen der Kinder sowie die Beziehungs- und Bindungskompetenz der (werdenden) Eltern zu fördern. Die Zusammenarbeit von Akteuren des Gesundheitswesens mit jenen aus der Kinder- und Jugendhilfe ist vorrangiges Ziel der Bundesstiftung Frühe Hilfen. Der ÖGD ist dabei ein wichtiger Partner bei der Steuerung und fachlichen Weiterentwicklung der Frühen Hilfen. Das Bundeskinderschutzgesetz gibt den Jugendämtern die Möglichkeit, die Verantwortung für die Organisation des Netzwerks Frühe Hilfen subsidiär an andere Institutionen wie dem Gesundheitsamt abzugeben. Mit dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst ist das Gesundheitsamt ein etablierter und in der Bevölkerung anerkannter Anbieter von Unterstützungsleistungen für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern bis 3 Jahre in belastenden Lebenslagen.
Umsetzung in Dresden Am Amt für Gesundheit und Prävention Dresden bestehen bereits seit 2012 Strukturen der Frühen Gesundheitshilfen, welche in 2017 innerhalb der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheit als Sachgebiet Frühe Gesundheitshilfen zur Verknüpfung eines breiten Angebotsspektrums ausgegründet wurden. Es umfasst ein Hausbesuchssystem von Familienhebammen/Familienkinderkrankenschwestern, eine (Schrei-) Babysprechstunde und Eltern-Baby-Gruppenangebote der Beratungsstelle zur Entwicklungsförderung von Säuglingen und Kleinkindern. Durch dieses dreigeteilte Angebot werden Eltern individuell, bedarfsgerecht, flexibel, kostenfrei und niedrigschwellig unterstützt. Ein Wechsel zwischen den Angeboten ist problemlos möglich. Damit ist eine enge und unkomplizierte Zusammenarbeit im Sinne der Familien gewährleistet. Die Möglichkeit der Einbindung hochbelasteter Familien in die Eltern-Baby-Gruppen neben einer engen Familienhebammenbegleitung, gemeinsamer Fallaustausch und Fortbildungen innerhalb des Sachgebietes führen zu einer ganzheitlichen Betreuung der Familien. Alle Fachkräfte weisen einen medizinischen Abschluss als Hebamme oder Kinderkrankenschwester mit einer Vielzahl von Zusatzqualifikationen auf. Die Struktur des kostenfreien Kursangebotes hält in jeder Gruppe zwei „Notplätze“ vor, die zeitnah an hochbelastete Familien aus dem Gesundheitswesen oder der Kinder- und Jugendhilfe vergeben werden. Somit wurde neben der Kostenfreiheit eine Niedrigschwelligkeit geschaffen, die es den Familien erleichtert, dieses Angebot anzunehmen bzw. gezielt im Sinne eines ganzheitlichen Hilfe- und Unterstützungssystems in dieses vermittelt und im Sozialraum angebunden zu werden. Die (Schrei-)Babysprechstunde basiert auf dem körpertherapeutischen und bindungsorientierten Ansatz der Emotionellen Ersten Hilfe. Jede Dresdner Familie kann diese ohne Überweisung nutzen. Jährlich werden ca. 680 Kinder und ihre Bezugspersonen durch die Frühen Gesundheitshilfen begleitet.
Ebenso ist eine bedarfsgerechte, niedrigschwellige und ganzheitliche Begleitung der Familien aufgrund einer strukturellen Nähe zu amtseigenen Schwangerschaftsberatungsstellen, Familienberatungsstelle, dem Sozialpsychiatrischen Dienst sowie der Kinder- und Jugendzahnklinik und dem Gesundheitsberatungszentrum möglich. Eine enge Zusammenarbeit besteht zudem mit dem Sachgebiet Soziale Arbeit und dem Kinder- und Jugendärztlichen Dienst innerhalb der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheit. Die Koordinationsstelle der Familienhebammen und Familienkinderkrankenschwestern ist ebenfalls beim Amt für Gesundheit und Prävention verortet und steht in einem engen Austausch mit dem Koordinierenden Netzwerk Frühe Hilfen und Netzwerk Kinderschutz des Jugendamtes ([Abb. 1]).


Diskussion Der ÖGD, insbesondere der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, ist in Dresden ein etablierter Partner innerhalb des Netzwerkes Frühe Hilfen, dem Steuerungs- und Weiterentwicklungsaufgaben zugeschrieben werden. Es werden die verschiedenen Angebote des Sachgebietes Frühe Gesundheitshilfen und damit die vielseitigen und bedarfsgerechten Unterstützungsmöglichkeiten für Familien aufgezeigt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Akteuren im ÖGD zur Weiterentwicklung der Vernetzung und Etablierung der Rolle des ÖGD im Netzwerk Frühen Hilfen. Zielstellung sollte sein, das Angebot zu stärken, als Partner in einem Netzwerk für gesundes Aufwachsen zu agieren und so eine ganzheitliche und multiprofessionelle Unterstützung, insbesondere hochbelasteter Familien, zu erreichen. Das Angebot ist Ausdruck des sozialkompensatorischen Auftrags des ÖGD und sollte als solches grundständig in Gesundheitsämtern etabliert werden.
Publication History
Article published online:
08 March 2023
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