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DOI: 10.1055/s-0043-1762828
Workshops als Plattform zur Entwicklung bedarfsgerechter Handlungsempfehlungen und deren Translation in den Öffentlichen Gesundheitsdienst am Beispiel nagetierübertragener Krankheiten
Hintergrund Zoonosen sind weltweit auf dem Vormarsch. Der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) steht vor der Herausforderung, Risiken frühzeitig zu identifizieren und zu handeln. Dabei können Risikomanagementpläne mit Materialien und Strategien zur Risikoidentifizierung und -kommunikation unterstützen. Der interdisziplinäre RoBoPub Forschungsverbund erforscht Hantaviren und Leptospiren. Damit die im RoBoPub gewonnenen Forschungserkenntnisse im Risikomanagement des ÖGD Anwendung finden können wurden dessen Bedarfe und Anforderungen erhoben.
Methode Im Rahmen der Jahreskongresse des Bundesverbandes der Ärzt:innen des ÖGD in 2018, 2019 und 2022 führte RoBoPub mit Akteuren des ÖGD drei Präsenzworkshops im World-Café Format durch. Der erste Workshop befasste sich mit Problemen, Zielen, Lösungen und Anforderungen an die Forschungsverbünde bezüglich der beruflichen und privaten Exposition gegenüber nagetierübertragenen Infektionen, sowie dem Einsatz von Risikokarten. Schwerpunkt des zweiten und dritten Workshops waren Risikokommunikationsstrategien anhand von Ausbruchsszenarien oder Szenarien mit neu identifizierten Risikogebieten. Der dritte Workshop wurde gemeinsam mit den Verbünden ZooBoCo, TBENager und Q-Gaps durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem Risikomanagementplan zusammengeführt.
Ergebnisse An den drei Workshops nahmen durchschnittlich 23 Teilnehmer: innen, überwiegend aus lokalen Gesundheitsämtern, teil. Die Teilnehmer:innen erwarteten praxisbezogene und zielgruppenspezifische Materialien für die Risikokommunikation. In ihrer Erfahrung ist der direkte Kontakt zu Betroffenen in der Risikokommunikation essentiell. Soziale Medien können traditionelle Medien bei der Kontaktaufnahme vor allem zu schwer erreichbaren Zielgruppen ergänzen. Ihr Einsatz sollte jedoch vorab sorgfältig abgewogen und geplant werden. Unabhängig von dem gewählten Medium sollten die gleichen Inhalte kommuniziert werden. Basierend auf den Workshop-Ergebnissen wurden Materialien für Ausbruchsuntersuchungen und Risikokommunikation, sowie ein Frühwarnsystem für humane Puumala-Hantavirus-Infektionen in einem Risikomanagementplan für den ÖGD zusammengestellt. Die Struktur orientiert sich an realistischen Ausbruchsszenarien mit beiden Erregern.
Schlussfolgerung Wir beschreiben ein erfolgreiches Beispiel der Einbindung des ÖGD in die wissenschaftliche Arbeit der Forschungsverbünde. Durch die gemeinsame Durchführung der Workshops konnten die Bedürfnisse des ÖGD frühzeitig in die Projektarbeit einbezogen werden. Der entwickelte Risikomanagementplan bündelt leicht anpassbare Materialien und Kontaktübersichten. Somit stehen dem ÖGD in Ausbruchs- bzw. Risikosituationen bedarfsorientierte Materialien für die zeitnahe Risikokommunikation bzw. dem Risikomanagement zur Verfügung.
Publication History
Article published online:
08 March 2023
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Georg Thieme Verlag
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