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DOI: 10.1055/s-0043-1770530
Hilflos und fremdbestimmt“ – eine qualitative Auswertung von traumatisierenden Geburtserlebnissen
Einleitung Nach ungeplanten medizinischen Eingriffen können Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein das mütterliche Geburtserleben dominieren und zu einer psychischen Belastungsreaktion, im schwerwiegendsten Fall zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (childbirth-related PTSD [CB-PTSD]) führen. Ungeplante Entbindungsmodi wie Notsectio oder vaginal-operative Geburt sind häufiger mit PTDS assoziiert. Die präzise Kenntnis subjektiv belastender Situationen ist zur Prävention von PTSD-Auslösern erforderlich.
Methoden 139 Frauen, die an einer Universitätsklinik zwischen 2014 und 2019 eine Notsectio erhalten hatten, sowie 3 Kontrollgruppen mit je 139 Frauen mit sekundärer Sectio, Vakuumextraktion oder Spontangeburt wurden standardisiert und mit zwei Freitextfeldern zum subjektiven Erleben befragt. N = 117 Teilnehmerinnen füllten die Freitextfelder aus. Die Auswertung erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse.
Ergebnisse Themen waren: a) belastende Erfahrungen während der Geburt (Angst um das Kind); b) unzulängliche Kommunikation mit dem Personal c) Versagen und Schuldgefühle; d) Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein; e) mangelnde Empathie in der Versorgung.
Schlussfolgerung Die Auslöser von Traumatisierungen sind teilweise auf unzulängliche Adressierungen emotionaler Vulnerabilität der Mutter in Akutsituationen zurückzuführen. Eine frauenzentrierte Kommunikation kann die mentale Belastung vermindern. Nachbesprechungen und psychologische Unterstützungsangebote nach der Geburt können posttraumatische Belastungsreaktionen verhindern.
Publication History
Article published online:
22 August 2023
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Georg Thieme Verlag
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