Gesundheitswesen 2023; 85(08/09): 794
DOI: 10.1055/s-0043-1770545
Abstracts
Vorträge
Versorgungsforschung

Angaben zur Adipositasdiagnose aus Befragungs- und Routinedaten – Stimmen Sie überein?

Anja Schienkiewitz
1   Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Deutschland
,
Julia Thom
2   Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG26 – Psychische Gesundheit, Berlin, Deutschland
,
Roma Thamm
3   Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG25 – Körperliche Gesundheit, Berlin, Deutschland
,
Timm Frerk
4   aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Abt. Gesundheitsberichterstattung und Biometrie, Göttingen, Deutschland
,
Thomas Grobe
4   aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Abt. Gesundheitsberichterstattung und Biometrie, Göttingen, Deutschland
,
Joachim Saam
5   BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung, Wuppertal, Deutschland
,
Felicitas Vogelgesang
2   Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG26 – Psychische Gesundheit, Berlin, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung In Deutschland sind laut Selbstangaben zu Körpergröße und -gewicht fast 20 % der Bevölkerung von einer Adipositas betroffen, in Abrechnungsdaten der ambulanten Versorgung erhalten jedoch nur 10 % eine entsprechende Diagnose. Ziel der vorliegenden Auswertung im Projekt OptDatPMH ist es, Diskrepanzen von Angaben zu Adipositasdiagnosen in Befragungs- und Routinedaten mittels personenbezogener Verknüpfung zu quantifizieren.

    Methoden 6658 Teilnehmende einer repräsentativen Stichprobe von Versicherten der BARMER wurden schriftlich zu Körpergröße und -gewicht sowie einer ärztlichen Adipositasdiagnose in den letzten 12 Monaten befragt. Adipositas wurde mit einem BMI ≥ 30kg/m2 definiert. Die Selbstangaben wurden mit der ICD-Diagnose E.66 (Adipositas) aus Routinedaten des gleichen Zeitraums personenbezogen verknüpft.

    Ergebnisse Eine ärztliche Adipositasdiagnose in den letzten 12 Monaten berichten 11,5 % der Befragten, von denen jedoch bei knapp der Hälfte keine Diagnose in den Routinedaten dokumentiert ist (5,1%). Insgesamt findet sich wiederum für 11,6 % der Teilnehmenden in den Routinedaten eine Adipositasdiagnose, die von 5,2 % nicht in der Befragung berichtet wird.

    Schlussfolgerung Es finden sich deutliche Diskrepanzen zwischen Befragungs- und Routinedaten. Mögliche Erklärungen auf Seite der Teilnehmenden können eine im Arzt-Patienten-Gespräch nicht verstandene, vergessene bzw. bei der Studie verschwiegene Diagnose sein, auf Seite der ärztlichen Dokumentation Fehlkodierungen bzw. Untererfassung von Adipositasdiagnosen.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    22. August 2023

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