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DOI: 10.1055/s-0044-1782022
Lessons learned aus dem Verbundprojekt I.N.Ge
Hintergrund: Das BMG-geförderte Verbundforschungsprojekt „Infektionsschutz.Neu.Gestalten“ (I.N.Ge) startete im September 2021 und hat zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen mit Projektpartner*innen aus Wissenschaft und ÖGD zu stärken. Im Rahmen der Projektlaufzeit von drei Jahren wurden im Verbund gemeinsam Reallabore zu unterschiedlichen Themenfeldern im Bereich des Infektionsschutzes etabliert. Hierbei fanden unterschiedliche quantitative und qualitative Forschungsmethoden Anwendung, im Rahmen der Reallabormethodik wurde in allen Reallaboren insbesondere in hohem Maße transdisziplinär und partizipativ vorgegangen. Das Verbundforschungsprojekt I.N.Ge verfolgt das Ziel, gemeinsam einen Beitrag zur evidenzbasierten Arbeit des ÖGD zu leisten. Zusätzlich wird durch die gemeinsame Arbeit im Verbund angestrebt, die Zusammenarbeit zwischen ÖGD und Public-Health-Forschung zu stärken.
Methodik: Um ein Resümee für den I.N.Ge-Verbund ziehen zu können und Lessons learned für zukünftige (Verbund-)Kooperationen von Projektpartner*innen aus Wissenschaft und ÖGD ableiten zu können, werden Prozesse und Zwischenergebnisse im laufenden Projekt analysiert. Hierzu fließen Bewertungen der operativen und leitenden Ebene ein, die Analyse von Projekt- und Arbeitsplänen, aber auch die Notwendigkeit, strukturelle Änderungen und Anpassungen der Personalplanung vorzunehmen.
Ergebnisse: Die Reallabormethodik wurde als transformativer Lernprozess für den gesamten Forschungsverbund ausgewählt. Auch wenn die für alle im Projekt neue und anspruchsvolle Methodik insgesamt als gewinnbringend eingestuft wird, wird sie ebenfalls als herausfordernd und vor allem für die Einarbeitung in die Methodik und die Durchführung als zeitintensiv wahrgenommen. Insbesondere das stark transdisziplinäre und partizipative Vorgehen musste von allen in Verbund kennen und vor allem schätzen gelernt werden. Die Flexibilität der Reallabormethodik scheint bei ausreichender Methodenkenntnis vorteilhaft für das Projektziel einer Stärkung der Zusammenarbeit, jedoch ist die konkrete Umsetzung und damit der Zeit- und Mittelbedarf schwer abzusehen. Dies erschwert auch die Bewirtschaftung der Projektmittel.
Durch den Projektstart während der COVID-19-Pandemie konnten die Stellen nur verzögert und nicht wie geplant mit erfahrenem wissenschaftlichem Personal besetzt werden. In diesem Kontext erscheint die gewählte Methodik als sehr komplex und zeitintensiv, da sich die neuen Mitarbeitenden zunächst erst in die Felder ÖGD und Forschung einarbeiten mussten. Darüber hinaus mussten notwendige Forschungsmethoden adaptiert werden. Der geplante und beantragte Stellenanteil der Forschenden erscheint in diesem Kontext zu gering. Die unterschiedlichen Strukturen und Arbeitsweisen der Verbundpartner*innen erfordern überdies ein intensives Kennenlernen, regelmäßigen Austausch, eine klare und eindeutige Kommunikation, eine klare Rollen- und Aufgabenverteilung sowie regelmäßige Reflexionen. Auch die Entwicklung eines gemeinsamen Mindsets zu Forschung stellt eine wesentliche grundlegende gemeinsame Aufgabe dar. Für diese Aspekte würden die Verbundpartner*innen bei vergleichbaren Projekten zukünftig mehr Zeit einplanen.
Ausblick: Die Erfahrungen aus I.N.Ge bieten Anhaltspunkte für die Antragsstellung, Entwicklung und Durchführung zukünftiger (Verbund-)Kooperationen von Wissenschaft und ÖGD. Die Projektbeteiligten konnten in der bisherigen Projektlaufzeit ein gemeinsames Verständnis entwickeln und erleben einen Lernprozess, der trotz methodisch unterschiedlicher Herangehensweisen eine produktive, effiziente und gemeinsame Weiterentwicklung der Schnittstelle zwischen Forschung und ÖGD ermöglicht.
Förderung Der Forschungsverbund I.N.Ge (Infektionsschutz.Neu.Gestalten) wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert (ZMI1-2521FSB111).
Interessenskonflikt
Es bestehen keine Interessenskonflikte bei den Autor*innen.
Publication History
Article published online:
10 April 2024
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Georg Thieme Verlag
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