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DOI: 10.1055/s-0045-1801998
Nutzung des Generalizable One Health Framework (GOHF) für die Entwicklung landkreisspezifischer Mechanismen zur Bewältigung koordinierungsbedürftiger Zoonoseereignisse für den Landkreis Lichtenfels
Authors
Hintergrund: Von der World Health Organization (WHO) wird die pandemische Ausbreitung einer neuartigen (Influenza-)Erkrankung seit Jahren in einer Liste der wichtigsten Bedrohungen für die globale Gesundheit geführt. Als ursächliches Pathogen wird im Allgemeinen ein Erreger einer zoonotischen Erkrankung erwartet bzw. ein Erreger mit primär tierischem Reservoir, von dem die Gattungsgrenze mit Übergang auf den Menschen überwunden wird. Der Zeitpunkt der nächsten Pandemie mit einem neuartigen Erreger ist nicht vorhersagbar. Eine entsprechende Wahrscheinlichkeit besteht jeden Tag.
Der aktuelle Global Health Security (GHS) Index zeigt gleichzeitig erhebliche Defizite auf. Die bewerteten Länder sind auch im Nachgang der SARS-CoV-2-Pandemie auf eine neuerliche Pandemie nicht vorbereitet. Deutschland, obschon im Staatenvergleich gut platziert, erzielt in mehreren Kategorien schlechte absolute Punktwerte, insbesondere auch im Bereich Prävention.
Zoonosen stellen die öffentliche Verwaltung vor große Herausforderungen. Sachgerechtes Management erfordert multisektorale Zusammenarbeit der lokal zuständigen unteren Behörden (Veterinäramt, Gesundheitsamt, Umweltamt, Ordnungsamt, Jagdbehörde). Maßgeblich hierfür sind etablierte Handlungskonzepte, die jedoch nicht allgemein vorhanden sind.
Unsere Ziele waren die Entwicklung von landkreisspezifischen Mechanismen für das Management koordinierungsbedürftiger Zoonoseereignisse und die Schaffung eines dauerhaften, belastbaren und niederschwellig aktivierbaren One Health-Koordinationsmechanismus auf Ebene der unteren Behörden durch Nutzung etablierter One Health (OH)-Strategien.
Umsetzung (Methoden und Ergebnisse): Das zoonose-spezifische Generalizable One Health Framework (GOHF) wurde als Rahmenkonzept adaptiert. Für die Prozessschritte des GOHF wurden ergänzende OH-Tools genutzt: One Health Systems Mapping and Analysis Resource Toolkit (OH-SMART) zur Analyse der Rollenfunktionen beteiligter Behörden und zur Lückenanalyse, One Health Zoonotic Disease Prioritization process (OHZDP) zur Priorisierung relevanter Zoonosen, Tripartite Zoonosis Guide als Quelle für best practice-Beispiele bei der Entwicklung von Handlungsprotokollen.
Am Landratsamt Lichtenfels wurde eine Koordinierungsgruppe für Zoonosen als multisektoraler Koordinationsmechanismus konzipiert. Für die weitere Bearbeitung als prioritär zu behandelnde Zoonosen wurden das Auftreten einer neuartigen, potenziell letalen, aerogen übertragbaren Krankheit (analog COVID-19, z. B. neue Variant of Concern (VOC) von SARS-CoV-2, neuartiges Influenzavirus), virale hämorrhagische Fieber (z. B. Ebola, Krim-Kongo-Fieber) und Pest, gefolgt von Milzbrand (Anthrax), Melioidose /Malleus, Rift-Valley-Fieber, Tollwut, und transmissibler spongiformer Enzephalopathie (z. B. vCJK) ermittelt.
Krankheitsspezifische Konzepte für Zoonoseereignisse werden entwickelt.
Diskussion: Die genutzten OH-Tools mussten für die Verwendung auf Landkreisebene adaptiert werden, da sie primär für ministerielle oder weiter übergeordnete Ebenen konzipiert sind. Das neu erstellte Konzept bietet einen strukturierten Ansatz, um einen OH-Koordinationsmechanismus auf Landkreisebene zu etablieren. Landkreisspezifische Handlungskonzepte für das Zoonose-Management können auf dieser Basis wirksam erstellt werden. Die multisektorale Zusammenarbeit wird durch den OH-Ansatz gestärkt und die Effizienz bei der Ereignisbewältigung absehbar gesteigert. Dies ermöglicht ein multisektorales und koordiniertes Vorgehen bereits ab Beginn eines Ausbruchsgeschehens, auch bei späterer epi- oder pandemischer Entwicklung.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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