Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S83-S84
DOI: 10.1055/s-0045-1802061
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Hitze II
11:00 – 12:30

Hitzeaktionsplan Landkreis Ludwigsburg

Authors

  • A Polziehn

    1   Landratsamt Ludwigsburg, Dezernat Gesundheit und Verbraucherschutz, Ludwigsburg
  • V Middel

    1   Landratsamt Ludwigsburg, Dezernat Gesundheit und Verbraucherschutz, Ludwigsburg
  • R Maitra

    1   Landratsamt Ludwigsburg, Dezernat Gesundheit und Verbraucherschutz, Ludwigsburg
  • K Stark

    1   Landratsamt Ludwigsburg, Dezernat Gesundheit und Verbraucherschutz, Ludwigsburg
 
 

    Der weltweite Klimawandel schreitet stetig voran und damit steigt die Gefahr für gesundheitsgefährdende Hitzewellen. Gerade der Südwesten Deutschlands ist von diesem Wandel betroffen. So verzeichnet Baden-Württemberg bereits jetzt einen Anstieg der Jahresdurchschnittstemperaturen von 1,6 °C. Im Landkreis Ludwigsburg hat sich die durchschnittliche Anzahl der heißen Tage pro Jahr (30 °C oder mehr) zwischen 2012-2022 im Vergleich zu den siebziger Jahren mehr als verdreifacht. Vor diesem Hintergrund war die Entwicklung eines Hitzeaktionsplans für den Landkreis Ludwigsburg von großem Interesse.

    Mit Hilfe der Expertise verschiedener Akteure wurde der „Runde Tisch Hitzeschutz“ 2022 etabliert, der als Diskussionsgrundlage für mögliche Maßnahmen im Landkreis Ludwigsburg diente. Umfragen in Pflegeheimen und Kommunen haben einen Einblick in Bezug auf den Status Quo des Hitzeschutzes im Landkreis gewährt. Auch bereits vorhandene kommunale Hitzeaktionspläne wurden analysiert und ausgewertet. Dadurch wurde ersichtlich, dass ein Landkreis nicht über die klar strukturierten und organisierten Verwaltungsstrukturen einer Kommune verfügt und die öffentliche Vielfalt in 39 Kommunen und über 200 Orten eine Herausforderung darstellt.

    In insgesamt 8 Sitzungen des „Runden Tisches Hitzeschutz“ wurden verschiedene Maßnahmen erarbeitet. Dazu zählt die Erstellung einrichtungsspezifischer Maßnahmenpläne, die Sensibilisierung durch Aufklärung über Informationsmaterialien z.B. einrichtungsspezifischer Merkblätter, eine Alarmierungskette, eine interaktive Cool-Map und eine Sparte zum Thema Hitzeschutz auf der Homepage des Landratsamtes Ludwigsburg. Am 18. April 2024 wurde der erste landkreisweite Hitzeaktionsplan in Baden-Württemberg veröffentlicht.

    Im Frühjahr eines jeden Jahres werden die evaluierten Informationsmaterialien (Merkblätter, Maßnahmenpläne) an alle Akteure und deren Zielgruppen versendet. Der „richtige“ Zeitpunkt steht zur Diskussion und könnte von den im Frühjahr herrschenden Temperaturen abhängig gemacht werden und eine erste „Warnung“ vor dem Sommer sein. Die Merkblätter ziehen landesweites Interesse auf sich. So werden diese in einer vom Landesgesundheitsamt geleiteten Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsämtern noch einmal überarbeitet und erweitert, mit dem Ziel diese landesweit zur Verfügung zu stellen. Nach einer Probealarmierung (2023) und einer hitzebedingten Alarmierung (2024), haben wir die Limitationen unserer Alarmierungskette evaluiert und diskutiert. Die Kriterien, die eine Alarmierung im Landkreis Ludwigsburg auslösen (Warnstufe 1: 3 Tage 32 °C und mehr; zwei tropische Nächte über 20 °C; Warnstufe 2: 3 Tage 38 °C und mehr), lehnen sich zwar an die des Deutschen Wetterdienstes an, sollen diese aber nicht spiegeln, um ein Übersensibilisierung zu vermeiden. Dennoch führen eigens etablierte Rahmenbedingungen regelmäßig zur Diskussion ihrer Sinnhaftigkeit. Die Cool-Map erfreut sich reger Beteiligung. Inzwischen können mehr als 400 kühle Orte im Landkreis Ludwigsburg verzeichnet werden. Das Interesse anderer Landkreise sich unserer Cool-Map anzuschließen, zeigt uns zum einen die Stärken, aber gleichzeitig auch die Limitationen unseres Systems auf. Letzteres setzt sich aus der Zuständigkeit und den entstehenden Kosten zusammen. Grundsätzlich wäre eine zentralisierte Lösung auf Landes- oder sogar Bundesebene denkbar. Mit knapp 5000 Abrufen bis Oktober 2024 zeigt die Kategorie Hitzeschutz auf der Homepage des Landratsamtes Ludwigsburg, dass die Bürgerinnen und Bürger sich zu diesem Thema informieren möchten. Die Aktualität aller dort zu findenden Informationen, z.B. von Fördermöglichkeiten, muss daher stets gewährleistet sein.

    Insgesamt wurde in knapp zwei Jahren ein funktionsfähiger Hitzeaktionsplan für den Landkreis Ludwigsburg etabliert.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    11. März 2025

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