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DOI: 10.1055/s-0045-1802063
Das Dresdner Krisenhandbuch – Ergebnis eines After Action Reviews zum Management zukünftiger Krisen durch das Amt für Gesundheit und Prävention
Authors
Hintergrund: Die Coronapandemie hat die tragende Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) bei der Krisenbewältigung offenbart. Neben beratender und unterstützender Funktionen übernimmt der ÖGD in gesundheitlichen Notlagen auch Aufgaben des Krisenmanagements. Hier bedarf es in den Gesundheitsämtern neben Agilität fachlicher und Managementexpertise, die sie in kommunale Organisationsformen einfügen. Der Beitrag informiert über Vorgehen und Ergebnisse des After-Action-Reviews am Dresdner Amt für Gesundheit und Prävention mit der Verschriftlichung eines Handlungsleitfadens für das kommunale Krisenlagenmanagement.
Umsetzung: Um den Erfahrungsschatz sowie gewonnene Erkenntnisse der Mitarbeitenden für die Zukunft umfassend zu nutzen, wurden Prozesse vergangener Krisen systematisch reflektiert. Das Ziel der Definition von Arbeitsweisen und Aufgabenverteilungen in einem Handbuch wurde in folgenden Schritten erreicht: Die Projektleitung präsentierte den Abteilungsleitungen sowie Mitarbeitenden, die an der Bewältigung von Krisen mitwirkten, das Vorgehen und übermittelten einen Fragenkatalog zur Beurteilung eigener Aufgaben und der Performance des Amtes. Die Auswertung der Befragung, an der sich 24 Mitarbeitende beteiligten, war neben einem World-Café Inhalt eines zweiten Austausches. Veränderte Aufgaben, Erwartungen an den Krisenstab, der eigene Rollenwechsel und Wunschvorstellungen ans Krisenmanagement wurden diskutiert. Durch Planspiele in einem weiteren Workshop konnten Erkenntnisse zur Schnittstellenarbeit jenseits des eigenen Amtes gebündelt werden. Auch wurde über Szenarien abgestimmt, zu denen in Projektgruppen Steckbriefe und Checklisten erarbeitet wurden: Blackout, Massenankunft Geflüchteter, Hitzewelle, Massenerkrankungen und Tuberkuloseausbruch. Die Projektleitung systematisierte alle Ergebnisse in einem Entwurf des Leitfadens, der neben einem statischen und szenarienspezifischen Teil eine Wissensbewahrung aus der Bewältigung der Coronapandemie umfasst. Anmerkungen und Ergänzungen der Mitarbeitenden flossen in das finale Handbuch „Management in Krisenlagen“ ein.
Diskussion: Der strukturierte Erfahrungsaustausch verhalf, eine Evaluation des Krisenmanagements durchzuführen. Das After-Action-Review am Amt für Gesundheit und Prävention fand unter breiter Beteiligung Mitarbeitender statt und mündete nach neun Monaten in der Präsentation des Krisenhandbuchs. Die Mehrheit der Mitarbeitenden war mit dem Verlauf des Krisenmanagements am Amt zufrieden. Der Rückblick auf die Erfahrungen in der Bewältigung besonderer Herausforderungen erlaubte die Identifikation von Optimierungserfordernissen. Lösungsvorschläge wurden gemeinsam erarbeitet und fanden wie andere gewonnene Erkenntnisse und Expertisen strukturiert Eingang in den Handlungsleitfaden. Der Prozess ermöglichte den Mitarbeitenden die herausfordernde Pandemie-Zeit Revue passieren zu lassen, bot Raum für kritischen Austausch und stellt die Realisierbarkeit zukünftiger Maßnahmen sicher. In einmal jährlich stattfindenden Übungen soll nun die entwickelte Aufbau- und Ablauforganisation praktisch erprobt und gefestigt werden. Der Handlungsleitfaden ist bezüglich neuer Erkenntnisse und sich ändernder Bedingungen laufend zu überarbeiten. Des Weiteren ist die Entwicklung von Schulungsmanualen geplant. Der Prozess der Leitfadenentwicklung und das entwickelte Krisenhandbuch können anderen Gesundheitsämtern zur Nachahmung dienen.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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