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DOI: 10.1055/s-0045-1802103
Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und nichtübertragbaren Erkrankungen – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS
Authors
Einleitung: Im Rahmen von Befragungssurveys ist die selbstwahrgenommene Mundgesundheit ein geeigneter Indikator, um Informationen über die Mundgesundheit der Bevölkerung zu erhalten. Sie spiegelt die individuelle Sichtweise wider, wobei subjektive (z. B. Schmerzen) und objektive Kriterien (z. B. orale Erkrankungen) in die Beurteilung eingehen. In Deutschland schätzen etwas mehr als ein Viertel der Erwachsenen ihre Mundgesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht ein, Männer häufiger als Frauen [1]. Da orale Erkrankungen in Wechselwirkung mit nichtübertragbaren Erkrankungen (NCD) stehen [2], wird im Folgenden exemplarisch untersucht, ob sich Personen mit und ohne Diabetes mellitus in der selbstwahrgenommenen Mundgesundheit unterscheiden. Für den geplanten Vortrag ist angedacht, den Zusammenhang mit weiteren NCD darzustellen.
Methoden: Datenbasis ist die Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS). Im telefonischen Interview wurden die Teilnehmenden gefragt, wie sie den Zustand ihrer Zähne und ihres Zahnfleischs beschreiben würden (Antwortoptionen: „sehr gut“, „gut“, „mittelmäßig“, „schlecht“, „sehr schlecht“), und ob sie in den letzten 12 Monaten einen Diabetes hatten (Antwortoptionen: „Ja“, „Nein“). Ausgewiesen werden Prävalenzen sowie Prevalence Ratios (PR) und p-Werte aus multivariablen Poisson-Regressionen, die für Geschlecht (erhoben als Geschlechtsidentität), Alter (in Kategorien) und Bildung (ISCED-Klassifikation) statistisch kontrolliert wurden.
Ergebnisse: Die Auswertungen basieren auf Selbstangaben von 22.613 Erwachsenen ab 18 Jahren. Personen mit Diabetes schätzten mit 41,2 % ihre Mundgesundheit häufiger als mittelmäßig bis sehr schlecht ein im Vergleich zu 27,5 % der Personen ohne Diabetes (PR: 1,2; p < 0,001). Der Zusammenhang zwischen Diabetes und einer mittelmäßigen bis sehr schlechten selbstwahrgenommenen Mundgesundheit zeigte sich bei beiden Geschlechtern: Während 34,8 % der Frauen mit Diabetes ihre Mundgesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht bewerteten, waren es 24,0 % der Frauen ohne Diabetes (PR: 1,2; p = 0,011). Bei den Männern schätzten 46,5 % derjenigen mit Diabetes im Vergleich zu 31,2 % derjenigen ohne Diabetes ihre Mundgesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht ein (PR: 1,3; p < 0,001).
Schlussfolgerung: Diese ersten Ergebnisse aus Deutschland zum Zusammenhang zwischen Diabetes und einer mittelmäßigen bis sehr schlechten selbstwahrgenommenen Mundgesundheit stützen internationale Forschungsbefunde [2], die außerdem zeigen, dass bereits im Kindes- und Jugendalter ein Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Diabetes sowie anderen NCD wie Adipositas, Asthma bronchiale und Bluthochdruck besteht. Die Kenntnis dieser Zusammenhänge wäre auch für Zahnärzt:innen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) von hohem Interesse, um mittels geeigneter früher Interventionen einen Beitrag zu einer höheren mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität bei den Betroffenen zu leisten. Vor diesem Hintergrund wäre auch ein intensiverer Austausch zwischen Zahnärzt:innen, Kinder- und Jugendärzt:innen, Hausärzt:innen und relevanten Facharztgruppen wünschenswert.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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