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DOI: 10.1055/s-0045-1802121
Gesundheitskompetenz in puncto stechmückenübertragener Infektionen und Mückenschutz (GeKoMü-Studie) – Ergebnisse einer lokalen Befragung
Authors
Einleitung: Bedingt durch den Klimawandel besteht die Gefahr einer Ausbreitung tropischer Vektoren und durch sie übertragener Infektionen in außertropischen Gebieten, insbesondere auch in Zentraleuropa (1). Bereits seit mehreren Jahren verzeichnet das ECDC autochthone Transmissionen von Dengue- und West-Nil-Virus in Italien, Frankreich, Spanien oder auch Deutschland (2,3). Die Aufklärung und Implementierung von Schutzmaßnahmen gegen Stechmücken als potenzielle Vektoren werden damit in absehbarer Zeit auch in Deutschland zunehmend relevant sein. Aus Deutschland existieren bisher nur wenige Forschungsarbeiten zum Wissen, den Einstellungen und der Handlungsbereitschaft bezüglich stechmückenübertragener Infektionen und Mückenschutz in der hiesigen Bevölkerung. Im Rahmen der GeKoMü-Studie wurden innerhalb einer regionalen Stichprobe aus Regensburg in einer Querschnittserhebung erste Daten zu o.g. Aspekten gesammelt.
Material und Methoden: Im Zeitraum vom 1. April bis 31. Juli 2024 wurde ein papierbasierter Fragebogen an Bürger im Gesundheitsamt/Landratsamt Regensburg ausgegeben. Die Teilnahme an der Befragung erfolgte freiwillig und anonym. Der Fragebogen umfasste 19 Fragen, welche demografische Daten, Reiseerfahrung, den Wissensstand zu Stechmücken und Schutzmaßnahmen, die Einstellung gegenüber Mückenschutz sowie die Handlungsbereitschaft der Teilnehmer erfassten. Die Daten werden deskriptiv und ggf. inferenzstatistisch ausgewertet. Im Rahmen des Vortrags werden erste Ergebnisse der Analyse präsentiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 598 Personen in die Auswertung eingeschlossen. 67,1% der Befragten waren zwischen 20 und 40 Jahre alt, 59,7% der Teilnehmer waren weiblich. Absolventen eines Gymnasialabschlusses (30,3%) oder Universitätsabschlusses (47,8%) waren in der Stichprobe überrepräsentiert. Etwa ein Drittel gab an, bereits über Reiseerfahrung in den (Sub-)Tropen zu verfügen. 78,9% dieser Personengruppe berichteten, im Vorfeld ihrer Reise eine reisemedizinische Beratung erhalten zu haben, die bei einem Großteil (72,4%) auch die Aufklärung über Mückenschutz und durch Mücken übertragene Krankheiten beinhaltete. Die Wissensfragen zu den bevorzugten Brutplätzen von Mücken und mückenübertragenen Infektionen konnten nur von wenigen Teilnehmern vollständig richtig beantwortet werden (19,9% und 5,9%). Von den befragten Personen konnten 41,5% jedoch die als Krankheitsüberträger bedeutendsten Mückenspezies identifizieren. Das Meinungsbild zeigte, dass die Mehrheit den Klimawandel als Grund für die Ausbreitung nicht-heimischer Mücken (88,1%) und somit auch von Tropenkrankheiten (80,4%) in Deutschland sahen. Zwar gaben 89,0% der Befragten an, dass der Klimawandel ihrer Meinung nach zukünftig Auswirkungen auf die Gesundheit haben wird, eine Gefahr speziell durch stechmückenübertragene Infektionen hingegen sah nur ca. ein Drittel. Rund die Hälfte der Studienteilnehmer gab an, sich bereits vor Mücken zu schützen, wobei nach den erhobenen Daten nur 25% der Befragten bewusst Brutplätze aus der persönlichen Umgebung entfernten.
Diskussion: Die vorgestellten Daten zeigen, dass die Bevölkerung in der betrachtetetn Stichprobe bereits über ein Bewusstsein für die mit ehemals tropischen Vektoren verbundenen Gesundheitsgefahren und spezifisches Wissen z.B. zu Brutplätzen, Spezies und durch Mücken übertragene Krankheiten verfügt. Jedoch erscheinen diese noch weiter ausbaufähig. Die Ergebnisse der Meinungsfragen legen nahe, dass mehr Bewusstsein für das Gefahrenpotenzial von Stechmücken geschaffen werden muss. Der Klimawandel als Einflussfaktor auf die Gesundheit wird zwar breit wahrgenommen, spezifische Aspekte vektorübertragener Infektionen müssen jedoch konkret adressiert werden, um die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung z.B. durch Informationskampagnen in Zukunft gezielt zu stärken.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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