Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1802175
Gesundheit 60+ im Landkreis Trier-Saarburg. Praktischer Nutzen und theoretische Implikationen ergänzender kleinräumiger Bevölkerungsbefragungen zum Thema Gesundheit.
Authors
Zielgerichtete Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, wie sie mittlerweile von einem modernen öffentlichen Gesundheitsdienst erwartet werden, erfordern eine sehr genaue Kenntnis des konkreten Bedarfes vor Ort. Leider stoßen die kommunalen Gesundheitsämter dabei oftmals auf Probleme. Diese reichen von der grundsätzlichen Verfügbarkeit von Daten, die es auch erlauben, sozialräumlich differenzierte Aussagen oder sogar direkte Wirkzusammenhänge vor Ort zu untersuchen, bis hin zu Hürden beim Zugang zu Daten.
Generell gibt es zwar Surveys wie etwa „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) oder die „Nationale Kohorte“ (NAKO), die sich explizit mit der Erforschung der Zusammenhänge zwischen sozioökonomischem Status, Fragen des Lebensstils, Umweltfaktoren und der individuellen Gesundheit beschäftigen, allerdings lassen sich diese Ergebnisse nur bedingt zur Ermittlung von Bedarfen vor Ort in den Kommunen anwenden. Meist sind diese Studien darauf ausgelegt, generelle Wirkzusammenhänge festzustellen, und selbst wenn der Versuch unternommen wird, eine regionale Perspektive einzunehmen, bleiben die Fallzahlen meist zu gering, um daraus belastbare Aussagen für einzelne Kreise oder gar Gemeinden ableiten zu können.
Diese Problematik bezieht sich allerdings nicht nur auf spezifische medizinische Daten. Bereits grundlegende Indikatoren, beispielsweise zum Rauchverhalten oder zum Bewegungsverhalten, lassen sich gar nicht oder nur mit einer erheblichen statistischen Unsicherheit überhaupt auf Kreisebene finden. Eine Möglichkeit, diesem Mangel an regional spezifischen Informationen zu umgehen, stellen ergänzende Bevölkerungsbefragungen vor Ort dar. Eine solche Studie, in der die Bevölkerungsgruppe der über 60-Jährigen des Landkreis Trier-Saarburg befragt wurde, stellt die Basis des eingereichten Beitrages dar.
Aus dieser Bevölkerungsgruppe wurde eine Zufallsstichprobe ausgewählt und mit Hilfe eines postalisch versendeten Papierfragebogens zu gesundheitlich relevanten Aspekten befragt. Neben einer Diskussion der Vor- und Nachteile dieses Studiendesigns sollen auch das Befragungsinstrument selbst, sowie die konkreten Ergebnisse der Befragung (Feldzeit Q4 2024) vorgestellt werden. Diese zielen explizit darauf ab, eine umfangreiche Wissensbasis zu Nicht-übertragbaren Krankheiten, gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen und deren sozialräumliche und sozioökonomische Differenzierung zu erhalten, um so zielgerichtete Interventionsmaßnahmen im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention konzipieren zu können.
Allerdings erfordern solche Studien sowohl personelle, als auch finanzielle Ressourcen und können somit nicht nach Belieben und zu jederzeit durchgeführt werden. Ein weiterer und aus einer Forschungsperspektive gegebenenfalls noch interessanterer Ansatz dieses Forschungsprojektes, befasst sich auf Basis der Ergebnisse deshalb mit der Frage, inwieweit statistische Schätzverfahren in der Lage sind, Ergebnisse bundesweiter Surveys auch auf kommunale Ebene herunterzurechnen. Die Idee ist es, mit Hilfe bekannter soziodemographischer Merkmale des Landkreises Trier-Saarburg und mit aus den Surveys ermittelten Randverteilungen beispielsweise die Raucherquote vor Ort in Trier-Saarburg zu schätzen. Da unklar ist, inwieweit dieses Verfahren tatsächlich die wahren Werte in der Kommune wiederspiegelt, kann man durch die Gegenüberstellung der geschätzten Werte und der Befragungswerte versuchen, diese statistischen Unsicherheiten zu quantifizieren.
Ziel ist es dabei auf lange Sicht Methoden und Frameworks zu entwickeln, die es erlauben valide Daten zu gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen und nicht-übertragbaren Krankheiten auf regionaler Ebene zu generieren, ohne jedes Mal ressourcenintensive ergänzende Bevölkerungsbefragungen durchführen zu müssen. Somit kann diese Befragung nicht nur praktisch aktuelle Informationen liefern, um zielgerichtete Maßnahmen umsetzen zu können, sondern soll auch dazu dienen, nachhaltige und kostensparende Methoden zur Generierung von kleinräumigen Daten zu entwickeln.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
