Sprache · Stimme · Gehör 2000; 24(2): 85-89
DOI: 10.1055/s-2000-11074
Schwerpunktthema
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Erfahrungen aus der Sprecherziehung des Schauspielers für die Praxis des Logopäden

Experiences from Actor9s Speech Education Applied for Logopaedic PracticeEgon Aderhold
  • Institut HdK Berlin, Fakultät: Darstellende Kunst
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zusammenfassung

Es wird untersucht, wie weit Übungen der Sprecherziehung des Schauspielers in die logopädische Praxis übernommen werden können. Dabei wird auf den Unterschied zwischen der sprecherzieherischen Betreuung von Studenten und der ausgebildeter Schauspieler hingewiesen. In beiden Fällen können bestimmte Methoden auch in der Logopädie Anwendung finden - vor allem auf dem Gebiet der Stimmtherapie, aber auch auf dem der Artikulationsschulung. Die Ganzheitlichkeit jeder Sprech- und Stimmleistung wird betont; entsprechend sind die praktischen Übungen angelegt (Zusammenhang von Körper- und Sprechmotorik, Raum- und Hörerbezug). Bei Berufsschauspielern zeigen Erfahrungswerte, dass bei etwa 60 % im Laufe ihrer Praxis stimmliche Probleme, meist von kurzer Dauer, auftreten; bei 6,5 % (von 401 registrierten Schauspielern) wurden fachärztlich Stimmlippenknötchen bzw. mangelhafter Glottisschluss diagnostiziert. Die Bibliotherapie wird auch für die logopädische Praxis empfohlen.

This investigation deals with the options of transferring speech training exercises developed for actors into logopaedic practice. Differences between speech educational for students and those for graduated actors are pointed out. However, in both cases certain methods can be applied also in logopaedics - mainly in vocal therapy, but also in articulation training. Any speech or vocal performance is to see as a whole; practical exercises are presented accordingly (correlation of corporal and speech motion, of spatial and listener relationship). Empirical data from professional actors indicate, that about 60 percent of them evolve vocal problems, normally of short duration. Vocal cord knots and deficient glottal closing were diagnosed by specialists in 6.5 percent (of 401 examined actors). Bibliotherapy is recommended for logopaedic practice as well.

Literatur

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Egon Aderhold

Honorarprof. an der Hochschule der Künste Berlin



Priv. Anschrift:

Lindenallee 32

16547 Birkenwerder

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