Sprache · Stimme · Gehör 2000; 24(3): 132-137
DOI: 10.1055/s-2000-11078
QualitÄtssicherung
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Fragebogenerhebung zur Studentenausbildung in der Phoniatrie und Pädaudiologie[*]

A Questionnaire to Assess Medical Students' Satisfaction with Teaching in Phoniatrics and PedaudiologyF. Rosanowski1 , U. Hoppe1 , K. Börchers2 , U. Eysholdt1
  • 1 Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie (Vorstand: Prof. Dr. Dr. U. Eysholdt)
  • 2 Koordinationsstelle für Qualitätsmanagement (Leiterin: Dr. K. Börchers) Klinikum der Universität Erlangen-Nürnberg
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Phoniatrie und Pädaudiologie ist das medizinische Fachgebiet zur Diagnostik, Therapie, Prävention und Rehabilitation von Kommunikationsstörungen. Die aktuelle Literatur belegt auch die herausragende sozialmedizinische und sozioökonomische Bedeutung des Faches [1]. So erscheint es folgerichtig, dass das frühere „Teilgebiet” der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde seit der Novelle der Ärztlichen Weiterbildungsordnung von 1993 eigenständig wurde. Das Fach ist in der aktuellen Approbationsordnung für Ärzte noch nicht aufgeführt, seine Unterrichtsinhalte werden derzeit zumeist im Rahmen der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde vermittelt. Als Teil des Qualitätsmanagements der berichtenden Abteilung wurde der Studentenunterricht im Rahmen des Praktikums der HNO-Heilkunde im Wintersemester 1998/99 mit einem Fragebogen evaluiert. Aus den Ergebnissen sollten sich umsetzbare Optimierungsmöglichkeiten der Lehre ergeben.

Methode: Die Fragen waren auf einem einseitigen DIN-A4-Bogen abgedruckt. Neben Angaben zur Person (Geschlecht, Alter, Semester) zielten 15 Fragen auf die Frequenz der Praktikumstermine, die jeweilige Dauer, die Gruppengröße und auf konkrete Kritikpunkte und Wünsche zum Ausbildungsangebot. An 6 Terminen à 45 Minuten Dauer in unterschiedlichen Studentengruppen mit jeweils etwa 15 Teilnehmern insgesamt 92 Bogen verteilt.

Ergebnisse: Es standen 88 Bogen zur Auswertung zur Verfügung, die Rücklaufquote war 96 %. Die meisten Studenten bevorzugten ein einmaliges phoniatrisch-pädaudiologisches Praktikum von 45 Minuten Dauer. 56 gegenüber 31 Studenten wünschten eine dem Praktikum vorausgehende theoretische Veranstaltung, 53 gegenüber 32 befürworteten die Lehre phoniatrisch-pädaudiologischer Inhalte auch bereits im 1. Klinischen Studienabschnitt, hingegen nur 34 gegenüber 53 die stärkere Berücksichtigung der Grundlagen im Vorklinischen Studium. Die Frage zur Vermittlung examensrelevanter Kenntnisse durch die Demonstration von „Stimmpatienten” wurde nur tendenziell zustimmend beantwortet, die das gesamte Praktikum beschließende Klausur wurde nicht als sinnvoll für die Examensvorbereitung angesehen. Das Angebot eines weiterführenden Seminars zu ausgewählten Themen der Phoniatrie-Pädaudiologie wurde abgelehnt. Die anderen Fragen wurden in dem Sinne „positiv” beantwortet, als sie die jeweilige Unterrichtsstunde lobten und die Vermittlung spezifischer phoniatrisch-pädaudiologischer Kenntnisse befürworteten.

Schlussfolgerung: Die hohe Rücklaufquote lässt auf ein repräsentatives Ergebnis schließen. Sie belegt die Würdigung des Bemühens um eine Verbesserung der Lehre. Die detaillierte Analyse des Fragebogens führt zu konkreten Veränderungen der Ausbildung mit zusätzlichen Themenschwerpunkten im Gruppenunterricht sowie mit der stärkeren Berücksichtigung phoniatrisch-pädaudiologischer Themen im vorklinischen Studium und im 1. klinischen Studienabschnitt. Die diskutierte Reform des Medizinstudiums u. a. mit altersgruppen- und/oder symptombezogenem Unterricht eröffnet Ansätze auch zur verbesserten Vermittlung phoniatrisch-pädaudiologischer Kenntnisse z. B. im Rahmen interdisziplinärer Unterrichtsveranstaltungen. Zudem wird damit auch der wachsenden sozioökonomischen Bedeutung des Faches bereits im Medizinstudium Rechnung getragen. Die Darlegung des studentischen Feedbacks und der daraus gezogenen Konsequenzen kann in fakultätsinternen Diskussionen die Position des Faches gegenüber den so genannten „großen” Fächern stärken.

Background: In Germany, phoniatrics and pedaudiology is the medical speciality for the diagnosis, treatment, prevention and rehabilitation of communication disorders. The evidence of a medicine-based science in the field of communication disorders was recently outlined by Ruben [1]. For historical reasons, german medical schools teach specific phoniatric and pedaudiologic topics e.g. voice and (developmental) speech disorders, hearing disorders in children and dysphagia within the ENT-training. For some years, evaluation of medical teaching has been demanded. Thus, a questionnaire study at Erlangen School of Medicine was undertaken to assess the medical students' satisfaction with their practical training in phoniatrics and pedaudiology.

Methods: Questionnaires were given to 92 students in the winter term of 1998/99. 15 questions focussed on specific aspects of the practical training in phoniatrics and pedaudiology such as the frequency of lessons, the duration of the individual lesson, the number of students in each group, specific criticisms and wishes concerning the training.

Results: The response rate was 96 %. The number of students in each group (≈ 15) was regarded as adequate, as was the frequency and duration of the phoniatric and pedaudiologic teaching sessions within the ENT-training. Most of the students preferred to have their specific training of phoniatric and pedaudiologic basics not during preclinical courses but at the beginning of their clinical studies. The answer to all other questions confirmed a high acceptance of the specific way of teaching phoniatrics and pedaudiology at Erlangen Medical School.

Conclusions: The response rate of 96 % proves that students are willing to give a feedback on their training experience even in „smaller” medical specialities. The results of the questionnaire described in this study provided encouragement for further improving the medical course and teaching of specific phoniatric and pedaudiologic topics. They offer new aspects for the discussion of reforming medical education in Germany such as age group specific and symptom orientated training. For small specialities these aspects are important for their continuing independance in academic medicine.

1 Auszugsweise vorgetragen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie, Marburg 1999

1 * Herrn Prof. Dr. G. Kittel in Verehrung gewidmet anlässlich seines 75. Geburtstages

Literatur

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  • 21 Viethen  G,, Dombert  T,, Klinger  M,, Lachmann  S,, Bürk  C:. Ein trendinstrument zur Erhebung von Patientenunzufriedenheit: Die Lübecker Fragebogen-Doppelkarte.  Gesundh. Okon. Qual-manag.. 1997;;  2 50-53
  • 22 Pinter  E:. Qualitätsmanagement-Darlegung als Bedürfnis der Praxis. In: Pinter E, Swart E, Vitt KD (Hrsg). Praxis umfassendes Qualitätsmanagement. Frankfurt:; pmi Verlagsgruppe 1998: 56-83

1 Auszugsweise vorgetragen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie, Marburg 1999

1 * Herrn Prof. Dr. G. Kittel in Verehrung gewidmet anlässlich seines 75. Geburtstages

Dr. PD Frank Rosanowski

Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie

Klinikum der Universität Erlangen-Nürnberg

Bohlenplatz 21

91054 Erlangen

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