Aktuelle Ernährungsmedizin 2001; 26(1): 1-7
DOI: 10.1055/s-2001-11572
ORIGINALARBEIT
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Funktionelle, verhaltensabhängige und soziodemographische Parameter von präpubertären Kindern von adipösen und nichtadipösen Eltern

A. Grund1 , H. Krause2 , M. Siewers2 , H. Rieckert2 , M.  J. Müller1
  • 1Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde (Abteilung Ernährung des Menschen) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
  • 2Institut für Sport und Sportwissenschaften (Lehrstuhl Sportmedizin) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

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Zusammenfassung

Die Zusammenhänge zwischen biologischen und soziodemographischen Parametern von präpubertären Kindern und dem Ernährungszustand ihrer Eltern sind nicht geklärt. Welche Zusammenhänge gibt es und welche Konsequenzen haben sie für zukünftige Interventionen? Material und Methoden: Die Ernährungsgewohnheiten von 49 Kindern (Alter: 5 - 11 Jahre) und die soziodemographischen Charakteristika der Familien wurden über einen Fragebogen erfragt. Der BMI der Eltern wurde nach eigenen Angaben über Größe und Gewicht berechnet. Zusätzlich wurden die körperliche Aktivität, der 24-h-Energieverbrauch, die aerobe Fitness, die isometrische Maximalkraft in den Beinen und die Körperzusammensetzung der Kinder gemessen. Ergebnisse: Der BMI der Eltern korreliert mit der Fettmasse der Kinder (p < 0,05), die Beziehung ist für die Mütter stärker ausgeprägt als für Väter. Kinder adipöser Mütter haben einen signifikant höheren BMI als Kinder von normal- und übergewichtigen Müttern (p < 0,05). Diese Beziehung war zwischen Vätern und Kindern tendenziell aber nicht signifikant nachweisbar. Das Ernährungsverhalten der Kinder mit adipösen Müttern unterscheidet sich von Kindern mit nichtadipösen Müttern: Sie verzehren häufiger Fast Food, Nuss-Nougat-Creme, Chips und Limonade, aber seltener Obst. Es bestehen signifikante soziodemographische Unterschiede zwischen den Gruppen: Adipöse Mütter hatten häufiger eine geringere Schulbildung (p < 0,05). Ihre Kinder waren seltener Mitglied in einem Sportverein (p < 0,05). Die körperliche Aktivität, der Fernsehkonsum, die Muskelkraft und die Fitness der Kinder adipöser und nichtadipöser Eltern unterscheiden sich nicht. Schlussfolgerung: Aus der engen Beziehungen zwischen Bildung, Ernährung und Ernährungszustand der Mütter und dem Ernährungszustand der Kinder, ergibt sich die Notwendigkeit, die ganze Familie in Interventionen zur Adipositasprävention mit einzubeziehen.

Functional, Behavioral and Sociodemographic Characteristics of Prepurbertal Children with Obese and Non-obese Parents

The relationships between biological and sociodemographic parameters of prepubertal children and the nutritional state of their parents are not clear. Which relationships are there and what do this mean for future interventions? Material and Methods: Nutrition habits and sociodemographic factors were estimated in 49 children (age: 5 - 11 years) by a questionnaire. Parents self reported height and weight. BMI of parents was calculated. Furthermore physical activity, total energy expenditure, aerobic fitness, isometric muscle strength of the legs, and body composition were measured in the children. Results: BMI of parents correlated with fat mass of the children (p < 0.05). Children with obese mothers had a higher BMI, than children with normal or overweight mothers (p < 0.05). This relationship was not seen between children and fathers (n. s.). There were differences between nutrition behaviours of children with obese mothers and children with non obese mothers: Their consumption of fast food, nougat-creme, chips and limonade was increased and fruit consumption was decreased. There were sociodemographic group differences: Obese mothers had more often lower school educations (p < 0.05). Children of obese mothers were less frequently members in a sport club (p < 0.05). There were no differences in physical activity, TV-consumption, muscle strength and fitness between the children of obese and non-obese mothers (n. s.). Conclusion: There are relationships between education, nutrition and nutritional state of the mothers and nutritional state of the children. These data suggest, that interventions for obesity prevention must tackle the whole family.

Literatur

Prof. Dr. med. Manfred James Müller

Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde

Agrar- und Ernährungswissenschaftliche FakultätChristian-Albrechts-Universität zu Kiel

Düsternbrooker Weg 17 - 1924105 Kiel

eMail: mmueller@nutrfoodsc.uni-kiel.de