Viszeralchirurgie 2004; 39(1): 48-51
DOI: 10.1055/s-2004-44928
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Onkogenese und Kunststoffnetze: contra

Oncogenesis and Meshes: ContraB. M. Ghadimi1 , C. Langer1 , H. Becker1
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemeinchirurgie, Universitätsklinikum Göttingen
Further Information

Publication History

Publication Date:
24 February 2004 (online)

Preview

Zusammenfassung

In den USA und Westeuropa werden zur Versorgung sowohl von Narben- als auch Leistenhernien Kunststoffnetze implantiert. Die Kurzzeit- und Langzeitergebnisse von Kunststoffnetzen bezüglich der Komplikationsrate, Rezidivfreiheit und des Patientenkomforts sind überzeugend. Ein potenzielles Karzinogeneserisiko von Biomaterialien wird von einigen Arbeitsgruppen diskutiert. Es existieren experimentelle Ansätze bei denen in der Tat durch die Implantation unterschiedlichster Fremdmaterialien (z. B. Kunststoffe und Metalle) bei Mäusen und Ratten Weichgewebssarkome induziert werden können. Beim Menschen allerdings ist trotz millionenfacher Verwendung von Kunststoffnetzen in der Hernienchirurgie bis zum heutigen Tag kein einziger Kasus beschrieben. Der Nachweis von Proliferationsmarkern, von Apoptose sowie der Modulation von Heat-Shock Proteinen bei Netzimplantaten erscheint nicht ausreichend um das Karzinogeneserisiko im Zusammenhang mit Kunsstoffnetzen einschätzen zu können.

Zusammenfassend liegen bis zum heutigen Tage keine Beweise vor, die ein reales Karzinogenesepotenzial von Biomaterialien beim Menschen nahelegen. Aufgrund der derzeitigen Datenlage kann somit nach unserer Einschätzung die Implantation von Biomaterialien in der Hernienchirurgie beim Erwachsenen weiterhin propagiert werden.

Abstract

The implantation of meshes to correct inguinal as well as incisional hernias is widely used in the U.S.A. and Western Europe. The short and long term results of meshes are convincing concerning complications, recurrence rate and patient's comfort. On the other hand side some scientific groups discuss the possibility of malignant tumor development due to implanted meshes. In fact, experimental models exist which demonstrate that soft tissue sarcomas can be induced in mice and rats by implanting artificial materials such as synthetics or metal. Beside millions of hernia repairs using meshes worldwide no patient has been reported with a soft tissue tumor until today. The analyses of molecular markers of proliferation, of apoptosis as well as the modulation of heat shock proteins seem not to prove the carcinogenic potential of meshes.

In conclusion, there are no data so far indicating a real risk for humans to develop malignant tumors due to implanted meshes. Therefore we further propagate the implantation of meshes in hernia repair in adult patients.

Literatur

Prof. Dr. med. Heinz Becker

Klinik und Poliklinik für Allgemeinchirurgie

Universitätsklinikum Göttingen

Robert Koch-Str. 40

37075 Göttingen