Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221(11): 898-903
DOI: 10.1055/s-2004-813652
Klinische Studie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Orbitavolumetrie bei kongenitalem klinischen Anophthalmus

Orbital Volume in Congenital Clinical AnophthalmosM. Schittkowski1 , V. Hingst2 , A. Knaape2 , K. Gundlach3 , N. Fichter1 , R. Guthoff1
  • 1Universitäts-Augenklinik Rostock
  • 2Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universitätsaugenklinik Rostock
  • 3Universitätsklinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie
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Publication History

Eingegangen: 24.5.2004

Angenommen: 3.8.2004

Publication Date:
24 November 2004 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es, die Ergebnisse der Orbitavolumenbestimmung bei kongenitalem klinischen Anophthalmus (KA) vor, während und nach Therapie mit selbstquellenden Hydrogelexpandern vorzustellen und sie in Bezug zu Normalwerterhebungen zu bringen. Patienten und Methode: Die Normalwerte des Orbitavolumens wurden bei 35 Schädel- und augengesunden Kindern (22 Jungen, 13 Mädchen; Alter 3 Monate bis 7 Jahre), bei denen eine MRT aus nicht ophthalmologischer Indikation erfolgte, erhoben. Darüber hinaus wurde bei 18 Patienten, 9 mit einseitigem, 8 mit beidseitigem KA, 1 Mikrophthalmus, ebenfalls eine Orbitavolumetrie durchgeführt. Von 6 Patienten (4 einseitiger, 2 beidseitiger KA) liegen Daten im Verlauf (d. h. mindestens 2 Untersuchungen) vor. Ergebnisse: Das Orbitavolumen nimmt, ausgehend von ca. 7 ml bei Geburt, nach der mathematischen Beziehung: Orbitavolumen = 7,701 × Lebensalter in Monaten0,2484 ml zu. Es beträgt mit 12 Monaten ca. 14,2 ml, mit 24 Monaten ca. 17 ml und steigt bis zu ca. 23 ml mit 84 Monaten an. Die Augenhöhle ist bei einseitigem KA auf 35 bis 58 % der gesunden Seite bzw. auf 31 bis 65 % der Altersnorm verkleinert. Bei beidseitigem KA ist das Volumen auf 43 bis 70 % der Altersnorm reduziert. Bei den behandelten Patienten mit KA ist ein Werteverlauf parallel zur Altersnorm zu beobachten. Diskussion: Die Normalwerte des kindlichen Orbitavolumens zeigen hohe Übereinstimmung mit der bisher einzigen vergleichbaren Arbeit von Bentley et al. [1]. Die MRT-Orbitavolumetrie ist ein zuverlässiges Instrument für den Vergleich mit Patienten mit KA, speziell für die Therapiekontrolle nach Implantation selbstquellender Hydrogelexpander in die Orbita. Der bereits intrauterin fehlende Wachstumsstimulus Auge scheint den wesentlichen Faktor für die erheblich verkleinerte Orbita bei KA darzustellen. Es besteht eine beträchtliche Gefahr für die ungenügende Entfaltung des Mittelgesichts. Besonders bei einseitigem KA resultiert eine messbare Asymmetrie. Ein orbitavolumenstimulierender Effekt der genutzten Expander im Sinne einer Vergrößerung hin zur Altersnorm ist nicht nachweisbar. Die Frage, ob aber ohne die Orbitaexpander ein weiteres Zurückbleiben des Orbitavolumens resultieren würde, bleibt mangels ethisch nicht vertretbarer unbehandelter Kontrollgruppe offen.

Abstract

Introduction: The purpose of this study is to report orbital volume measurement results in patients with congenital clinical anophthalmia before and after therapy and to compare them with normal values. Patients and Method: Normal values were obtained from 35 healthy children (22 boys, 13 girls; aged 3 month to 7 years) in whom MRI was done for non-ophthalmological reasons. 18 patients with congenital anophthalmos could be included, 9 with bilateral, 8 with unilateral disease and 1 microphthalmos. 6 of them had MRI follow-up (more than one examination). Results: Orbital volume at birth is 7 ml and it increases with age: Orbital volume = 7.701 × age (month)0.2484 ml. It is around 14.2 ml at the age 1 year, 17 ml with 2 years and reaches 23 ml with 7 years. In unilateral clinical anophthalmos orbital volume is 35 to 58 % compared with the healthy side and 31 to 65 % compared with the normal values. In bilateral cases the volume is 43 to 70 % of the normal value. During treatment it develops in parallel to the normal values. Conclusions: The normal values measured by our group are in accordance with the only published study by Bentley [1]. MRI orbital volumetry is a reliable method without using radiation. It allows us to quantify the bony asymmetry and is suitable for therapy control when using orbital expanders. The congenital missing eye might be the most important reason why the orbit does not develop in the normal way to a normal size. Self-inflating high, hydrophilic hydrogel expanders do not seem to be able to compensate this, in spite of the fact that they work very well to prepare the socket for a prosthesis.

Literatur

Dr. med. M. Schittkowski

Universitätsaugenklinik

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